Bezirk Bains –
Mathieu Cherkit fängt die häusliche Sphäre mit dem Pinsel ein
Der Künstler ist eine bedeutende Persönlichkeit der jungen Generation französischer figurativer Maler und präsentiert in der Xippas-Galerie eine Gruppe bemerkenswerter Werke.
Heute um 17:55 Uhr veröffentlicht.
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Spargel in einer dampfenden Pfanne, ein auf der Treppe zurückgelassener Handschuh oder eine Handvoll Kartoffeln neben einer Flasche Badoit: Auf dem Gemälde von wirkt alles äußerst vertraut Mathieu Cherkit. Bunte Magnetbuchstaben an der Kühlschranktür zeugen von einer kindlichen Anwesenheit im Haus, während ein hässlicher Besen auf den Duschfliesen an die Trivialität häuslicher Gesten erinnert.
Der 1982 in Paris geborene französische Künstler lässt sich von seinem täglichen Umfeld inspirieren. Seine mit Objekten bestückten Gemälde fangen intime Szenen des Alltags ein und besuchen jeden Winkel des Hauses, vom Keller bis zur Küche, einschließlich des Gartens oder des Erkers, dem Fenster, das aus der Fassade des alten Rathauses und der Landschule in New York herausragt wo er sich niederließ. Mit „Wahrheit oder Pflicht“, dem Xippas-Galerie bietet dieser wichtigen Figur der neuen Generation französischer figurativer Maler seine erste monografische Ausstellung in der Schweiz.
In der Realität verankert
Mathieu Cherkit bedient sich nie der Fotografie, sondern malt ausschließlich nach dem Motiv, mit akribischer Beobachtungsgabe. Seine Bilder sind fest in der Realität verankert und bieten dennoch faszinierende Perspektivensprünge, begleitet von einzigartigen Licht- und Farbspielen: Der Künstler arbeitet über mehrere Tage oder Wochen hinweg an derselben Szene, manchmal ändert er leicht den Blickwinkel oder den Maßstab und bringt so mehrere Zeitlichkeiten und Geografien zusammen. Verschiedene Farbtöne erzählen so den Lauf der Sonne auf einem Tisch, während die Treppe sich leicht zu verformen scheint.
Obwohl der Mensch in den Kompositionen am häufigsten fehlt, bieten letztere zahlreiche Beweise für seine jüngste Passage. Das Mittagessen kocht auf dem Herd und Stecklinge im Topf zeugen von der Existenz eines grünen Daumens im Haushalt. An anderer Stelle scheinen Turnschuhe von einem morgendlichen Jogger vor der Tür gelassen worden zu sein und Kinderalben mit jugendlicher Sorgfalt unter einem Fenster gestapelt zu haben. Von Zeit zu Zeit platzt eine Figur ins Bild, meist ist es der Künstler selbst.
Ein weiterer bemerkenswerter Aspekt von Mathieu Cherkits Technik zeigt sich in seinem reichlichen Einsatz von Material. Die Ölfarbe wird in großzügigen Schichten aufgetragen, die bis zu 2 Zentimeter dick sind und teilweise über den Rahmen hinauslaufen – nicht selten dauert das Trocknen mehr als ein Jahr. Diese stellenweise abgekratzte Kruste markiert die Entstehungsphasen und verleiht den Gemälden gleichzeitig eine skulpturale und dynamische Seite.
Durchdrungen von einer gewissen Bosheit und ausgestattet mit einem verrückten plastischen Charme gehört das Gemälde des französischen Vierzigjährigen zu denen, deren Kraft körperlich erlebbar ist. Weit entfernt von der Auffälligkeit des zeitgenössischen Hyperrealismus enthält es etwas Zärtliches und zugleich diskret Skurriles. Wie so oft bei der Existenz.
Bis zum 2. November im Xippas, 6, rue des Sablons. Di-Fr 10-13 Uhr und 14-18:30 Uhr, Sa 12-17 Uhr
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