Ich lese Ihnen die Inhaltsangabe vor: Morgane, 38 Jahre alt, 3 Kinder, 2 Ex-Partner, 5 Credits und ein IQ von 160, wird ihr Schicksal als Putzfrau völlig auf den Kopf gestellt sehen, als ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten von der Polizei entdeckt werden, für die sie eine ebenso rebellische wie effiziente Beraterin wird. Das ist der Ausgangspunkt. Es folgten 4 Staffeln mit 8 Folgen, von denen einige Spitzenwerte von 11 Millionen Zuschauern erreichten. Laut Ouest France ist HPI damit die drittmeistgesehene Serie in unserem Land seit Einführung der modernen Einschaltquotenmessung.
Wofür ist dieser Erfolg also ein Symptom? Natürlich für mehrere Dinge, von denen einige mit Erzählung, Inkarnation usw. zu tun haben, aber ich denke, dieser verrückte Erfolg hat auch eine eher politische Dimension: etwas in der Art sozialer und kultureller Softpower.
Ich denke, dass diese Geschichte einer alleinerziehenden Mutter, einer Putzfrau, die sich durchschlägt, es aber dennoch schafft, sich gegen den Rest der Gesellschaft zu behaupten, eine Art Katharsis eines der wichtigsten und am wenigsten kommentierten sozialen Phänomene der Zeit ist: der Anstieg der Zahl alleinerziehender Mütter. Ich habe die Statistik hier bereits zitiert, aber wir wollen sie noch einmal in Erinnerung rufen, weil sie beredt ist: Etwas mehr als jeder fünfte Haushalt in Frankreich ruht heute auf den Schultern einer alleinerziehenden Mutter. Das sind doppelt so viele wie 1990. Es handelt sich um eine Tektonik mit vielfältigen Auswirkungen, die insbesondere im Mittelpunkt der Gelbwestenbewegung stand.
Zu diesem Thema ist mir außerdem etwas aufgefallen, das mir seither nicht mehr aus dem Kopf geht: Morgane Alvaro sieht manchmal genauso aus wie Ingrid Levavasseur, Sie wissen schon, diese alleinerziehende Mutter, Pflegerin, die eine Figur der ersten Gelbwesten war. Gleiches rotes Haar, gleiches Gesicht, manchmal das gleiche farbige Stirnband im Haar … Machen Sie den Test, liebe Zuhörer, und googeln Sie es, wenn Sie Zeit haben: Sie werden sehen, dass die Ähnlichkeit manchmal beeindruckend ist. Ich hatte Gelegenheit, Ingrid Levavasseur darauf hinzuweisen, die darüber amüsiert war. Es war nicht das erste Mal, dass ihr jemand das erzählt hatte.
Ich weiß also nicht, Nicolas, ob die Macher davon inspiriert wurden oder ob es Zufall ist. Ich denke, es ist eher eine Frage einer Art Soft-Power-Atmosphäre. Manchmal bahnen sich öffentliche Angelegenheiten ihren Weg durch Kunst oder Unterhaltung; und das Frankreich der Vergessenen drängt sich mit retinaler Beharrlichkeit auf. Das Thema alleinerziehender Mütter ist der Elefant im Raum, wie man so schön sagt. Mit dem Erfolg von HPI ist es sogar der Elefant im Wohnzimmer.
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