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Kein US-Präsident hat jemals so alt gelebt

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Kein US-Präsident war jemals so alt wie er

Jimmy Carter feiert am Dienstag seinen 100. Geburtstag. Statt sich selbst zu feiern, schaut sich der Demokrat lieber den Wahlkampf von Kamala Harris an.

Reymer Klüver

Heute um 21:52 Uhr veröffentlicht

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Jimmy Carter war sein ganzes langes Leben lang ein ehrgeiziger Mensch. Und auf jeden Fall hat er einen Rekord aufgestellt: Kein US-Präsident vor ihm war so alt. An diesem Dienstag feiert er seinen 100. Geburtstag.

Aber wie sein Sohn James Earl Carter III der Washington Post sagte: „Der 100. Geburtstag? Er sagt, es sei ihm egal.“ Was ihm wirklich wichtig ist, ist etwas ganz anderes: Er möchte weiterhin seine Stimme für die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris abgeben. Wahrscheinlich hat er sein Ziel inzwischen erreicht; In Georgien ist die Briefwahl bereits im Gange.

Vor neunzehn Monaten suchte Carter, schwer erkrankt und an den Rollstuhl gefesselt, mit seiner Frau Rosalynn zu Hause in Plains Hospizpflege auf. Sie ist letzten November gestorben. Seine Familie erwartete offenbar, dass er bald folgen würde. Doch Carter beteiligte sich weiterhin an den Veranstaltungen und verfolgte mit wachsendem Interesse Sportveranstaltungen und zuletzt auch den Wahlkampf.

Der plötzliche Aufschwung seiner Partei scheint Carter sogar neuen Schwung verliehen zu haben. Er hofft, dass Donald Trumps Wiederwahl ins Weiße Haus verhindert werden kann. Carter sagte, es gebe viele Dinge, die ihn an Trump stören, aber was ihn am meisten stört, ist die Tatsache, dass Trump ein berüchtigter Lügner ist.

Präsidentschaft unter einem schlechten Stern

Carter versprach den Amerikanern während des Präsidentschaftswahlkampfs 1976, dass er ihnen niemals Unwahrheiten sagen würde. Aber Carters Präsidentschaft war nicht gut. In der Außenpolitik feierte er allerdings beachtliche Erfolge: So schloss er mit der Sowjetunion den Salt-II-Vertrag zur Begrenzung des nuklearen Langstreckenraketenarsenals ab. Und er setzte das historische Friedensabkommen zwischen Israel und Ägypten in den Camp-David-Abkommen um.

Doch zu Hause wurde er schnell unbeliebt. Auf die drohende Energieknappheit reagierte er mit Sparaufrufen und drohte mit Benzinrationierung. Er konnte die zweistellige Inflation nicht in den Griff bekommen. Die Arbeitslosenquote stieg, ebenso wie die Hypothekenzinsen für Eigenheimbesitzer – eine verheerende Mischung. Carter musste das Weiße Haus nach nur einer Amtszeit gedemütigt und zutiefst unbeliebt verlassen.

Doch in den folgenden Jahrzehnten gelang ihm ein bemerkenswertes Comeback. Er wurde zu einem international geschätzten Vermittler und war in Nordkorea, dem Nahen Osten, Kuba und Afrika aktiv. Für sein vielfältiges humanitäres Engagement erhielt er 2002 den Friedensnobelpreis. Die britische Zeitung „Independent“ schrieb einmal über ihn: „Carter gilt weithin als ein besserer Mensch als zu der Zeit, als er Präsident war.“ Tatsächlich könnte er an seinem 100. Geburtstag als ehemaliger Präsident und als moralische Autorität bei seinen Landsleuten weitaus beliebter geworden sein, als er es jemals als Präsident war.

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