Die Netflix-Serie Bridgerton: Und jetzt ist alles vorbei

Die Netflix-Serie Bridgerton: Und jetzt ist alles vorbei
Die Netflix-Serie Bridgerton: Und jetzt ist alles vorbei
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Das Schöne an gut gemachter Genrekost ist, dass man exakt das bekommt, was man erwartet, und dabei dennoch keine Sekunde gelangweilt ist. So wird es auch den Zuschauern der opulenten Edelschmonzette „Bridgerton“ gehen. Noch sind haufenweise Töchter und Söhne ­unverheiratet, in diesem Fall Francesca Bridgerton (nach einem Besetzungswechsel gespielt von Hannah Dodd), deren Mutter, Lady Violet (Ruth Gemmell), sie gerne als Favoritin der Königin sähe.

Doch die Königin Charlotte (Golda Rosheuvel) ist gelangweilt von der Routine der ewig sich wiederholenden Seasons mit der ewigen Flut gut gekleideter, artiger Debütantinnen, was Mama Bridgerton in die Verzweiflung treibt. Und Francesca sitzt ohnehin lieber am Pianoforte, als auf Brautschau zu gehen. Dieses Desinteresse eint sie mit ihrer noch immer ziemlich eigenwilligen Schwester Eloise (von Claudie Jessie), die auch lieber in Bücher schaut. Beide würden diese mühsame Heiratsangelegenheit gern hinter sich bringen, um bald wieder Zeit für interessantere Freizeitgestaltungen zu haben.

Kichernde Damen umschwärmen Colin

Das ist nett, trägt aber nicht für eine Haupthandlung. Die gehört diesmal eindeutig Penelope Featherington (Nicola Coughlan), Autorin der gefürchteten Klatsch-Gazette, die die gehobene Gesellschaft als „Lady Whistledown“ regelmäßig amüsiert und aufregt – je nachdem, wen man fragt, und je nachdem, wer gerade betroffen ist. Fast niemand weiß, dass Penelope die Autorin ist, bis auf die Modistin – und neuerdings auch ihre beste Freundin Eloise Bridgerton, die sich mit Penelope am Ende der letzten Staffel darüber heillos zerstreitet. Eine Versöhnung ist so bald nicht in Sicht, und Eloise hat sich unterdessen mit dem blonden Gift Cressida angefreundet. Was diese beiden aneinander finden, versteht auch Penelope beim besten Willen nicht.

Dazu kommt, dass Mama Featherington unter erheblichem Stress steht. Mit der Produktion von Erben geht es bei den beiden Schwestern nicht recht voran, und die nicht dem klassischen Schönheitsideal entsprechende Penelope hält sie für einen hoffnungslosen Fall. Unter die Haube sollte sie dennoch, und ein Erbe muss auch her. Denn nur dann bleibt das Vermögen in der Familie. Die eher schlichten Gemüter der Featheringtons sind also mit sich selbst bestens beschäftigt.

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All diese Umstände sorgen dafür, dass Penelope in dieser Staffel weitgehend auf sich allein gestellt ist. Das sorgt einerseits für gewisse Emanzipationsbestrebungen von ihrer Familie und dem legendär schlechten Geschmack ihrer Mutter, der auch vor ihrer Garderobe nie haltgemacht hat. Allerdings ist ihre heimliche Liebe Colin Bridgerton, etwas zerzaust, aber deutlich erwachsener geworden, gerade von seiner Grand Tour auf dem Kontinent zurückgekehrt und wird nun von haufenweise kichernden Damen umschwärmt.

Komplex ausagierte Gefühle

Das mit anzuschauen ist für Penelope nicht leicht, und sie beginnt sich damit abzufinden, dass sie für Colin ohnehin nie mehr sein kann als eine Freundin. Mit dieser Erkenntnis trudeln erste Interessenten bei ihr ein, auch wenn es sich um die eher exzentrischeren Lords mit den abseitigeren Hobbys handelt. Wir wollen jetzt nicht zu viel verraten, aber: Ein Kuss verändert alles! Doch auf der armen Penelope lastet die ungeheure Verantwortung, mit ihrer Klatschgazette das zart aufkeimende Glück nicht wieder kaputt zu machen.

Was diese gut gemachte Genrekost von Produzentin Shonda Rhimes von Beginn an auszeichnete und was sie vom Einheitsbrei abhob, war unter anderem die liebevolle Figurenzeichnung. Bei allen Klischees, bei allem Kostümpomp, Bällen, Intrigen: Unter Seide und Federschmuck verbergen sich durchaus komplex ausagierte Gefühle. Liebe ist nie nur schwärmerisch, Freundschaft ein ebenso kostbares Gut. Dass bei allem der Humor nie fehlt, ist die glasierte Zuckerkirsche auf der ohnehin schon reich dekorierten Torte.

Staffel drei von Bridgerton läuft seit Donnerstag bei Netflix.

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