Donald Trump wird zum unnachgiebigen Zollbeamten.Bild: AP
Die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus dürfte das finanzielle Gleichgewicht durcheinander bringen. Müssen wir eine Katastrophe für die Schweizer Wirtschaft befürchten? Nicht unbedingt.
11.11.2024, 12:2211.11.2024, 12:25
Niklaus Vontobel / ch media
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Es wurde angenommen, dass sich die Wirtschaft von den Schocks der Covid-19-Krise und des Ukraine-Krieges erholt habe. Die Inflation schien besiegt und die Zinssätze sanken erneut. Aber lDie Ankunft von Donald Trump an der Spitze der größten Volkswirtschaft der Welt birgt die Gefahr eines neuen Schocks. Aber wird es so negativ sein?
Wenn Trump tut, was er gesagt hat, werden die Vereinigten Staaten erneut steigende Inflations- und Zinssätze erleben. Die Frage ist, ob sich dieser Trend, wie so vieles andere aus den USA, auch in der Schweiz widerspiegeln wird.
Inflation und Zinssätze werden in den Vereinigten Staaten steigen, da die Wirtschaft Trumpsche Zölle an die Kunden weitergibt. Und wenn er wie geplant die Steuern senkt, wird die Staatsverschuldung steigen einer gigantischen Summe von 7,5 Billionen Dollar und Anleger werden höhere Zinssätze verlangen, um sich zu schützen.
Wenn er zudem tatsächlich illegale Einwanderer abschiebt, wie er es versprochen hat, werden ihm plötzlich Millionen von Arbeitskräften fehlen, insbesondere in der Landwirtschaft und der Lebensmittelindustrie. In Supermärkten könnten die Preise stark steigen.
Die Aktienmärkte haben die Zeichen der Trump-Zeit erkannt. So stiegen schon vor der Wahl die Zinsen für US-Staatsanleihen jedes Mal, wenn sich seine Chancen verbesserten. Und als sein Sieg bestätigt war, flogen sie davon. Die Märkte folgten also Trump – und nicht der amerikanischen Zentralbank Fed. Sie hatte ihren Leitzins erstmals im September und diese Woche erneut gesenkt.
Trump le “Zollbeamte” treibt Deutschland in die Krise
Glücklicherweise wird diese Zinswende im Trump-Stil wohl nicht in der Schweiz ankommen, erklärt UBS-Ökonom Alessandro Bee. Er glaubt, dass, wenn Trump seine Pläne umsetzt, die Inflation und die Zinsen in den USA steigen werden, nicht jedoch in Europa oder der Schweiz.
Andererseits wird sich die Schweiz den Zöllen Trumps nicht entziehen können. Tatsächlich wird unser Land Wohlstand verlieren, wenn der Geschäftsmann sein Programm umsetzt. Es hätte aber auch positive Auswirkungen.
Bringen wir Ordnung.
Zu seinen Plänen für Zölle hat sich Trump bereits allerhand geäußert. Insbesondere drohte er mit der Erhebung von Zöllen in Höhe von 20 % auf europäische Produkte und 60 % auf chinesische Produkte. Manchmal erweckt er den Eindruck, als wolle er die Vereinigten Staaten isolieren – oder sogar das gesamte Freihandelssystem zerstören, das die Vereinigten Staaten nach dem Zweiten Weltkrieg selbst eingeführt hatten.
Arbeitsplätze in der Schweiz bedroht
Solche Zölle wären ein schwerer Schlag für die Schweizer Wirtschaft. Seine Maschinen oder Medikamente würden auf dem wichtigen amerikanischen Markt plötzlich viel teurer werden. Es würde Kunden verlieren oder das tun müssen, was Trump mit seinen Zöllen anstrebt: Fabriken in der Schweiz schließen und in den USA wieder aufbauen. Arbeitsplätze würden verloren gehen.
Zudem könnte Trump Maßnahmen gegen Deutschland ergreifen – und damit indirekt auch gegen die Schweiz. Tatsächlich enthalten die Waren, die Deutschland so erfolgreich in die USA exportiert, häufig Produkte aus der Schweiz. Für Trump ist Deutschland in den USA viel zu erfolgreich, insbesondere mit seinen Autos.
Dem designierten Präsidenten zufolge würde Deutschland Dutzende Millionen seiner Autos an die USA verkaufen, aber keines davon kaufen. Es sei „sehr schlimm“ und Deutschland werde einen „hohen Preis“ dafür zahlen, sagte er. Wie das Magazin schreibt VermögenDeutschland müsse nun befürchten, „im Jahr 2025 von Zöllner Trump in die nächste Krise gestoßen zu werden“.
Trump tut nicht immer, was er sagt
Das hört sich schlimm an, muss es aber nicht sein. Experten zufolge könnte Trump die Androhung von Zöllen nur dazu nutzen, die Länder zu Verhandlungen zu zwingen. Der Geschäftsmann würde dann einen neuen Deal abschließen, den er den Amerikanern als „sehr gut“ verkaufen würde – in Wirklichkeit würde sich aber wenig ändern.
Dies geschah während seiner ersten Amtszeit. Beispielsweise drohte er mit dem Bau einer Mauer an der mexikanischen Grenze und beschimpfte die Bewohner als Vergewaltiger. Wie Radio SRF berichtete, erhob er jedoch nur für bestimmte Branchen Zölle und das auch nur für ein Jahr und schloss einen neuen Handelsvertrag ab – dieser war für Mexiko sogar günstiger als der alte. Und die Mauer wurde nie gebaut.
Viel Lärm um wenig – viele Trump-Gegner hoffen, dass sich dieses Muster wiederholt. Der amerikanische Ökonom Dean Baker glaubt beispielsweise, dass die Trump-Administration sich selbst blockieren könnte. In seinen Augen ist der neue Präsident von „Gaunern und prinzipienlosen Opportunisten“ umgeben, die sich gegenseitig in den Rücken fallen wollen.
Trump wird solche Intrigen und Machtkämpfe nicht stoppen können, glaubt Dean Baker. Der 78-Jährige leide „offensichtlich“ an Demenz oder zumindest einer schweren altersbedingten geistigen Behinderung. Er hat Schwierigkeiten, seine Sätze zu beenden und widerspricht sich regelmäßig. Dieser geschwächte Trump wird Schwierigkeiten haben um die Kontrolle über seine „Profiteure und Opportunisten“ zu behalten.
Der Franken könnte schwächer werden und es würde so sein ein Vorteil
Ein weiterer Grund, warum das vielleicht nur halb so schlimm ist: Die Landeswährung würde Trumps Zölle teilweise absorbieren. Denn anders als alle Krisen der letzten zwei Jahrzehnte wäre er nicht stärker, sondern schwächer als der Dollar.
Erstens würden Trumps Zölle dazu führen, dass die Amerikaner weniger Schweizer Waren kaufen. Somit würden das Angebot an Dollar und die Nachfrage nach Franken gleichzeitig sinken. Der Dollar würde stärker und der Franken schwächer. In den Vereinigten Staaten, Schweizer Waren würden dadurch wieder günstiger werden und sich besser verkaufen. Zölle verursachen zwar einen Schaden, dieser ist jedoch bis zu einem gewissen Grad selbstlimitierend.
Und sollte Trump letztlich die europäische Wirtschaft deutlich schwächen, würden zumindest bei uns die Zinsen sinken. Denn die Europäische Zentralbank sollte die Wirtschaft durch Zinssenkungen unterstützen, und die Schweizerische Nationalbank sollte folgen.
Aus dem Deutschen übersetzt und adaptiert von Léa Krejci
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