Sollten wir Alfred Escher zwangsläufig aus dem Hut zaubern, wenn es darum geht, zur Quelle des Schweizer Wunders zurückzukehren? Der berühmte Zürcher Geschäftsmann allein erklärt nicht das Wachstum, das unser Land seit der Mitte des 19. Jahrhunderts erlebt hat. Mit der Gründung der Credit Suisse im Jahr 1856 oder der Bohrung des Gotthardtunnels hat der ehemalige Zürcher Nationalrat dennoch zweifellos dazu beigetragen, den Grundstein für die moderne Schweiz zu legen.
Im Bewusstsein der überragenden Rolle der Technologie gelang es dem Unternehmer, der nicht frei von Schattenseiten ist, auch, in Zürich die erste Polytechnische Universität des Landes bauen zu lassen. Unter der Nase von Bundesbern! Die Konzentration von IT-Talenten in der Wirtschaftshauptstadt des Landes war zweifellos eine große Belastung, als Google 2004 beschloss, sich dort niederzulassen. Seine Ankunft förderte die Entstehung eines hochmodernen Ökosystems im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien.
Welche Chance hätte dieserselbe Alfred Escher oder irgendein anderer visionärer Geist heute, seine Ideen rüberzubringen? Mehr Geld aufbringen, als nötig ist, um eine Bank zu gründen, die in der Lage ist, die entstehende Eisenbahn zu finanzieren, oder Berge abzuholzen, um das Tessin mit dem Rest des Landes zu verbinden? Die Urteile der Wahlurnen der letzten Jahre und der Aufschrei, den jedes neue Projekt mit Sicherheit hervorrufen wird, lassen keinen Zweifel aufkommen: keinen.
Vertrauen wiederherstellen
Sollten wir eine Bevölkerung anklagen, die sich dem Wandel widersetzt? Auf eine politische Klasse hinweisen, die den heutigen Herausforderungen nicht würdig ist? Anstatt uns auf sterile Versuche einzulassen, müssen wir die wachsende Feindseligkeit gegenüber Wirtschaft und Technologie zur Kenntnis nehmen. Ein Misstrauen, das zum Teil auch auf den aktuellen Wohlstand des Landes zurückzuführen ist. Um sich davon zu überzeugen, genügt die Erwähnung des Drucks, den die 5.000 Google-Suchenden auf den Zürcher Immobilienmarkt ausüben.
Aus diesem Magma der Fragen und Zweifel lässt sich eine Gewissheit ziehen: Der Reichtum der Schweiz ist nicht ewig und die Faktoren dieses Erfolgs sind viel einfacher aufzuzählen, als man denkt. Dank hervorragender Transport-, Energie- und Telekommunikationsinfrastrukturen, hochqualifizierter Arbeitskräfte und einer attraktiven Besteuerung konnte die Schweiz auf dem Erbe von Alfred Escher und seinen Kollegen aufbauen.
Während die Welt auf allen Seiten zerbricht und die Schweizer Bevölkerung rasant wächst, zerfällt unweigerlich der Vertrauensvertrag zwischen Bürgern und Eliten. Durch die Kultivierung der Kunst des Kompromisses und die Einführung großer verbindender Projekte ist es zwingend erforderlich, diese Verbindung wieder zu aktivieren. Andernfalls ist der Schweizer Sonderfall zum Scheitern verurteilt.
Es liegt an unseren Behörden, allen Parteien zusammen, diese gigantische Aufgabe zu erfüllen. Wir können nur hoffen, dass sie sich der Herausforderung stellen, von der die Schweiz von morgen abhängen wird. Wer wird der Alfred Eschers des 21. Jahrhunderts sein? Die Frage bleibt im Moment völlig offen.
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