Vor anderthalb Jahren wanderte die Familie Karrer nach Bangkok aus. Die Eltern stellten ihre beiden Kinder dann, wenig begeistert, vor vollendete Tatsachen. Wenn sie es heute noch einmal tun müssten, würden sie nichts ändern. Was hat ihr Projekt im Ausland erfolgreich gemacht?
Dieser Inhalt wurde veröffentlicht am
16. Dezember 2024 – 14:22 Uhr
„Ich habe viele Freunde gefunden“, sagt der neunjährige Louis Karrer am Telefon aus Bangkok. Seit fast anderthalb Jahren lebt er mit seinem siebenjährigen Bruder Luc und seinen Eltern in der thailändischen Hauptstadt; er besuchte dort die Schweizerschule. „Mein bester Freund heißt auch Louis, deshalb nennen sie mich jetzt in der Schule Luigi“, sagt er stolz.
Zunächst waren Louis und Luc vom Plan ihrer Eltern, im Ausland zu leben, nicht sehr begeistert. „Wir mussten ihnen versprechen, dass wir dann nach Hause zurückkehren“, sagte ihre Mutter Stephanie Karrer vor ihrer Abreise ins Ausland im Sommer 2023.
Dies ist auch heute noch so. „Ich vermisse meine Spielsachen, den Schnee und unser Haus in der Schweiz“, sagt Luc. Wenn es nach ihm ginge, würde er gerne schnell wieder in die Schweiz zurückkehren.
Mit dem neuen Familienauto durch Bangkok fahren: einem Golfwagen.
Anstand
Der Urlaub dort hat geholfen
Aber insgesamt haben sich alle sehr gut akklimatisiert. „Die 17 Kilo Lego, die bei uns ankamen, machten die Sache einfacher“, erklärt Stephanie Karrer, die als Lehrerin an der Schweizer Schule arbeitet. Auch die Tatsache, dass die Familie vor der Auswanderung noch in Bangkok Urlaub machte, wirkte sich sehr positiv auf die Ausbürgerung aus.
„Louis und Luc konnten sich so einen Eindruck von ihrem zukünftigen Zuhause machen“, erklärt ihr Vater Marius Karrer. Außerdem war es wichtig, dass sie bereits Leute kennengelernt haben. „Die Jungs hatten also schon einen Spielkameraden im Kopf“, ergänzt Stephanie Karrer.
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In einer neuen Rolle Fuß fassen
Die Familie Karrer hat nun fast die Hälfte ihres Auslandsabenteuers hinter sich. Geplant war, dass Stephanie und Marius Karrer drei Jahre lang die Rollen tauschen. Sie arbeitet hauptberuflich als Lehrerin an einer Schweizer Schule, er kümmert sich um den Haushalt und die Kinder. Beide mussten sich zunächst an den neuen Familienalltag gewöhnen.
Stephanie Karrer erklärt, dass es zunächst schwierig war, die alltäglichen organisatorischen Aufgaben loszulassen. Und für den ehemaligen Bilanzbuchhalter Marius Karrer war es beunruhigend, keinen Überblick mehr über die Finanzen zu haben. Tatsächlich hat die Hausfrau als Begleitperson keinen Anspruch auf ein eigenes Bankkonto in Thailand. Doch „jetzt läuft alles sehr gut“, sagt Marius Karrer über den Rollentausch der beiden Partner. Er selbst übt drei Tätigkeiten aus: Student, Hausfrau und Fußballtrainer.
In der Nähe der Swiss School in Bangkok ist in den letzten eineinhalb Jahren eine Fußballschule entstanden. Jetzt ist sogar der deutsche Bundesligist Borussia Dortmund mit von der Partie. In der thailändischen Hauptstadt trainieren die beiden Karrer-Jungs nun in der BVB International Academy Thailand. Marius Karrer trainiert Lucs Mannschaft und eine Mädchenmannschaft.
Marius Karrer kommt als Fußballtrainer an die BVB International Academy Thailand nach Bangkok.
Anstand
Wird die Familie Überstunden machen?
Stephanie Karrer ist zu 100 % mit ihrer Arbeit beschäftigt. „Es ist schon lange her, dass ich Vollzeit in der Schweiz gearbeitet habe“, sagt sie. Darüber hinaus gibt es in Thailand keinen halben Tag kostenlosen Schulunterricht pro Woche, wie dies normalerweise in der Schweiz der Fall ist. Sie hat daher keine Möglichkeit, Zeit zu Hause mit ihren Jungs zu verbringen.
Doch in der aktuellen Phase ihrer Söhne ist ihr Mann genau die Person, die es braucht, um zu Hause präsenter zu sein. „Ich konnte ihnen bestimmte Dinge, die sie jetzt brauchen, nicht bieten, wie es mein Mann kann“, glaubt sie.
Beide Karrer-Jungs lieben das Meer, das von Bangkok aus gut erreichbar ist.
Anstand
Ob die Familie Karrer ihren Aufenthalt in Thailand verlängern wird, bleibt offen. „Wir lieben unser Haus hier, unsere neuen Freunde, das Fußballtraining und das Meer“, sagt Louis. Im Gegensatz zu seinem Bruder würde Louis gerne länger bleiben. Und gegen Verlängerungen hat das Ehepaar Karrer auch nichts einzuwenden. Das aktuelle Familienmodell ermöglicht es ihnen tatsächlich, viel Zeit mit der Familie zu verbringen, wenn Lehrerin Stéphanie nicht im Unterricht ist. „Etwas, das in der Schweiz nicht so einfach umzusetzen ist“, sagt sie.
Was ihnen allen fehlt, ist das Essen: „Meine Eltern haben gerade 94 Packungen Cracker aus der Schweiz mitgebracht“, sagt Marius Karrer. Gesunde Snacks für Kinder zur Snackzeit sind in Thailand selten. Und bei sengenden Temperaturen sehnen sie sich manchmal auch nach kühlerem Wetter in der Schweiz. „Es ist sogar regelmäßig zu heiß, um draußen Fußball zu spielen.“
Rückblickend würden die Karrers nichts ändern. Sie sind sich einig: Ihr Auslandsaufenthalt – egal wie lange er dauert – ist ein Erfolg.
Korrekturgelesen und überprüft von Balz Rigendinger. Aus dem Deutschen übersetzt von Emilie Ridard mit DeepL/ptur