Radsport: Ist Stefan Küng verflucht?

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Zu den Enttäuschungen der Schweizer zählt auch der 7. Platz im Straßenrennen der Olympischen Spiele 2024 in Paris.Bild: KEYSTONE

Der Thurgauer gilt als Pechvogel, der ärgerliche 2. Plätze aneinanderreiht. Doch stimmt das? Wir sind der Sache auf den Grund gegangen.

21.09.2024, 15:5221.09.2024, 16:52

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Wie oft wurde er bei einem Rennen Zweiter?

Wir haben alle Staffeln von Stefan Küng seit 2010 auf der Referenzseite durchforstet Procyclingstatistiken. Ergebnis: 19 Mal landete der Thurgauer auf dem schlechtesten Platz. Eine Zahl, die für sich genommen nicht viel aussagt. Radsportler nehmen jede Saison an vielen Veranstaltungen teil und 19 Mal Zweiter zu werden, ist vielleicht nicht so überraschend. Und dann sind nicht alle zweiten Plätze gleich. Die Bitterkeit hängt natürlich vom Prestige des Wettbewerbs ab (ein Scheitern auf der Zielgeraden bei einem kleinen Rennen ist weniger schmerzhaft als bei der Tour de oder den Weltmeisterschaften) und vom Abstand zum Führenden: je geringer er ist, desto größer ist das Bedauern. Sehen wir uns also die Missgeschicke von Stefan Küng genauer an.

19 mal 2., ist das viel?

Um uns ein Bild davon zu machen, müssten wir diese Zahl idealerweise mit einem Fahrer vergleichen, der dasselbe Profil wie Stefan Küng hat. Also einen Spezialisten für Zeitfahren und Klassiker, idealerweise einen Schweizer. Verstanden? Natürlich Fabian Cancellara.

In seiner 19-jährigen Karriere landete der Berner 42-mal auf dem zweiten Platz. Deutlich öfter als Küng in seinen 14,5 Saisons auf der Straße.

Cancellara 1. und Küng 2., das war beim Zeitfahren der Schweizermeisterschaften 2014. Der Abstand zwischen den beiden war damals beträchtlich (49 Sekunden). Bild: KEYSTONE

Wir könnten auch die 19 zweiten Plätze mit den 22 von Peter Sagan allein bei der Tour de France vergleichen. Warum uns die 2. Plätze der Thurgauer so sehr kennzeichnen? Vielleicht, weil Stefan Küng nicht so viel Anerkennung bekam wie Fabian Cancellara. Wahrscheinlich auch, weil manche von Küngs 2. Plätzen besonders grausam waren.

Wann begann sein Unglück?

Der gebürtige Wilener musste schon früh die Bitterkeit eines frustrierenden 2. Platzes verdauen. Er war noch nicht einmal 18 Jahre alt, als er zum ersten Mal in seiner Karriere knapp hinter dem Sieger landete. scheitert…eine Sekunde (!) hinter Danny Van Poppel nach 104 Rennkilometern an den Three Days of Axel, einer in den Niederlanden organisierten Juniorenveranstaltung.

Welches war sein schlechtestes Jahr?

Es ist zweifellos die Saison 2017, mit nicht weniger als fünf zweiten Plätzen in weniger als drei Monaten. Zuerst im Straßenrennen der Schweizermeisterschaften, dann in den beiden Zeitfahren der Tour de Suisse, auch im Teamrennen der Weltmeisterschaften, aber vor allem bei der Tour de France. Denn am 1. Juli 2017 hatte „König Küng“ eine goldene Gelegenheit, das prestigeträchtige gelbe Trikot auf der kurzen Strecke (14 km) in Düsseldorf zu tragen, aber er scheiterte 5 Sekunden hinter Geraint Thomas.

epa06060301 Der Schweizer BMC Racing Team-Fahrer Stefan Küng in Aktion während der 1. Etappe der 104. Ausgabe des Radrennens Tour de France 2017, einem Einzelzeitfahren über 14 km in Düsseldorf ...

Die Schweizer in Düsseldorf.Bild: EPA

„Geraint Thomas musste fliegen (…) Ich wollte gewinnen und das Gelbe Trikot tragen. Die Enttäuschung überwiegt momentan den Stolz, eine gute Leistung erbracht zu haben“, schäumte der Schweizer im Ziel.

Wie groß ist der kleinste Abstand zum 1. Platz?

Es war vor zwei Jahren in München. An diesem Tag, unser unglücklicher Radfahrer war nur um 54 Hundertstel geschlagen worden von Stefan Bissegger bei den Europameisterschaften. Küng lag bei der Zwischenzeit nach 15,5 km vorne, brach am Ende aber ein.

17.08.2022, Bayern, Fürstenfeldbruck: European Championships, Europameisterschaft, Radsport, Straße, Einzelzeitfahren, Männer. bei der Zieleinfahrt. Der Erstplatzierte Stefan Bissegger (M, Schweiz) wi ...

Die Geschichte wiederholt sich.Image: DPA

Welcher Ort ist für ihn am zweitärgsten?

Wir müssen an die Weltmeisterschaften 2022 in Wollongong (Australien) denken. Denn da war Platz für einen großen Schlag, und weil diese Enttäuschung für Stefan Küng in einer schlechten Zeit kommt. Im Vorjahr bei Olympia um 4 Zehntel um Bronze verfehlt, bei der EM von Bissegger um 54 Hundertstel geschlagen, Diesmal musste er sich dem Norweger Tobias Foss nur um drei Sekunden geschlagen geben.. Nach 24,5 der 34,2 km langen Strecke lag Küng 12 Sekunden vor seinem Gegner.

„Ich könnte weinen, aber nicht vor Freude. Ich laufe schon eine Weile um Gold herum, aber es gibt immer jemanden, der mich schlägt.“

Stefan Küng nach seinem 2. Platz bei der WM 2022.

Und nun?

In dieser Saison verpasste Stefan Küng den EM-Titel in Zolder (Bel) um weniger als zehn Sekunden. Er unterlag dem Italiener Edoardo Affini und hätte noch mehr Chancen, wenn es nicht schon beim Start zu regnen begonnen hätte und ihn am Ende der Strecke ein Flugbahnfehler Zeit gekostet hätte. Doch der 30-jährige Thurgauer ist nicht der Typ, der seinen Misserfolgen nachhängt und richtet seine Gedanken nun ganz auf das Zeitfahren der WM auf heimischem Boden. (eine 46,1 km lange Strecke mit 413 m positivem Höhenunterschied), diesen Sonntag, den 22. September.

Die Route:

Bild

Bild: uci

Die Konkurrenz dürfte allerdings hart sein, denn Remco Evenepoel, Tadej Pogacar, Filippo Ganna, Primoz Roglic, Brandon McNulty, Magnus Sheffield und Joshua Tarling hoffen, den Schweizern erneut die schönste Medaille vorenthalten zu können.

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