„Der Priester und der Wilderer“, ein Gothic-Märchen im Schnee und im Wind – Libération

„Der Priester und der Wilderer“, ein Gothic-Märchen im Schnee und im Wind – Libération
„Der Priester und der Wilderer“, ein Gothic-Märchen im Schnee und im Wind – Libération
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Der Engländer Benjamin Myers liefert einen sehr düsteren Roman, dessen Lektüre giftig und faszinierend ist.

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Vom ersten Satz des Romans an ist die Gewalt da, aufgezwungen: „Es regnete Stahlnieten“schreibt der Engländer Benjamin Myers. Bei Tagesanbruch verlässt das Mädchen das Haus, ein Baby auf dem Arm, in ein altes Tuch gewickelt. Das Kind gehört nicht ihr, aber es geht darum, es vor einem Vater ohne Zärtlichkeit und einer erschöpften und gleichgültigen Mutter zu retten. Für das Mädchen, „Das Kind war ein seltenes und empfindliches Ei, das aus dem falschen Nest fiel“. Sie wird von einem furchteinflößenden Mann verfolgt, dem Priester, der sie misshandelt hat und sie nicht gehen lässt. Wenn sie allein ist, hilft ihr manchmal ein Fremder, der ihr ein Stück Brot, ein wenig Milch, aber niemals Zuneigung reicht. Und ganz weit vor uns liegt die Hoffnung auf ein Eden, eine einfache Stadt, in der man endlich verschwinden kann, oder besser noch, eine Insel mitten im Ozean. Dahinter rücken der Priester und sein Kumpel, der Wilderer, unaufhaltsam vor.

Dieser Wettlauf ums Überleben ist mit einem Skalpell geschrieben, jedes Wort wirkt wie Schmerz, jeder Satz ist fesselnd und die Charaktere tragen nicht einmal Namen, wie flüchtige Schatten. Der Roman spielt in der Nähe der Seen im Norden Englands und konzentriert sich auf eine verstörende Natur von wilder Schönheit, wie die Heldin, stumm, verängstigt, aber mutig, weil sie keine Wahl hat. Es atmet die gotische Geschichte, das biblische Gleichnis, der Schreibstil ist kraftvoll, aber auch die Emotionen. Denn Benjamin Myers, der auch der Autor von ist Abbau (Seuil, 2018) und Off-Shore (Seuil, 2022) macht dem Leser nicht nur Angst, er macht ihm auch Sorgen und nimmt sich die Zeit, sein schreckliches, zeitloses Universum aufzubauen. Manchmal gewährt der Romanautor eine Ruhepause, wenn das Baby satt ist und es am Feuer warm ist, aber die meiste Zeit ist der Weg grausam, kalt und der Marsch endlos im Schnee und Wind. Die Lektüre dieses beeindruckenden Romans ist giftig und faszinierend und hinterlässt ein Gefühl der Schwerelosigkeit. Zweifellos dem Schreiben (und der sehr schönen Übersetzung von Clément Baude) zu verdanken, aber auch dem Warten auf eine Zuflucht. Der Priester und der Wilderer ist ein beeindruckendes Buch.

Der Priester und der WildererBenjamin Myers, übersetzt aus dem Englischen von Clément Baude, Seuil, 288 Seiten, 23 €.


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