Wird in der Nationalbibliothek bald ein Roboter den Menschen ersetzen?

Wird in der Nationalbibliothek bald ein Roboter den Menschen ersetzen?
Wird in der Nationalbibliothek bald ein Roboter den Menschen ersetzen?
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Wer den 6.332 Quadratmeter großen Lesesaal der Nationalbibliothek (BNL) in Kirchberg zum ersten Mal betritt, wird vermutlich von der enormen Auswahl an Büchern überwältigt sein: 207.183 Publikationen stehen dort in 2.128 Regalen zur Verfügung. Besucher können sie auswählen, ansehen und ausleihen.

Wenn Bücher jedoch aus irgendeinem Grund verlegt werden oder ganz verschwinden, kann ein Chaos entstehen. Denn dann wird es für andere Besucher nahezu unmöglich, das gewünschte Buch im Lesesaal zu finden. Aus diesem Grund müssen Bestände regelmäßig überprüft und inventarisiert werden – eine Aufgabe, die insbesondere in großen Bibliotheken wie der BNL viel Zeit und Ressourcen erfordert.

Der BNL-Lesesaal erstreckt sich über fünf Etagen und umfasst eine Fläche von 6.332 Quadratmetern. © FOTO: Christophe Olinger

Ein Roboter soll dieses Problem lösen können – so zumindest die Vorschläge für das Projekt „Bot4Lib“. Dies geht aus der Ausschreibung für eine Innovationspartnerschaft hervor, die das Ministerium für Digitalisierung in Zusammenarbeit mit dem State Information Technology Center (CTIE) und der Nationalbibliothek auf dem Portal für öffentliche Beschaffung gestartet hat. Bewerbungen können bis zum 30. Januar eingereicht werden.

Mensch und Roboter werden Hand in Hand arbeiten

Doch was genau soll der Roboter, der sich künftig im BNL-Lesesaal bewegen wird, können? Und wie soll es genutzt werden? Ziel ist es, die Inventur zu vereinfachen und zu beschleunigen – und so die Spezialisten vor Ort bei ihrer Arbeit zu unterstützen.

Derzeit werden Buchinventuren in der Nationalbibliothek noch manuell durchgeführt. Allerdings wurde laut Ausschreibung seit der Eröffnung des Lesesaals im Jahr 2019, nämlich zwischen August 2020 und September 2021, nur eine vollständige Bestandsaufnahme durchgeführt. Acht identifizierten einen Monat lang alle Publikationen, die sich im Lesesaal befanden damals. Anschließend folgte die Datenanalysephase, die mehr als sechs Monate dauerte.

Seitdem wurden drei Teilinventuren durchgeführt, eine vollständige Inventur konnte aus Zeit- und Personalmangel jedoch nicht durchgeführt werden. Der Einsatz neuer Technologien könnte daher hier Abhilfe schaffen. Es geht also nicht darum, den Mann im BNL zu ersetzen, sondern darum, einen Teil der Tätigkeiten des bereits vorhandenen Personals zu erleichtern. Roboter und Menschen würden also Hand in Hand arbeiten.

Ein autonomes Gerät bewegt sich zwischen den Regalen

Und so soll es aussehen, wie es in dem Brief des Ministeriums für Digitalisierung, CTIE und BNL heißt: Ein autonomer Roboter, der mit einem Dokumentenerkennungssystem ausgestattet ist, muss durch die 2.128 Regale im Raum navigieren und alle Bücher lesen und identifizieren und Dokumente, die in den 9.231 Regalen gefunden wurden.

Dies sollte mithilfe von Computer Vision, also maschinellem Sehen, möglich sein. Diese Computer Vision wiederum nutzt künstliche Intelligenz (KI), um Objekte zu erkennen.

Sowohl die einzelnen Regale als auch die einzelnen Bücher verfügen über eine bestimmte Identifikation, auch wenn die Identifikation der Bücher nicht immer eindeutig ist. Die Regale sind außerdem mit einem QR-Code gekennzeichnet und die Bücher verfügen über einen RFID-Tag, ein System zur Identifizierung von Artikeln mithilfe einer Art Barcode. Dadurch ist es möglich, die Kreditvergabe über SB-Stationen zu automatisieren. Bücher werden nach der Dewey Decimal Classification (DDK) klassifiziert. Das bedeutet, dass jedem Dokument je nach Art und Inhalt ein bestimmter Zahlencode zugeordnet wird.

Anhand dieser Codes und visuellen Informationen kann der Roboter Bücher identifizieren. Dadurch wird der Inventarisierungsprozess automatisiert. Es wäre nicht mehr nötig, dass ein Mensch sämtliche Regale auf der Suche nach fehlenden oder verlegten Büchern durchsucht.

Nachtarbeit für den Roboter „Bot4Lib“.

Abschließend muss der Roboter die gesammelten Daten an ein Managementsystem übermitteln. Und hier kommt wieder der Mensch ins Spiel: Die Mitarbeiter der Nationalbibliothek können nun etwaige Klassifizierungsfehler korrigieren. Der Roboter vermerkt daher die verlegten oder fehlenden Bücher.

Der BNL-Lesesaal ist die ganze Woche außer sonntags geöffnet. © FOTO: Marc Wilwert

Allerdings wird die Vielfalt der im Lesesaal vorhandenen Bücher die visuelle Erkennung des Roboters erschweren: Manche Buchumschläge bestehen beispielsweise aus kreisförmigen Spiralen, andere Bücher müssen aufgrund ihrer Größe in die entgegengesetzte Richtung auf den Regalen platziert werden. Eine Herausforderung unter anderem für „Bot4Lib“ und seine Entwickler.

Wer glaubt, bald einen Roboter im Lesesaal der Nationalbibliothek kreisen zu sehen, muss sich noch etwas gedulden – Bewerbungen laufen noch. Und es ist bereits sicher, dass der Roboter „Bot4Lib“ seine Arbeit nachts, also zwischen 21 und 6 Uhr, verrichten wird. Es ist daher nicht sicher, dass Benutzer des Lesesaals ihn bei der Arbeit sehen können.

Dieser Artikel wurde ursprünglich auf der Website von veröffentlicht Luxemburgisches Wort.
Adaption: Megane Kambala

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