Ob es die Unfähigkeit der scheidenden US-Regierung ist, die Inflation einzudämmen, oder die Einwanderungszahlen auf Rekordniveau: Viele suchen noch heute nach den Gründen für den gestrigen unerwarteten Triumph von Donald Trump, einer echten existenziellen Katastrophe für das demokratische Lager, für das außerdem Die Zeit für Selbstkritik ist offensichtlich noch nicht gekommen. Gestern in Washington, wo sie weniger als vierundzwanzig Stunden zuvor eine Ansprache vor einer jubelnden Menge halten wollte, war es vor Gesichtern, in denen vor allem Niedergeschlagenheit und Bitterkeit zu lesen war, dass Kamala Harris ihre Niederlage ohne Berufung zugab und gleichzeitig seine Anhänger zum Bleiben aufforderte mobilisiert. Und dann wird heute eine Übung, von der wir uns vorstellen können, wie schmerzhaft sie für Joe Biden sein wird, dem jetzt vorgeworfen wird, er habe aus Stolz die überwältigende Rückkehr von Donald Trump ermöglicht, dem amtierenden Präsidenten, der geschwächt ist denn je, vor den Amerikanern sprechen , um den Übergang mit seinem schlimmsten politischen Feind vorzubereiten.
Doch angesichts dieser erneuten Gunst von Donald Trump scheint es nun sicher zu sein, dass das von den Progressiven vorgebrachte Argument der Verteidigung der Demokratie die Amerikaner nicht überzeugt haben wird. Für manche war das übrigens gar keine Frage. Dies gilt insbesondere für alle Händler und anderen Arbeitnehmer in der Branche. Seit gestern herrscht auf allen Finanzmärkten Feierstimmung. Die Wall Street hat Rekordwerte erreicht.
Doch auch wenn die wichtigsten Aktienmärkte heute Morgen immer noch von der Begeisterung der Anleger profitieren, besteht immer noch die Gefahr, dass das Programm der Republikaner, wenn es umgesetzt wird, die Weltwirtschaft belasten wird. Alles deutet darauf hin, dass Donald Trump mit der Übernahme der Zügel des mächtigsten Staates der Welt in seiner zweiten Amtszeit gegenüber seinen ideologischen und politischen Feinden noch extremer vorgehen wird als in der ersten. Und in diesem Sinne eröffnet Donald Trumps Sieg eine neue Ära der Unsicherheit in der Welt. Werden sich die USA erneut aus dem globalen Klimaabkommen zurückziehen? Wird sich die israelische Regierung ermutigt fühlen, den Krieg auf den Nahen Osten auszuweiten? Sollte Europa über die Hilfe für die Ukraine besorgt sein? Und sollte sich China (zweite Weltmacht) dann auf einen härteren Handelskonflikt vorbereiten?
Jedenfalls und angesichts der Rückkehr des unberechenbaren Donald Trump ins Weiße Haus haben sich heute in Budapest rund fünfzig Staats- und Regierungschefs zu einem Gipfeltreffen der europäischen politischen Gemeinschaft getroffen. In der Hoffnung, eine relativ geschlossene Front zu zeigen. Zumindest im Bewusstsein, dass ihre Meinungsverschiedenheiten so viele Verstöße darstellen würden, in die der republikanische Milliardär nicht versäumen wird, sich zu stürzen. Auf der Tagesordnung stehen mehrere Themen, die durch diese Wiederwahl aufgeworfen werden.
Redaktionsgast: Sylvain Kahn, europäistischer Forscher am Sciences Po History Center.
Weitere Schlagzeilen
Mit der gestrigen Entlassung seines Finanzministers und zugleich Vorsitzenden der FDP markierte Olaf Scholz nicht nur die Spaltung innerhalb der in Deutschland herrschenden Dreierregierungskoalition, sondern löste auch ein wahres politisches Erdbeben aus. Tatsächlich schlugen dabei alle liberalen Minister (mit Ausnahme des für Verkehr zuständigen Ministers) die Tür der Regierung zu und beraubten so den Kanzler der Mehrheit in der Abgeordnetenkammer.
Nun sollen die gewählten Vertreter des Bundestags am 15. Januar aufgefordert werden, über die Abhaltung vorgezogener Neuwahlen zu entscheiden, und zwar noch vor dem für nächsten Herbst geplanten Termin. Abgesehen davon, dass heute Morgen, Sébastien, die konservative Opposition die sozialdemokratische Kanzlerin aufgefordert hat, sich spätestens „nächste Woche“ einer Vertrauensabstimmung im Parlament zu unterziehen.
Beurteilungsfehler? Oder Verantwortung übernommen? Seit heute Morgen versucht der Senat, die Gründe für die Explosion des Staatsdefizits in Frankreich zu verstehen. Mit dem Ziel, den Abszess vor der Prüfung des Haushaltsentwurfs 2025 zu beseitigen. Und dazu hört der Finanzausschuss des Oberhauses seit heute Morgen den ehemaligen Wirtschaftsminister Bruno Le Maire. Heute Nachmittag ist der ehemalige Finanzminister Thomas Cazenave an der Reihe. Morgen vor dem ehemaligen Premierminister Gabriel Attal. Und wenig später noch seine Vorgängerin Elisabeth Borne.
Ziel ist es daher, uns zu helfen, zu verstehen, was passiert ist. Und um die Verantwortung jedes Einzelnen festzulegen. Die ganze Frage ist eindeutig, ob die Regierung über interne Schatzanweisungen verfügte, die einen deutlicheren Rückgang vorhersagten als erwartet. Allerdings hat Bruno Le Maire heute Morgen erneut jegliche „Vertuschung“ oder „Täuschung“ zurückgewiesen.
Am 5. November 2018 begann in Marseille das Schuljahr. Und genau um 9:07 Uhr stürzten in der Rue d’Aubagne Nr. 63 und 65, nur wenige hundert Meter vom Alten Hafen entfernt, innerhalb weniger Sekunden zwei unhygienische Gebäude ein und töteten acht Menschen. Sechs Jahre später beginnt heute vor dem Gericht in Marseille der Prozess gegen die mutmaßlichen Verantwortlichen für diese Tragödie. Ein außerordentlicher Prozess, der sechs Wochen dauern soll. Ein Prozess, der einer ganzen Stadt bevorsteht, in der es natürlich um heruntergekommene und unwürdige Wohnverhältnisse, aber auch um eine Häufung administrativer und politischer Fehlfunktionen geht. Insgesamt wird also gegen 16 Angeklagte der Prozess gemacht, die meisten davon wegen Körperverletzung und Totschlag. Darunter ein Sozialvermieter, aber auch ein ehemaliger stellvertretender Bürgermeister der Stadt. Die Angehörigen der Opfer und Überlebenden warten darauf, dass die Justiz die Verantwortlichen benennt.