Hochwertige Gewehre aus den USA und Europa würden weiterhin nach Russland exportiert. Verkehr, der durch Drittländer ermöglicht würde.
16.12.2024, 05:3416.12.2024, 09:37
Thomas Wanhoff / t-online
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Trotz der Sanktionen wird erwartet, dass russische Scharfschützen weiterhin Tausende westlich hergestellter Gewehre und Munition erhalten. Möglich wird diese Versorgung durch Drittlandfirmen, die Einkäufe für Putins Soldaten tätigen. Untersuchungen mehrerer europäischer Medien, darunter der russischen unabhängigen Ermittlungsplattform Der Insiderermöglichte es, den Weg dieser Waffen zurückzuverfolgen.
Kremlchef Wladimir Putin schafft es trotz Sanktionen immer noch, an westliche Waffen zu gelangen.Bild: Schlussstein
Armenien, Georgien, Kasachstan, Kirgisistan und Usbekistan sind die Staffelländer. Sie unterliegen nicht den gleichen Sanktionen wie Russland. Das tschechische Netzwerk Investigace.cz Berichten zufolge waren auf einer russischen Waffenmesse Dutzende westlicher Marken ausgestellt. Das Logo einiger von ihnen wäre entfernt worden, aber die Waffen wurden gut präsentiert.
Ermittlungen zufolge kam es im September 2024 auf der von Russland besetzten Halbinsel Krim zu einem Schießwettbewerb zwischen russischen Elitesoldaten. 21 von ihnen verwendeten angeblich Spezialgewehre aus dem Vereinigten Königreich, den USA und Österreich. Mehrere Blogger und Teilnehmer veröffentlichten Fotos des Wettbewerbs, einige boten demnach sogar Gewehre zum Verkauf an Der Insider. Aber wo genau kommen diese Waffen her?
Dramatischer Anstieg der Importe
Ermittler entdeckten insbesondere die Firma Edelweiss in Kirgisistan. Dem Bericht zufolge verfügt es über zwei Zertifikate, die die Einhaltung der EU-Vorschriften bescheinigen. Aus Steuerunterlagen geht hervor, dass das Unternehmen seit Kriegsbeginn deutlich mehr Steuern gezahlt hat, was auf höhere Umsätze schließen lässt.
Die Waffenimporte nach Armenien, Georgien, Kasachstan und Kirgisistan stiegen in drei Jahren um 150 %, von 19.556 Waffen im Jahr 2020 auf 53.211 im Jahr 2023. Die Exporte von Gewehren und Gewehren aus Italien nach Armenien stiegen von 68 im Jahr 2019 auf 1862 im Jahr 2023. Dies wird angegeben durch die Daten der Vereinten Nationen.
Seit 2022 soll auch der Import italienischer Waffen nach Kirgisistan zugenommen haben. Georgia wiederum kaufte im Jahr 2022 zehnmal mehr Waffen von den USA als ein Jahr zuvor. Laut UN-Daten lieferte die Türkei im Jahr 2019 fast 800 Waffen, verglichen mit 18.843 im vergangenen Jahr.
Ein italienisches Unternehmen mit Verbindungen zu Russland
Einer der größten Gewehrlieferanten in Europa ist die Firma Beretta, ein großer italienischer Waffenhersteller mit Sitz in Luxemburg. Sie soll ein Joint Venture mit dem russischen Waffenhändler Michail Chubutia und seinen Firmen gegründet haben. Die USA haben es auf die Liste der sanktionierten Unternehmen gesetzt, nicht jedoch die EU. Beretta wäre weiterhin der größte Anteilseigner des gemeinsamen Unternehmens mit Khubutia.
Über Umwege sollen Waffen aus den USA nach Russland gelangt sein. Ein Händler soll 53 Gewehre nach Kasachstan geliefert haben. Recherchen zufolge wurden einige dieser Gewehre später in Russland gefunden. Es gäbe sogar eine Verbindung nach Deutschland. Berichten zufolge unterhält ein Miteigentümer eines deutschen Rüstungsunternehmens ausgezeichnete Beziehungen zu Michail Khubutia. Sie wäre zusammen mit Beretta Miteigentümerin der Holdinggesellschaft.
Offiziell würde das deutsche Unternehmen Waffen nur nach Kasachstan liefern, nicht nach Russland. Berichten zufolge wurden 176 Gewehre der Marke Blaser geliefert. Dem Bericht zufolge wurden sie an ein kasachisches Unternehmen verkauft. Der Export nach Russland würde über dieses Zwischenunternehmen erfolgen. Das Ermittlungsnetzwerk Korrektur habe die Seite letztes Jahr besucht. Ein Undercover-Reporter erkundigte sich nach der Möglichkeit, eines der Gewehre zu kaufen und nach Russland zu versenden. „Der Kauf stellt kein Problem dar“, antwortete der Verkäufer. Und wie sieht es mit dem Transport nach Russland aus? „Schwierig, aber machbar.“
Aus dem Deutschen übersetzt und adaptiert von Léon Dietrich