Sonntagspresse am 3. November 2024: Eine Übersicht

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Sonntagspresse

Impf-Papst kritisiert Umgang mit Ungeimpften ++ Härtere Strafen für Kokaindealer als für Vergewaltiger ++ Kunden gescannt: Spar rudert zurück

Hier die Sonntagspresse im Überblick.

Corona: Impf-Papst kritisiert Umgang mit Ungeimpften

Aktuell steigt die Zahl der Covid-Infektionen. Für Impfpapst Christoph Berger ist das Virus allerdings «inzwischen zu einem normalen Erreger geworden». Nur Risikopersonen, nicht aber Gesunde unter 65 müssten sich dagegen impfen, auch nicht Gesundheitspersonal.

Der Kinderarzt hat sein langjähriges Amt als Präsident der Impfkommission aufgegeben und wird das Gremium Ende Jahr verlassen. Im Interview mit der «SonntagsZeitung» blickt er kritisch auf die Pandemie zurück. Insbesondere Impfempfehlungen, «bei denen es vor allem darum geht, andere und nicht sich selbst zu schützen, sind schwierig», sagt er. «Da würde ich heute noch zurückhaltender agieren.»

Damals sei viel Druck ausgeübt worden, sagt Berger. «Es war generell eine schwierige Phase während der Pandemie, als sich die Menschen impfen lassen mussten, um ins Restaurant, Kino oder Fussballstadion zu kommen.» Am Anfang seien die Massnahmen zwar richtig gewesen, da sie Todesfälle verhindert hätten. «Mit der Zeit wurde die Ungleichbehandlung aber zunehmend schwierig für diejenigen, die ein geringes Risiko hatten, selbst schwer zu erkranken.»

Der Kinderarzt Christoph Berger hat sein langjähriges Amt als Präsident der Impfkommission aufgegeben und wird das Gremium Ende Jahr verlassen.

Bild: Peter Schneider / KEYSTONE

Rückblickend hätte man das Impfregime «möglicherweise rascher beenden können», nachdem Risikopersonen ausrechend Gelegenheit gehabt hatten, sich zu impfen, und «der Effekt der Impfung auf die Übertragung nur noch gering war».

Auch das Impfen von Jugendlichen sieht Berger kritisch: «Die Aussage, ihr müsst euch impfen, damit ihr ins Lager gehen könnt, ist schon infrage zu stellen.» Berger plädiert auch dafür, dass Betroffene von Impfkomplikationen ernst genommen werden. «Es ist richtig, dass Meldungen angeschaut und bei einem Impfschaden anerkannt werden.» Positiv überrascht ist der Chefarzt am Kinderspital Zürich, dass sich die Impfbereitschaft für kleine Kinder nach der Pandemie praktisch nicht verändert hat.

Härtere Strafen für Kokaindealer als für Vergewaltiger

2023 wurden in der Schweiz 75 Vergewaltiger verurteilt. 41 davon zu unbedingten Freiheitsstrafen, die im Mittel 4,5 Jahre dauern. Tatsächlich müssen die meisten von ihnen aber nur drei Jahre absitzen, da ihnen nach zwei Drittel der verbüssten Strafe eine bedingte Entlassung zusteht.

Vergewaltiger werden im Schweizer Rechtsstaat also weniger hart bestraft als Kokaindealer, die beim Handel mit drei Kilo für fünf Jahre ins Gefängnis, bei 11 Kilo gar für acht Jahre hinter Gitter müssen. Ist es im Sinne eines Rechtsstaats, wenn ein schweres Verbrechen gegenüber einer Frau mit oft lebenslangen Folgen weniger hart sanktioniert wird als der Verkauf eines Rauschmittels, das freiwillig konsumiert wird?

Vergewaltiger werden im Schweizer Rechtsstaat also weniger hart bestraft als Kokaindealer.

Symbolbild: Raphael Rohner

Während es früher hiess, eine Männerjustiz sei schuld an den milden Urteilen gegen Sexualstraftäter, sind heute die Frauen bei den Staatsanwaltschaften in der Mehrheit. Dennoch hat sich laut «SonntagsZeitung» nichts verändert, auch #metoo scheint trotz der vielen Sensibilisierungsaktionen keinen Einfluss gehabt zu haben.

Strafrechtsprofessor und SP-Ständerat Daniel Jositsch sagt, Juristinnen und Juristen würden eine Vergewaltigung nicht unterschiedlich, sondern anhand derselben Kriterien beurteilen. Seiner Erfahrung nach seien Frauen aber Tätern gegenüber verständnisvoller und urteilten milder. Das bedeutet, dass sich in Zukunft an den tiefen Strafen für Vergewaltiger nichts ändern wird.

Die Strafakte der rechtsextremen Jungen Tat

Die Justiz holt zum Schlag gegen die rechtsextreme Gruppe Junge Tat aus. Nach langwierigen Ermittlungen hat die Staatsanwaltschaft Zürich Strafbefehle gegen sechs Mitglieder der Jungen Tat erlassen. Sie fordert Geldstrafen von insgesamt 70 000 Franken.

«SonntagsBlick» liegen die noch nicht rechtskräftigen Strafbefehle vor. Sie geben Einblick in das Innere der Gruppierung. Es geht um strafbare Handlungen, die Angehörige der Jungen Tat zwischen Februar 2022 und April 2024 begangen haben sollen: Rassendiskriminierung, Nötigung, Sachbeschädigung, Abhören und Aufnehmen fremder Gespräche, Störung der Glaubens- und Kultus­freiheit, Landfriedensbruch, Vergehen gegen das Sprengstoffgesetz, Hinderung einer Amtshandlung und illegale Vermummung.

Die Strafbefehle richten sich gegen fünf Männer und eine Frau zwischen 20 und 34 Jahren aus den ­Kantonen St. Gallen, Zürich, Bern, Basel-Stadt und Thurgau. Bei der Frau handelt es sich um eine ehemalige Klima- und Juso-Aktivistin.

Der älteste Beschuldigte (34) stammt aus Deutschland und kandidierte kürzlich erfolglos für die AfD als Gemeinderat. Die höchste Busse ist für einen Thurgauer mit serbischen Wurzeln vorgesehen. Er soll eine bedingte Geldstrafe von 18 000 Franken zahlen, dazu kommen eine Busse und Prozesskosten in der Höhe von mehreren Tausend Franken.

Keine Strafbefehle hat die Staatsanwaltschaft gegen die Gründer und Anführer der Jungen Tat erlassen: Manuel C. und Tobias L. – beide vorbestraft – waren zwar massgeblich an den Aktionen beteiligt, die ­Ermittlungen gegen sie dauern aber an. Die Beschuldigten haben mittlerweile Einsprache gegen die Strafbefehle erhoben, wie der SonntagsBlick schreibt.

Kunden gescannt: Spar rudert zurück

Der Lebensmittelhändler hat ein Projekt gestoppt, welches Gesichtsanalysen seiner Ladenkunden ermöglichte. Dies berichtet die «NZZ am Sonntag» in ihrer aktuellen Ausgabe.

Spar Schweiz hatte ursprünglich geplant, 147 Standorte mit Sensoren auszustatten, welche eine grobe Alters- und Geschlechtsabschätzung der Kundschaft vornehmen. Mit den erhobenen Daten kann auf den Ladenbildschirmen personalisierte Werbung ausgespielt werden. In mehreren Filialen war das System bereits installiert. ,

Die Sensoren würden nun aber nach und nach abgebaut, heisst es bei Spar. «Die Feedbacks unserer Kundschaft veranlassten uns dazu, auf personalisierte Werbung wieder zu verzichten», schreibt das Unternehmen und hält fest, die Privatsphäre der Kundinnen und Kunden sei stets gewahrt gewesen.

Dem widerspricht die HSG-Professorin Monika Simmler. Schon die Auswertung schematischer Merkmale wie Geschlecht oder Alter sei ein Eingriff in die Grundrechte, sagt sie gegenüber der «NZZ am Sonntag». Simmler kritisiert auch andere Technologien zur Gesichtsanalyse und Gesichtserkennung, die in der Schweiz derzeit auf dem Vormarsch sind: «Die Gesamtheit der Datensammlung durch den Staat und private Anbieter führt zu einer Überwachungsdichte, die unsere Freiheit bedrohen kann.»

Krankenkassen könnten viel Geld sparen

Die Prämien der Krankenkassen steigen nächstes Jahr erneut massiv an. Das liegt vor allem an den Gesundheitskosten. Doch auch die Ausgaben der Versicherer für Löhne, Informatik und Werbung sind zum Teil hoch – zu hoch.

«Einzelne Kassen könnten bis zu 30 Prozent ihrer Verwaltungskosten reduzieren», sagt Silvia Fleischmann von der Beratungsfirma SEEG (Swiss Executives and Experts) in der «NZZ am Sonntag». Sie hat die Geschäftsberichte der Versicherer analysiert und kommt zum Schluss: «Wenn sich alle Kassen am Branchendurchschnitt orientieren würden, liessen sich riesige Summen einsparen.»

Collage zu Krankenkassenprämien.

Bild: Andrea Zahler / CH Media

Eine Einschätzung, die der Krankenkassen-Experte Felix Schneuwly teilt. Er analysiert beim Vergleichsdienst Comparis die Verwaltungskosten der Kassen in der Grundversicherung und erstellt dazu jährlich eine Rangliste. «Realistisch sind die 30 Prozent Einsparungen bei dem Viertel der Kassen mit den höchsten Kosten», sagt er.

Derweil laufen in der Politik Bestrebungen in diese Richtung. So sollen die hohen Honorare der Kassenmanager eingeschränkt werden. Die SP-Nationalrätin Barbara Gysi will aber noch weiter gehen: «Man sollte sämtliche Löhne bei den Krankenkassen deckeln», sagt sie in der «NZZ am Sonntag».

Jetzt beginnt der Kampf um die besten Schnäppchen

Migros-Chef Mario Irminger kündigte Preissenkungen bei 1000 Produkten an, die Konkurrenz will mithalten. Die Absicht dahinter, so kurz vor Jahresende, ist eindeutig: Die bevorstehende Zeit mit Black Friday und dem Weihnachtsgeschäft ist immer die umsatzstärkste Periode im Jahr.

Doch dieses Jahr scheint sie überdurchschnittlich wichtig für die Händler, wie die «SonntagsZeitung» berichtet. Denn bisher verlief das Jahr für viele nicht besonders gut. In den ersten drei Quartalen lagen die Umsätze im Schweizer Detailhandel laut der Forschungsfirma GFK 0,2 Prozent im Minus.

Migros-Chef Mario Irminger kündigte Preissenkungen bei 1000 Produkten an, die Konkurrenz will mithalten.

Bild: Michael Buholzer / KEYSTONE

Das hat Auswirkungen auf die nächsten Wochen mit den Rabatttagen. «Manche Händler werden versuchen, die Nachfrage mit Werbeaktionen und Sonderangeboten anzukurbeln, um ihre Überbestände loszuwerden», sagt Nordal Cavadini, Detailhandelsexperte bei der Beratungsfirma Alixpartners.

Dies sei nötig, da Konsumentinnen und Konsumenten ihre Anschaffungen eher verzögerten. Beim Black Friday, beziehungsweise der Black Week, erwartet Cavadini insgesamt geringere Umsätze als im Vorjahr. Auch die Firma Blackfridaydeals.ch rechnet mit einem Rückgang: Sie schätzt ein Minus von 20 Millionen Franken auf 470 Millionen Franken.

Postchef im Interview: «Auf einen Brief wartet zuhause niemand»

Roberto Cirillo verteidigt die angekündigte Schliessung von 170 eigenen Postfilialen und sieht den gelben Riesen weiterhin als relevanten Dienstleister. Allerdings verlagere sich das Alltagsbedürfnis der Kundschaft weg von der Briefpost und Einzahlungen am Schalter hin zum Online-Handel.«Pakete haben einen anderen Stellenwert erhalten», sagt Cirillo im Gespräch mit der «SonntagsZeitung».

Roberto Cirillo verteidigt die angekündigte Schliessung von 170 eigenen Postfilialen.

Bild: Patrick Lüthy / IMAGOpress.com

«Heute bestellen die Leute Ware bewusst und warten darauf, dass diese geliefert wird. Auf einen Brief wartet zuhause niemand.» Erstmals erläutert der Postchef die Kriterien, welche die Post für eine Schliessung von Standorten anwendet: «Unsere Kriterien beziehen sich auf geografische Gebiete und nicht auf einzelne Filialen in den Gemeinden.» So stelle das Unternehmen sicher, dass die gesetzlich vorgeschriebene Erreichbarkeit von Postdiensten am wenigsten sinke. Den Spareffekt durch die geplanten Massnahmen siedelt Cirillo in einer Bandbreite von 30 bis 40 Millionen Franken pro Jahr an.

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