In der Ukraine wird der Krieg auch in den Medien dargestellt. Im Internet tobt der Kampf um die Deutungshoheit. Dabei spielen Kriegsvideos eine entscheidende Rolle.
Videos von Soldaten an der Front oder ferngesteuerten Drohnen, die einen Panzer zerstören. Es handelt sich um Bilder, die direkt aus einem Videospiel stammen. Heutzutage kann jeder sie mit einem Mobiltelefon in Echtzeit aus dem Internet herunterladen. Damit ist der Krieg in der Ukraine der erste Social-Media-Krieg. Wie findet man seinen Weg?
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Anton Holzer, ein Fotografiehistoriker, hat mehrere Bücher über die Geschichte der Kriegsfotografie und des Fotojournalismus geschrieben. Er warnt: „Die Kriegsbilder, die wir heute sehen, stammen nur zu einem sehr kleinen Teil von akkreditierten offiziellen Fotografen. Sehr oft stammen sie von Soldaten, Zivilisten.“ Daher ist es wichtig, die Umstände der Schießerei zu kennen. Zum Beispiel die Zeit und der Ort, an dem die Fotos aufgenommen wurden.
Unterscheiden Sie wahr von falsch
Dies war bereits vor dem Zeitalter der sozialen Medien der Fall. Bereits im Ersten Weltkrieg wurde die Wirkungskraft von Kriegsbildern genutzt. Für Anton Holzer kam es in dieser Zeit zu einem großen medialen Umbruch. Fotografien von der Front wurden in großer Zahl in Zeitungen verfügbar. Auf vielen Fotos ist beispielsweise zu sehen, wie Soldaten aus den Schützengräben stürmen.
Dabei handelte es sich jedoch nicht um echte Schlachten, erklärt Anton Holzer: „Bei diesen Bildern handelt es sich keineswegs um authentische Kriegsbilder. Die meisten Fotos entstanden nicht an der Front, sondern bei Militärübungen. In der Öffentlichkeit haben diese inszenierten Bilder allerdings einen sehr hohen Stellenwert.“ werden oft als authentische Kriegsbilder verkauft und es ist im Nachhinein oft nicht einfach, die echten von den gefälschten zu unterscheiden.
Während des Spanischen Bürgerkriegs fotografierten Fotografen mitten im Geschehen. Eine Premiere. Bis dahin wurden nur Bilder vor oder nach der Schlacht gemacht. Einer von ihnen, Robert Capa, ein ungarisch-amerikanischer Fotograf, der mit bürgerlichem Namen Endre Ernő Friedmann hieß, reiste auf eigene Initiative und ohne Auftrag nach Spanien, um den Krieg zu dokumentieren.
Robert Capa arbeitete nach dem Grundsatz: „Wenn deine Fotos nicht gut genug sind, warst du nicht nah genug dran.“ Seine Fotos machten ihn zu einem weltberühmten Fotografen. Besonderes Aufsehen erregte das Foto „Tod eines republikanischen Soldaten“. Es zeigt einen Soldaten im Moment seines Todes. Die Unmittelbarkeit des Fotos garantierte lange Zeit seine Authentizität, doch später kamen Zweifel auf. Ihm wurde Inszenierung vorgeworfen. Bis heute ist diese Frage nicht gelöst.
Die Rolle der Zivilbevölkerung
Aber im Krieg geht es nicht nur um Soldaten an der Front. Auch Zivilisten, Frauen und Kinder sind betroffen. Eines der eindrucksvollsten Fotos, das das Leid der Zivilbevölkerung verewigt, stammt vom vietnamesisch-amerikanischen Fotografen Nick Út. Das Foto zeigt ein kleines vietnamesisches Mädchen, das nach einem Napalm-Angriff schreiend aus seinem Dorf flieht. 1972 wurde sie zum Pressefoto des Jahres gewählt.
Anton Holzer sieht darin einen Paradigmenwechsel: „Seitdem es Krieg gibt und sich auch in den Medien widerspiegelt, ist Krieg ein Krieg der Männer, ein Krieg von Soldaten gegen Soldaten. In Wirklichkeit ist er das nicht. War er nie, denn der Die Zivilbevölkerung ist immer Teil des Krieges. Das Gleiche gilt für den Krieg in der Ukraine. Die Welt reagierte mit Angst auf Bilder aus dem Kiewer Vorort Bucha nach dem Abzug russischer Truppen. Leichen säumten die Straßen, einige mit auf dem Rücken gefesselten Händen. Am Straßenrand lag eine Leiche auf einem Fahrrad.
Anton Holzer ist sich sicher, dass solche Fotos eines Tages in einer juristischen Untersuchung Verwendung finden werden: „Während des Jugoslawienkrieges spielten Bilder eine wichtige Rolle und ich bin mir ziemlich sicher, dass – wenn dieser Krieg eines Tages enden sollte – diese Bilder von Boutcha sicherlich auch enden werden.“ als Beweismittel vor Gericht eine Rolle spielen.“
Kriegsbilder werden immer gewalttätiger
So schrecklich diese Bilder auch sind, es gibt unzählige davon im Internet. Soldaten in Schützengräben, auf die von einer Drohne eine Granate geworfen wird. Leichen, die von wilden Tieren gefressen wurden, weil niemand sie einsammelte. Oder Soldaten, die aus Verzweiflung Selbstmord begehen. In sozialen Medien wie Telegram verschwinden Kontrollmechanismen, während Medienunternehmen Richtlinien haben, was sie zeigen dürfen und was nicht.
Das gibt auch Anlass zum Nachdenken, sagt Anton Holzer: „Wir finden diese Bilder sicherlich abscheulich, grausam, aber gleichzeitig betrachten wir sie. Und dann geht es weiter. Meine Anforderung wäre, diese Bilder zu betrachten, indem ich sie hineinstelle.“ ihren Kontext (…) Wir sollten diese Bilder aus dem Smartphone nehmen und sie zum Beispiel in einer gedruckten Fotoserie zeigen oder sie mit kommentierten Notizen begleiten oder sie vielleicht in einer Ausstellung genauer betrachten.
Die Bilderflut übersteigt unsere Grenzen. Wie bei einem Puzzle müssen wir den Krieg aus einer Vielzahl von Bildern darstellen. Und genau aus diesem Grund scheint diese Aufgabe heute immer schwieriger zu werden. Hinzu kommen propagandistische Interessen der Kriegführenden. Umso wichtiger ist es, genau hinzusehen.
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Simon Roth (SRF)