Swiss-Notlandung Graz: Austausch von Schutzausrüstung beschleunigt

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Nach Notlandung in Graz

Swiss beschleunigt Austausch von Schutz­ausrüstungen in A220

Probleme mit den Notfall­masken sind bei der Swiss schon seit Oktober 2023 bekannt. Ob sie aber tatsächlich zur Tragödie in Graz geführt haben, ist unklar.

Publiziert: 10.01.2025, 17:01

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In Kürze:
  • Swiss und Behörden untersuchen weiterhin den Triebwerksausfall des Airbus A220.
  • Die Schutzmasken der Swiss werden derzeit beschleunigt ausgetauscht.
  • Probleme bei Schutzmasken seien durch interne Prüfungen bekannt geworden.

Seit der Notlandung eines A220 vom 23. Dezember in Graz arbeiten die Swiss und die Behörden in Österreich und der Schweiz daran, den Vorfall aufzuklären. Dabei soll ermittelt werden, wie es zum Ausfall eines Triebwerks kam und wieso ein Flugbegleiter wegen Sauerstoffmangel ohnmächtig wurde und später im Spital seinen Verletzungen erlag.

Zwei technische Faktoren sind dabei in den Fokus gerückt: Einerseits beklagt die Swiss genauso wie andere Fluggesellschaften schon lange Mängel bei den Triebwerken des A220. Andererseits werden auch die Schutzausrüstungen, die bei Rauch in der Kabine zum Einsatz kommen, überprüft.

Dass die Schutzausrüstungen mögliche Mängel aufweisen, hatte die Swiss bereits im Oktober 2023 bekannt gegeben. Damals wurden das sogenannte «Protective Breathing Equipment» (PBE) des Herstellers Collins Aerospace als «teilweise fehlerhaft» bezeichnet und in Rücksprache mit dem Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) ein sukzessiver Austausch eingeleitet. Der grösste Teil dieser Ausrüstungen wurde bereits ausgetauscht, auf dem Flug LX1885 waren jedoch noch die alten Masken im Einsatz.

Wie das Fachmagazin «Aerotelegraph» berichtet, werde dieser Austausch nun aber beschleunigt. Gemäss einer internen Mitteilung wurden am 8. Januar die ersten A220 mit den neuen PBE ausgestattet. Bei Flugzeugen der Modelle Airbus A320 und A321, A330 und Boeing 777 habe diese Umrüstung bereits früher stattgefunden. In den A320 Neo und A321 Neo sind diese Masken bereits ab Werk an Bord.

Swiss-Schutzmasken nicht grundsätzlich fehlerhaft

Bei Swiss ist man aufgrund der laufenden Untersuchungen zurückhaltend mit der genauen Situation an Bord und auch dazu, welche ein PBE getragen haben. «Wir schliessen nichts aus und analysieren die ersten Erkenntnisse laufend», sagt Sprecher Michael Pelzer. Swiss wolle die zuständigen Behörden uneingeschränkt in ihren Ermittlungen unterstützen und auch Antworten haben. «Bevor wir gesicherte Informationen haben, können wir nicht mehr dazu sagen.» Grundsätzlich sei es aber falsch, zu sagen, dass alle PBE dieses Typs fehlerhaft seien, sagt Pelzer.

Anlass zum Austausch der PBE hatten zwei Vorfälle im Jahr 2023 gegeben. Auf zwei Swiss-Flügen hatten Besatzungsmitglieder aussergewöhnliche Gerüche festgestellt und vorbeugend ihre Schutzmaske angelegt. «Dabei zeigten sich Schwierigkeiten bezüglich Funktionalität und Handhabung der Masken», sagt Pelzer. Swiss habe dies umgehend beim Bazl sowie bei der Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) gemeldet und Massnahmen zur Handhabung der PBE ergriffen.

>Gelbe Kopfhaube mit der Aufschrift ’CREW’ und Atemschutzgerät im Inneren.>

Die Masken seien zwar zertifiziert und deshalb zulässig. Bei internen Prüfungen hätten Besatzungsmitglieder jedoch bemängelt, dass das Öffnen der Verpackung und das Herausnehmen anspruchsvoller waren. «Ausserdem erfordert das Aktivieren und Anlegen der Maske bei diesem Modell einen zusätzlichen Schritt im Vergleich zum neuen», erklärt Pelzer. Zudem sei die Kommunikation mit aufgesetzter Maske bei den neuen Modellen einfacher.

Austausch bei Swiss erfolgte freiwillig

Beim Bazl sind tatsächlich keine Probleme bei den besagten PBE bekannt. Bei der Swiss sind zwei Standardtypen von PBE im Einsatz. Beide Typen seien in den Betriebshandbüchern detailliert beschrieben und würden in den Grundkursen sowie in den Wiederholungskursen praktisch trainiert. «Diese Trainingskurse werden regelmässig vom Bazl inspiziert», sagt Bazl-Sprecher Christian Schubert.

Die letzte Inspektion habe erst kürzlich, am 12. und 13. Dezember 2024, stattgefunden. Zwar wurde man beim Bazl von Swiss darüber informiert, dass die Ausrüstungen des Herstellers Collins Aerospace ausgetauscht werden sollen. Behördliche Anweisungen dafür gab es aber keine – Swiss habe dies freiwillig gemacht. Schubert betont zudem, dass diese PBE auch bei anderen Schweizer Airlines im Einsatz sind.

Aufwendige Umrüstung bei Schutzmasken

Der Austausch der PBE sei aber mit einem hohen Arbeits- und Zeitaufwand verbunden, heisst es bei Swiss. Jegliche Änderung an den Flugzeugen müsse genehmigt werden, damit die Sicherheit an Bord garantiert sei. «In einer Boeing 777 beispielsweise sind 17 PBE-Geräte an verschiedenen Stellen im Flugzeug untergebracht», sagt Pelzer. «Die neuen Modelle unterscheiden sich jedoch in Grösse, Gewicht sowie in der Art und Position ihrer Befestigung von den bisherigen. Deshalb muss für jedes Gerät eine neue, passende Stelle gefunden werden.» Die Montage müsse anschliessend von einer externen Stelle geprüft, zertifiziert und dokumentiert werden. Der mehrstündige Umbau erfolgt während Wartungszeiten und muss mit dem Flugplan abgestimmt werden.

In einigen Fällen mussten sogar neue Bauteile entworfen, hergestellt und genehmigt werden. Damit der Einbau sicher geplant werden kann, mussten beim Hersteller Informationen zu den vorhandenen Kabinenbauteilen angefragt werden. Dies habe besonders beim A220 viel Zeit in Anspruch genommen. Ursprünglich wurden 8 bis 16 Monate für den Austausch eingeplant. Swiss werde voraussichtlich bis Ende des ersten Quartals 2025 die gesamte Flotte auf die neuen PBE umgerüstet haben.

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Astrit Abazi ist Redaktor im Ressort Zürcher Unterland. Er berichtet schwerpunktmässig über den Bezirk Dielsdorf.Mehr Infos

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