- Daron Acemoglu, Simon Johnson und James Robinson erhalten den Wirtschaftsnobelpreis 2024.
- Dies «für Studien darüber, wie Institutionen entstehen und sich auf den Wohlstand auswirken», teilte die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften mit.
Acemoglu war vorab von mehreren Ökonomen als ein Favorit auf den diesjährigen Preis genannt worden.
Acemoglu: «Echter Schock und grossartige Nachricht»
Daron Acemoglu ist überrascht und begeistert: «Das ist einfach ein echter Schock und eine grossartige Nachricht. Danke!», sagte der 57-Jährige, als er zu der Preisbekanntgabe in der Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften zugeschaltet wurde. «So etwas erwartet man nie», sagte er. «Es ist eine grosse Überraschung und Ehre.»
Häufig werden Preisträger in den USA wegen der Zeitverschiebung aus dem Schlaf gerissen, wenn ihnen die Nobel-Institutionen kurz vor der offiziellen Bekanntgabe telefonisch mitteilen, dass sie einen Nobelpreis erhalten. Acemoglu hatte in dieser Hinsicht Glück: Er befand sich nicht daheim in den USA, sondern in Griechenland. «Es ist ein wirklich guter Zufall, dass ich gerade in Athen bin. Es ist für mich also nicht 5 Uhr am Morgen», sagte er. Das habe es auch einfacher gemacht, die Nachricht von seinem Nobelpreis aufzunehmen.
Wer sind die drei Preisträger?
Die drei Preisträger sind bekannte Ökonomen aus den USA. Zwei lehren an der Eliteuniversität MIT, einer an der Universität Chicago.
SRF-Wirtschaftsredaktor Damian Rast beschreibt sie als «öffentlich Intellektuelle», denn sie wollen ihre Erkenntnisse auch einem breiten Publikum näher bringen. «Sie mischen sich in die öffentliche Debatte ein und beeinflussen so vielleicht auch die Politik.»
Daron Acemoglu ist besonders bekannt für das Buch «Why Nations Fail» («Warum Nationen scheitern»), das er mit James Robinson verfasst hat. Der dritte Preisträger, Simon Johnson, war kurzzeitig Chefökonom des Internationalen Währungsfonds.
Relevanz der Forschung
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SRF-Wirtschaftsredaktor Damian Rast schätzt die Relevanz der Forschung als enorm gross ein. Ein Beispiel ist die internationale Zusammenarbeit: «Da geht es ja um die Kardinalfrage bei dieser Forschung: o klemmt es bei der Entwicklung in einem Land? Weshalb ist ein Land viel ärmer als das andere? Und was müsste getan werden?»
Die Erkenntnisse seien auch interessant für reiche Länder wie die Schweiz, so Rast. Es geht nämlich auch um die Frage, wie sich Wohlstand bewahren lässt. Zudem ermutigt das Ergebnis der Forschung den Wirtschaftsredaktor: Demokratien fördern Wohlstand und Wirtschaftswachstum.
Die drei Wissenschaftler beschäftigen sich mit der Frage, was Staaten und Gesellschaften erfolgreich und wohlhabend macht. Ihre theoretische und empirische Forschung zeigt, dass nicht nur der Markt, sondern vor allem die Qualität und Stärke von Institutionen wie Gerichten und Rechtssicherheit entscheidend sind. Sie haben dazu auch die Kolonialgeschichte der letzten 500 Jahre als empirisches Forschungsfeld genutzt. So konnten sie erforschen, wieso die Entwicklung im einen Land in diese und in einem anderen Land in die andere Richtung gegangen ist.
Bereits im Jahr zuvor ging der Preis in die USA
Im vergangenen Jahr war die US-Ökonomin Claudia Goldin für ihre Forschung zur Rolle von Frauen auf dem Arbeitsmarkt mit dem Wirtschaftsnobelpreis geehrt worden. Davor war die Auszeichnung mehrmals an zwei oder drei Preisträger zugleich gegangen.
In den vergangenen Tagen waren bereits die Nobelpreisträger in den Preiskategorien Medizin, Physik, Chemie, Literatur und Frieden verkündet worden. Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geht im Gegensatz zu diesen Auszeichnungen nicht auf das Testament des Dynamit-Erfinders Alfred Nobel (1833-1896) zurück, sondern wird seit Ende der 1960er Jahre von der schwedischen Zentralbank gestiftet.