Leitartikel zu Syrien: Die Schweiz hat zu schnell gehandelt

Mit der Aussetzung der Asylverfahren für Menschen syrischer Staatsangehörigkeit hat das Staatssekretariat für Migration (SEM) einen äußerst verfrühten Entscheid getroffen. Es gefährdet somit die Menschenrechte und damit das Leben von Männern und Frauen in einem Land, das seit mehr als zehn Jahren vom Bürgerkrieg verwüstet wird.

Sicherlich ist das autoritäre Regime von Bashar al-Assad gestürzt, und Millionen Syrer freuen sich, endlich diese Freiheit zu genießen, die ihnen etwas mehr als ein halbes Jahrhundert lang vorenthalten wurde. Doch dieses Glück reicht nicht aus, um die politische Instabilität zu beseitigen, in der das Land steckt.

Syrien ist durch diesen bewaffneten Konflikt geschädigt und muss alles wieder aufbauen, wobei seine Zukunft im Moment noch ungewiss ist. Und dies kann einige Zeit dauern, da die Gefahr neuer Konflikte zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen und politischen Fraktionen des Landes besteht.

Der Entscheid des SEM ließ nicht lange auf sich warten. Damit gab er dem Druck der UDC und einiger Nachbarländer nach. All dies erscheint umso verfrühter, als es erst in mehreren Wochen oder gar Monaten zu einer möglichen Ankunft großer Mengen von Migranten aus Syrien kommen würde.

Die Schweiz hätte sich also eine Überlegung erlauben können, bevor sie eine so übereilte Massnahme ergriff. Vergessen wir nicht, dass es hinter diesen Zahlen und Entscheidungen vor allem um den Menschen geht.

Laure Schmidt ist seit September 2023 Volontärin im Schweizer Ressort der Tamedia-Redaktion. Zuvor studierte sie Sozialwissenschaften und Psychologie an der Universität Lausanne.Weitere Informationen

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