Kritische Kabel in der Ostsee beschädigt
Am 25. Dezember meldete Finnland schwere Schäden an mehreren Unterseekabeln, darunter am Stromkabel Estlink 2, das Finnland und Estland verbindet. Dieses Kabel, das für die Energieübertragung zwischen den beiden Ländern unerlässlich ist, hat eine Kapazität von 650 MW und ist hauptsächlich über eine Entfernung von 100 m in der Ostsee untergetaucht 145 km.
Finnische Behörden vermuten einen russischen Tanker, l’Eagle Sunter der Flagge der Cookinseln, beteiligt zu sein. Dieses Schiff transportierte Treibstoff von St. Petersburg nach Ägypten, als es den Ermittlern zufolge mit seinem Anker versehentlich oder absichtlich das Kabel beschädigte.
Eine Untersuchung, die eine russische „Geisterflotte“ ans Licht bringt
Der Tanker wurde nahe der finnischen Küste bei Porkkala von der Küstenwache abgefangen. Bei der Inspektion stellten die Behörden fest, dass das Schiff seinen Anker verloren hatte, was wahrscheinlich für den Kabelbruch verantwortlich war. Entsprechend Sami RähkönenChef des finnischen Zolls, gehört dieses Schiff zu einer sogenannten „Geister“-Flotte Russlands, die zur Umgehung der gegen Moskau verhängten internationalen Sanktionen eingesetzt wird.
Der finnische Premierminister, Petteri OrpoEr verzichtete darauf, Russland direkt zu beschuldigen, betonte jedoch, dass diese Schiffe „den russischen Militärhaushalt befeuern und so den Krieg in der Ukraine verlängern“. Auf der 400 Schiffe wurden als zu dieser Flotte gehörend identifiziert, 79 stehen bereits unter internationalen Sanktionen.
Andere Unterseekabel beschädigt
Neben dem Estlink-2-Kabel wurden auch drei Telekommunikationskabel zwischen Finnland und Estland beschädigt. Diese Kabel gehören Elisa Eesti, CITIC Telecom und Cinia und sind für die regionale und internationale Konnektivität unerlässlich. Das vierte Kabel, das C-Lion1, das Helsinki mit Deutschland verbindet, wurde in der Nähe von Kap Porkkala durchtrennt.
Entsprechend Jarkko SaarimäkiDirektor der finnischen Verkehrs- und Kommunikationsbehörde, sind diese Kabel so konzipiert, dass sie vielen äußeren Kräften standhalten, sodass Schäden ohne menschliches Eingreifen höchst unwahrscheinlich sind.
Eine Krise, die regionale Spannungen wieder aufleben lässt
Regionale Minister und Experten, darunter der estnische Innenminister Lauri Läänemetshalten diesen Vorfall für einen vorsätzlichen Angriff. Diese Ereignisse erfolgen vor dem Hintergrund zunehmender Spannungen zwischen den baltischen Ländern und Russland, insbesondere aufgrund des Krieges in der Ukraine und der Bemühungen der baltischen Staaten, sich vom russischen Stromnetz zu trennen und an das westeuropäische Stromnetz anzuschließen.
Konsequenzen und nächste Schritte
Kabelschäden werden sich wahrscheinlich auswirken Strompreis in der Region und wird die Schwachstellen der kritischen Unterwasserinfrastruktur hervorheben. Reparaturen an Estlink 2 unter der Verantwortung des finnischen Betreibers Fingridkönnte bis dauern sieben Monate.
Unterdessen haben Finnland und Estland ihre Ermittlungen intensiviert, um festzustellen, ob diese Taten eine Straftat darstellen grobe Fahrlässigkeit oder ein vorsätzliche Sabotagemit erheblichen geopolitischen Auswirkungen.
Ein besorgniserregender Präzedenzfall
Es ist nicht das erste Mal, dass ein Schiff verdächtigt wird, hinter solchen Vorfällen zu stecken. Bis 2023 wurden in der Region drei weitere ähnliche Fälle gemeldet, bei denen es sich allesamt um Schiffe ohne Anker handelte. Für Jarmo Lindbergehemaliger Chef der finnischen Streitkräfte, werfen diese wiederkehrenden Vorfälle Fragen über die Absicht und Sicherheit kritischer Unterwasserinfrastruktur auf.
Während die Ermittlungen voranschreiten, bleiben die Augen auf Moskau gerichtet und auf die Auswirkungen, die diese Sabotage auf die Stabilität in Nordeuropa haben könnte.