Das Magazin „Tracés“ skizziert die Herausforderung großer Geschichten

Das Magazin „Tracés“ skizziert die Herausforderung großer Geschichten
Das Magazin „Tracés“ skizziert die Herausforderung großer Geschichten
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Die Rezension von Zeitschriften. In Der postmoderne Zustand (Editions de Minuit, 1979) verkündete der Philosoph Jean-François Lyotard „Ende großer Geschichten“. Während sich die Modernen vor allem für universelle Wahrheiten interessierten, die durch große, einheitliche Geschichten verstanden wurden – solche über die Emanzipation der Menschheit oder den Klassenkampf –, schienen die Postmodernen dazu verdammt, sich kleinen Geschichten und lokalen Wahrheiten zuzuwenden. Doch seit einigen Jahren feiern die großen Geschichten ein Comeback. Zivilisationsfresken gehören zu den meistverkauften Büchern, und das Erzählgenre der Ursprungsgeschichte regt erneut die Fantasie der Sozialwissenschaften an.

Die neueste Ausgabe der Zeitschrift basiert auf dieser Beobachtung. Spuren. Rückblick auf die Geisteswissenschaften. Trotz ihrer Tendenz zu voreiligen Verallgemeinerungen können „große Erzählungen“ auch Gedanken in Bewegung setzen, meinen die Koordinatoren der Ausgabe Rémi Hadad, Igor Krtolica, Aurélia Michel und Jean-Baptiste Vuillerod. Ohne sie abzulehnen oder gänzlich zu befürworten, wollten sie ihre Funktion und ihre Verwendung in der empirischen Arbeit besser verstehen.

Von der „königliche Staaten“ Von der Bronzezeit in Europa bis zu den Schriften zum Matriarchat der ersten Frankfurter Schule in den 1930er Jahren, einschließlich der Bildung sozialer Hierarchien im Westen Madagaskars, erscheint die Entstehungsgeschichte mal als Diskurs, der die Vorstellungen der untersuchten Akteure strukturiert, mal als eine Reihe wissenschaftlicher Hypothesen, die neue Ideen anregen oder im Gegenteil behindern können.

Unter der Schirmherrschaft von Rousseau

Fördern große Erzählungen die Interdisziplinarität? In seinem Buch Die grundlegenden Strukturen menschlicher Gesellschaften (La Découverte, 2023) ging der Soziologe Bernard Lahire von der Frage aus: „Wo kommen wir her?“ » um die Sozialwissenschaften den Lebenswissenschaften näher zu bringen. Aber in ihrer kritischen Anmerkung zu dem ebenso mörderischen wie gelehrten Werk erkennt die CNRS-Forscherin Chloé Mondémé eher ein Programm von „Biologisierung des Sozialen“ was sie als beschreibt „reduktionistisch“.

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