„Schauen Sie sich Moskau und die wachsende Metro an: Sind wir in einer Wirtschaftskrise und von Sanktionen betroffen? Nein!“ Mehr als zweieinhalb Jahre nach dem Beginn der russischen „Sonderoperation“ in der Ukraine sagt dieser anonyme Moskauer, ein typisches Abbild der wohlhabenden Mittelschicht, er sei hin- und hergerissen zwischen seiner Opposition gegen das Kreml-Regime und die Militäroffensive auf der einen Seite und seinem fast unveränderten Alltag in einer offenbar florierenden Wirtschaft auf der anderen Seite.
Die rasante Entwicklung des öffentlichen Nahverkehrs in Moskau ist ein Beispiel für dieses Paradox. Seit Februar 2022 haben die von der Europäischen Union und den USA verhängten Wirtschaftssanktionen Russlands finanzielle Möglichkeiten eingeschränkt und den Import westlicher Technologien, auch im Verkehrsbereich, reduziert. Am Samstag, dem 7. September, hatte die Hauptstadt jedoch den Luxus, ihre sechzehnte U-Bahn-Linie zu eröffnen, die brandneu und sehr modern war und von Wladimir Putin persönlich eingeweiht wurde. Mit einer doppelten Botschaft, die der Präsident jede Woche wiederholt: Russland entwickelt sich weiter; die westlichen Sanktionen sind ein Fehlschlag.
„Das Budget des Rathauses ist von den Sanktionen nicht betroffen. Sicherlich gibt es manchmal logistische Probleme, längere Verzögerungen und höhere Kosten. Aber importierte Ausrüstung kommt immer noch hier an, westliche und jetzt teilweise auch chinesische.“erklärt einer der europäischen Akteure bei der Modernisierung der Moskauer Infrastruktur hinter den Kulissen.
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Wie die gesamte russische Wirtschaft sind auch die Bau- und Transportbranche nicht immun gegen die mit den westlichen Sanktionen verbundenen Unsicherheiten. So sind die Computerserver vollgestopft mit Computern aus dem Westen. Da die amerikanische Garantie den Austausch von Teilen nicht mehr abdeckt, muss man auf neue Importe aus „befreundeten Ländern“ zurückgreifen – ehemaligen Sowjetrepubliken, China, der Türkei oder Indien. Ein weiteres Beispiel: Um das westliche Embargo auf russischen Diesel zu umgehen, hat sich Moskau an einen seiner wichtigsten Verbündeten im Mittelmeerraum gewandt, Marokko, wo seine Ladungen umgeladen werden, bevor sie nach … Europa reexportiert werden.
Steuerreform
Kein Sektor blieb von den Auswirkungen der Sanktionen verschont, die sich 2022 schnell auf Logistik- und Bankgeschäfte auswirkten. Viele Materialien, die die Fabriken seit mehr als zehn Jahren aus Europa importierten, wurden jedoch durch neue Ausrüstung ersetzt, insbesondere aus Weißrussland. Die Versorgung konnte dank der lokalen Produktion aufrechterhalten werden – Importsubstitution, die das Wachstum angekurbelt hat –, aber auch dank … Parallelimporten.
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