Im Rahmen des von der Europäischen Union und der finnischen Regierung kofinanzierten Projekts „Umstellung auf Kreislaufwirtschaft-Wertschöpfungsketten“ wurde eine Umfrage unter 1.013 Bürgern Marokkos aller Altersgruppen, Geschlechter und Bildungsniveaus in sechs Regionen durchgeführt (Agadir, Casablanca, Fes, Marrakesch, Rabat und Tanger) in städtischen und ländlichen Gebieten, um die Interpretation, Einstellungen und Verhaltensweisen der Bevölkerung gegenüber Abfall zu bewerten und der Kreislaufwirtschaft und um potenzielle Hebel zur Verhaltensänderung zu identifizieren.
Die Umfrage zeigt, dass das Problem der Plastikverschmutzung den Menschen größere Sorgen bereitet als der Klimawandel: 94 % der Befragten sind sich einig, dass es wichtig ist, Plastikmüll ordnungsgemäß zu entsorgen. Darüber hinaus stimmen 70 % der Befragten dieser Meinung weitgehend zu und zeigen damit erhebliche Besorgnis über die Auswirkungen von Kunststoff auf die Umwelt.
Darüber hinaus kennt die Mehrheit der Befragten den Begriff „Kreislaufwirtschaft“ nicht. Allerdings sollte die Unkenntnis des Begriffs „Kreislaufwirtschaft“ nicht mit der des Konzepts eines stärker kreislauforientierten und nachhaltigeren Konsums verwechselt werden. In Marokko beispielsweise gehört die Reparatur und Wiederverwendung von Haushaltsgeräten zum Alltag (75 % der Geräte, die beschädigt sind oder nicht mehr funktionieren, werden repariert). Auch der Einsatz von Mehrwegverpackungen für Essen zum Mitnehmen ist vor allem in einkommensstärkeren Haushalten weit verbreitet.
Die marokkanische Bevölkerung ist auch bereit, Wiederverwendungs- und Recyclingmaßnahmen durchzuführen. Ob es darum geht, Plastik zu sortieren oder Plastikflaschen zu deponieren: 94 % der Bevölkerung sind bereit, nachhaltiges Handeln zu unternehmen.
Diese Umfrage geht davon aus, dass trotz der starken öffentlichen Forderung nach einer Reduzierung der Plastikverschmutzung in Marokko weiterhin eine Herausforderung besteht. Beispielsweise stoßen Bemühungen zur Eindämmung der Umweltverschmutzung durch Plastiktüten, insbesondere durch die Verabschiedung eines Gesetzes zur Bekämpfung der Plastikverschmutzung (allgemein als „Zero Mika-Gesetz“ bezeichnet), auf die gleichen Schwierigkeiten wie in anderen Ländern, beispielsweise beim Verkauf von Plastiktüten in den USA im informellen Sektor und auf Märkten. Die Umfrage ergab, dass 72 % der Befragten „bei jedem“ Einkauf die vom Handel bereitgestellten Plastiktüten verwenden, 20 % nutzen sie „meistens“; 6 % nutzen sie nur „manchmal“ und 2 % „nie“.
Andererseits macht der informelle Sektor 90 % des Kunststoffrecyclingsektors aus. Den Ergebnissen der Umfrage zufolge haben die Befragten grundsätzlich eine positive Einstellung oder sind zumindest an dem Wohlergehen der informellen Abfallsammler interessiert (jeder fünfte Befragte erkennt den Mehrwert der Arbeit der Abfallsammler). Negative Einstellungen gegenüber Abfallsammlern sind selten: 8 % der Befragten geben an, dass die Abfallsammlung zwar notwendig, dieser Ansatz aber nicht der richtige sei.