Rom (Italien). Manche verlassen das Schiff, andere fragen sich, ob sie wirklich an Bord durften. Eines ist sicher: Die große Ausstellung zum Thema Futurismus, die am 30. Oktober in der Galleria Nazionale d’Arte Moderna (GNAM) in Rom eröffnet wird, ist von allen Seiten mit Wasser konfrontiert. Diejenigen, die mehr oder weniger offiziell an diesem vom ehemaligen Kulturminister Gennaro Sangiuliano gewünschten Projekt beteiligt waren, bereiten sich auf einen vorhergesagten Schiffbruch vor. Eine gigantische Ausstellung mit zunächst 650 Werken, die am Ende weniger als 400 umfassen wird. Es wurden drastische Budgetkürzungen beschlossen, ohne Begründung, vor allem aber ohne Benachrichtigung der Kuratoren oder des wissenschaftlichen Ausschusses, von dem nicht alle Mitglieder ein Schreiben des Ministeriums erhalten haben hat es nicht offiziell festgestellt. Andere prominente Mitglieder, darunter Co-Kurator Alberto Dambruoso, wurden im letzten Moment ohne Begründung verdrängt. Nicht zu vergessen das völlige Chaos bei den Leihanfragen verschiedener Privatsammler und öffentlicher Institutionen. Es erübrigt sich zu erwähnen, dass die Erstellung des Katalogs, dessen Veröffentlichung ohne Ausschreibung dem auf diesem Gebiet nicht spezialisierten Treccani-Verlag anvertraut wurde, noch immer nur bei den Covertiteln liegt…
Im Dezember 2023 verkündete der gerade von seinem Amt als Leiter des italienischen Kulturministeriums (MIC) zurückgetretene Mann mit großem Tamtam seinen Wunsch nach einer großen Retrospektive über die wichtigste italienische Kunstbewegung des 20. Jahrhunderts. Ihre kaum verhüllte Absicht ist es, eine Avantgarde zu rehabilitieren, deren Image in der Vergangenheit unter dem Festhalten einiger ihrer bedeutendsten Vertreter am Faschismus gelitten hatte. In den Augen transalpiner Kunsthistoriker wirkte die Absicht des Ministers vor allem wie ein Rückzugsgefecht, da die wissenschaftliche Forschung einen viel maßvolleren kritischen Blick ermöglicht hat. Gennaro Sangiuliano, der nicht zögerte, diese Ausstellung als „die am meisten erwartete des Jahres 2024“ zu präsentieren, schien die Vervielfachung der Retrospektiven zum Futurismus in den letzten Jahren zu vergessen, beginnend mit der 2008 im Centre Pompidou anlässlich des 100. Jahrestags von veranstalteten Ausstellung seine Geburt.
In der italienischen Fachpresse häufen sich die Forderungen nach einem Verzicht des neuen Kulturministers Alessandro Giuli auf diese Ausstellung im GNAM. „Lasst uns alles stoppen, wir sind im totalen Chaos und riskieren internationale Schande“ warnt Massimo Duranti, Spezialist auf diesem Gebiet. „Diese Ausstellung ist Scharlataneriefügt der Futurismus-Experte Andrea Baffoni hinzu. Von diesem heruntergekommenen Schiff halte ich mich lieber fern. » Das droht nun angesichts dessen, was eines der großen Vermächtnisse von Gennaro Sangiulianos Zeit im Kulturministerium werden sollte, zu versinken.
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