Welche Konsequenzen ergeben sich für strukturierte Produkte?

Welche Konsequenzen ergeben sich für strukturierte Produkte?
Welche Konsequenzen ergeben sich für strukturierte Produkte?
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Mit der Normalisierung der Zentralbankzinsen dürften sich Renditeprodukte wieder gut entwickeln.

Mit der Entscheidung verschiedener Notenbanken, mit der Lockerung ihrer Geldpolitik zu beginnen, ist mit einer Normalisierung des seit 2022 begonnenen Hochzinsregimes zu rechnen. Als Erste senkte die Schweizerische Nationalbank im vergangenen März ihre Leitzinsen, gefolgt von der Europäischen Zentralbank, der Bank of England und schließlich der Federal Reserve, die kürzlich ebenfalls diesem Beispiel folgte. Letzterer kündigte am 18. September eine „Jumbo“-Zinssenkung um 50 Basispunkte an und brachte damit die amerikanische Wirtschaft auf den Weg einer sanften Landung.

Derzeit geht der Markt davon aus, dass die Mehrheit der Zentralbanken die Zinsen bis Ende 2026 um 150 bis 200 Basispunkte senken wird. Im Jahr 2025 dürfte das Tempo der Lockerung nachhaltiger ausfallen, insbesondere für die Fed. Das Ende des Lockerungszyklus wird für die meisten Zentralbanken in entwickelten Ländern in der zweiten Hälfte des Jahres 2025 erwartet.

Welche Auswirkungen hat in diesem Marktkontext ein Zinsrückgang auf strukturierte Produkte?

Die überwiegende Mehrheit der strukturierten Produkte besteht aus einem „Options“-Teil und einem „Finanzierungs“-Teil. Letzteres wird durch die Höhe der Zinssätze sowie den Cashflow-Bedarf der Investmentbanken beeinflusst. Wenn die Zinssätze sinken, bietet der Finanzierungsteil der Anleihe unter sonst gleichen Bedingungen eine geringere Rendite und die den Anlegern angebotenen Konditionen sind daher ungünstiger.

Bestimmte Kategorien strukturierter Produkte reagieren naturgemäß empfindlicher auf Zinsbewegungen. Dies gilt insbesondere für garantiertes Kapital. Es war seit der Finanzkrise 2008 aus dem Angebot der Banken verschwunden und kehrte mit dem Anstieg der Zinsen im Jahr 2022 in die Portfolios der Anleger zurück. Das garantierte Kapital besteht aus einer Nullkuponanleihe und einer Option, die eine Beteiligung an einem Basiswert oder einem Kupon bietet. Die Nullkuponanleihe gewährleistet die Rückzahlung der Anleihe bei Fälligkeit und die Finanzierung des Optionskaufs. Die Kombination aus geringer Volatilität und hohen Zinssätzen bietet optimale Bedingungen für seine Gestaltung. Daher ist ein Rückgang der Zinsen für Schuldverschreibungen mit Kapitalschutz nicht förderlich und die Anlegerinteressen könnten darunter leiden. Dennoch blieb es möglich, diese Instrumente zu nutzen, indem man längere Laufzeiten in Betracht zog oder sogar einen kleinen Teil des Kapitals aufs Spiel setzte.

Die Credit Linked Note, auch synthetische Unternehmensanleihe genannt, ist eine weitere Art strukturierter Produkte, deren Konditionen sich bei einer Änderung des Zinsumfelds deutlich verschlechtern. Dieses Finanzinstrument gilt als Alternative zur Investition in eine herkömmliche Anleihe. Es besteht außerdem aus einer vom Emittenten ausgegebenen Nullkuponanleihe und einem Credit Default Swap des Referenzschuldners.

Renditeprodukte wie Barrier Reverse Convertibles oder Reverse Convertibles sind bei Anlegern strukturierter Produkte die beliebtesten Instrumente. Sie bieten regelmäßige, garantierte oder bedingte Erträge basierend auf der Wertentwicklung eines Basiswerts mit bedingtem Kapitalschutz. Nachdem sie jahrelang von niedrigen oder sogar negativen Renditen profitiert hatten, sahen sie sich in den letzten beiden Jahren der Konkurrenz durch Anleihen ausgesetzt. Denn vor dem Zinsanstieg ab 2022 griffen renditesuchende Anleger naturgemäß auf Renditeoptimierungsprodukte zurück, um die geringe Rentabilität einer Anleihenanlage auszugleichen. Mit der Normalisierung der Zinssätze dürften sich Renditeprodukte wieder positiv entwickeln. Darüber hinaus bieten sie bei hoher Volatilität bessere Konditionen. Vor dem Hintergrund sinkender Zinsen dürften die Finanzmärkte volatiler sein, wodurch Renditeprodukte für Anleger auf der Suche nach regelmäßigen Erträgen attraktiver werden.

Welche Konsequenzen hat eine Normalisierung der Geldpolitik schließlich für bestehende strukturierte Produkte? Der Preis strukturierter Produkte am Sekundärmarkt sollte positiv auf den Zinsrückgang reagieren, da der „Finanzierungs“-Teil der Schuldverschreibung an Wert gewinnt. Die Auswirkungen hängen natürlich von der Art des Produkts und seiner Geschwindigkeitsempfindlichkeit ab.

Die Finanzlandschaft wird durch die Normalisierung der Zinssätze umgestaltet, und auch strukturierte Produkte werden davon nicht verschont bleiben. Tatsächlich werden die Leistungsprofile verschiedener Arten von Instrumenten neu definiert. Dieser neue Marktkontext wird daher neue Möglichkeiten für Anleger schaffen und gleichzeitig die Karten in der Welt der strukturierten Produkte neu verteilen.

Quelle: Mirabaud & JP Morgan – Global Fixed Income Markets – 21.09.2024

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