DAS WESENTLICHE
- Studie zeigt, dass Netzhautfotos mithilfe eines auf künstlicher Intelligenz basierenden Modells das Schlaganfallrisiko vorhersagen können.
- Dieses Tool analysiert 29 Netzhautindikatoren wie Gefäßdichte und -komplexität und bietet eine Genauigkeit, die mit herkömmlichen Methoden ohne invasive Tests vergleichbar ist.
- Durch die Untersuchung von mehr als 45.000 Teilnehmern zeigten die Forscher, dass bestimmte spezifische Netzhautvarianten das Schlaganfallrisiko um 10 bis 19 % erhöhten.
Was wäre, wenn ein einfaches Foto der Netzhaut Ihr Schlaganfallrisiko einschätzen könnte? In einer kürzlich in der Zeitschrift veröffentlichten Studie HerzForscher präsentierten ein innovatives Modell, das Schlaganfälle mit einer mit herkömmlichen Methoden vergleichbaren Genauigkeit vorhersagt, jedoch ohne die Notwendigkeit invasiver Tests.
Ein einzigartiger Gefäßfußabdruck
Die Netzhaut, die dünne Gewebeschicht im hinteren Teil des Auges, verfügt über ein komplexes Gefäßnetzwerk, das viele anatomische und physiologische Ähnlichkeiten mit dem Gehirn aufweist. Diese Verbindung macht es zu einem wertvollen Instrument zur Erkennung von Schäden, die durch systemische Gesundheitsprobleme wie Diabetes verursacht werden. Allerdings wurde sein Potenzial zur Beurteilung des Schlaganfallrisikos bisher nur unzureichend ausgeschöpft.
Die Studie basiert auf einem Analysesystem, das auf künstlicher Intelligenz basiert Netzhautbasiertes System zur Bewertung der mikrovaskulären Gesundheit (RMHAS). Dieses Tool nutzt Fundusfotografie, eine nicht-invasive Technik, um 29 Indikatoren der Gefäßgesundheit zu messen, wie z. B. die Dichte, Komplexität und Kaliber von Netzhautvenen und -arterien.
-Auf dem Weg zu einer zugänglicheren Medizin?
Die Forscher analysierten die Netzhautbilder von mehr als 45.000 Teilnehmern mit einem Durchschnittsalter von 55 Jahren, heißt es in einer Pressemitteilung. Während der 12,5-jährigen Nachbeobachtungszeit erlitten 749 von ihnen einen ersten Schlaganfall. Die üblichen Risikofaktoren waren vorhanden: fortgeschrittenes Alter, Diabetes, Rauchen und sogar Bluthochdruck. Noch wichtiger ist jedoch, dass die Studie ergab, dass Schwankungen bestimmter Netzhautindikatoren stark mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko verbunden sind. Beispielsweise erhöhte jede Änderung der Gefäßdichte dieses Risiko um 10 bis 19 %, während Änderungen im Gefäßkaliber mit einem erhöhten Risiko von 10 bis 14 % verbunden waren.
Laut den Autoren bietet die Kombination von Netzhautbildern mit einfachen Daten wie Alter und Geschlecht eine wirksame Methode zur Vorhersage von Schlaganfällen. Dieses in einer Arztpraxis einfach zu verwendende Tool könnte den Zugang zur Frühdiagnose erweitern und die Prävention revolutionieren, da jedes Jahr fast 100 Millionen Menschen von Schlaganfällen betroffen sind.
Diese Methode sei vielversprechend und in der Primärversorgung einfach anzuwenden, erfordere jedoch zusätzliche Studien, um ihre Wirksamkeit in vielfältigeren Bevölkerungsgruppen zu bestätigen, bemängeln die Autoren der Studie.