Emilie Lieberherr wäre heute 100 Jahre alt

-

Schweizer Frauenrechtlerin | 14. Oktober 2024

Die bekannte Schweizer Vorkämpferin für das Frauenstimmrecht und Pionierin in verschiedenen politischen Ämtern kam heute vor einem Jahrhundert im urischen Erstfeld auf die Welt.

Auf dem Bundesplatz in Bern demonstrieren am 1. März 1969 mehrere Tausend Frauenrechtlerinnen und weitere Personen für das Frauenstimmrecht und gegen die Unterzeichnung der europäischen Menschenrechtskonvention mit Vorbehalten. Emilie Lieberherr, die Präsidentin des Aktionskomitees für den Marsch nach Bern, hält ihre Rede.Fotos: Keystone

Am 14. Oktober 1924 wurde Emilie Lieberherr geboren. Die 2011 verstorbene Zürcher Frauenrechtlerin und Vollblutpolitikerin war eine Pionierin und, wie sie selbst sagte, «ein radikales Weib».

Die ehemalige Zürcher Stadträtin und Ständerätin hat die Frauen-, Sozial- und Drogenpolitik weit über die Stadt- und Kantonsgrenzen hinaus geprägt. Von 1970 bis 1994 gehörte sie dem Zürcher Stadtrat an und war Vorsteherin des Sozialdepartements. Von 1978 bis 1983 vertrat sie den Kanton Zürich auch im Ständerat, wo sie sich für die Sozialpolitik, den Konsumentenschutz und die Gleichstellung einsetzte.

Promovierte Ökonomin und Hauslehrerin der Kinder von Henry Fonda

Lieberherr wurde am 14. Oktober 1924 in Erstfeld UR als Tochter eines Eisenbahners geboren. Ende der 1950er Jahre promovierte sie auf dem zweiten Bildungsweg an der Uni Bern als Ökonomin. Sie war eine Vorkämpferin für das Frauenstimmrecht und eine Pionierin in verschiedenen politischen Ämtern.

Der Schauspieler Peter Fonda trifft seine ehemalige Hauslehrerin Emilie Lieberherr, anlässlich der Premiere seines neuen Films «The Hired Hand», aufgenommen am 20. Oktober 1971 in Zürich. Im Hintergrund ist Stadtpräsident Sigmund Widmer zu erkennen.

Nach dem Studium verbrachte sie rund zweieinhalb Jahre in den USA, wo sie unter anderem als Hauslehrerin der Kinder des Schauspielers Henry Fonda arbeitete.

Erste Frau in der Zürcher Stadtregierung

1970 – noch vor Einführung des Frauenstimmrechts auf nationaler Ebene – wurde die Sozialdemokratin als erste Frau überhaupt in die Zürcher Stadtregierung gewählt. 1976 wurde sie erste Präsidentin der Eidgenössischen Frauenkommission, und als erste Zürcher Frau zog sie in den Ständerat ein.

Emilie Lieberherr freut sich als frisch gewählte Stadträtin von Zürich, als sie zu Hause von Nachbarsleuten zu ihrem Wahlerfolg mit Lorbeeren bekränzt wird, aufgenommen am 8. März 1970 in Zürich.

Emilie Lieberherr freut sich als frisch gewählte Stadträtin von Zürich, als sie zu Hause von Nachbarsleuten zu ihrem Wahlerfolg mit Lorbeeren bekränzt wird, aufgenommen am 8. März 1970 in Zürich.

Aus der SP ausgeschlossen

Ihre harte Haltung gegenüber der Jugendbewegung führte 1983 zum Zerwürfnis mit der SP und zum Verzicht auf eine weitere parlamentarische Tätigkeit in Bern. Ihre Unterstützung bei der Wahl des Bürgerlichen Thomas Wagner zum Zürcher Stadtpräsidenten führte 1990 zu ihrem Ausschluss aus der SP. Mit Unterstützung der Gewerkschaften wurde sie jedoch wiedergewählt. Nach 24-jähriger Amtszeit schied die damals 69-Jährige 1994 aus der Zürcher Stadtregierung aus.

Der «Dennerplatz» an der Langstrasse in Zürich wurde in «Emilie-Lieberherr-Platz» umgetauft.

Der «Dennerplatz» an der Langstrasse in Zürich wurde in «Emilie-Lieberherr-Platz» umgetauft.

Im Jahr 2020 widmete der Zürcher Stadtrat seinem ehemaligen Mitglied einen Platz. Die mit Bäumen und Bänken ausgestattete Fläche auf der Höhe der Langstrasse 214, im Volksmund «Dennerplatz» genannt, heisst seither «Emilie-Lieberherr-Platz».

Privat war Lieberherr jahrzehntelang mit ihrer Lebenspartnerin Hermine Rutishauser (1920 bis 2015) zusammen. Am 3. Januar 2011 verstarb Lieberherr im Alter von 86 Jahren in Zollikerberg ZH.

-

PREV Kein neues Wunder für den FC Moldawien im Coupe de France – Coupe de France – 5. Runde – FC Moldavie-Mée Sports (0-3)
NEXT UNIFIL, eine internationale Truppe, deren Geschichte mit den Tragödien im Südlibanon verknüpft ist