Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat Verteidigungsminister Joav Galant entlassen. Er habe das Vertrauen in den Minister verloren, heißt es in einer Mitteilung des Regierungschefs. Sein Nachfolger soll der bisherige Außenminister Israel Katz werden, dessen Amt der bisherige Minister ohne Geschäftsbereich Gideon Saar übernehmen wird.
„Obwohl es in den ersten Kriegsmonaten Vertrauen gab und die Arbeit sehr fruchtbar war, ist dieses Vertrauen zwischen mir und dem Verteidigungsminister in den letzten Monaten leider zerbrochen“, schrieb Netanjahu. Galant habe Entscheidungen und Erklärungen getroffen, die im Widerspruch zu den Entscheidungen des Kabinetts stünden, fügte der Premierminister hinzu. Die meisten Kabinettsmitglieder stimmten ihm zu.
Galant: „Die Sicherheit des Staates Israel war schon immer mein Lebenswerk“
Natanyahu bezeichnete es als seine höchste Pflicht, die Sicherheit Israels aufrechtzuerhalten und das Land zu einem vollständigen Sieg zu führen. Galant äußerte sich ebenfalls. „Die Sicherheit des Staates Israel war schon immer mein Lebenswerk und wird es auch immer bleiben“, betonte er.
Netanyahu hatte Galant bereits im März letzten Jahres bereits einmal entlassen, nachdem er öffentlich einen Stopp der umstrittenen Pläne zur Umstrukturierung der Justiz gefordert und davor gewarnt hatte, dass die nationale Sicherheit ernsthaft geschädigt werden könnte. Auf seine Entlassung folgten heftige Proteste und ein Generalstreik. Der Regierungschef setzte daraufhin die Pläne außer Kraft und Galants Entlassung wurde später rückgängig gemacht.
Kritik aus der Opposition
Mitglieder der Opposition kritisierten die Entlassung. Oppositionsführer Jair Lapid bezeichnete Galants Entlassung mitten im Krieg als „Akt des Wahnsinns“. Er rief die Israelis zum Protest auf. „Geht auf die Straße“, schrieb der Vorsitzende der oppositionellen Labour-Partei, Jair Golan, auf Gleis X. In Jerusalem und Tel Aviv folgten sofort Hunderte dem Aufruf, wie die Zeitung „Times of Israel“ berichtete.
„Politik auf Kosten der nationalen Sicherheit“, kritisierte der Vorsitzende der Nationalen Union, Benny Gantz, ein ehemaliges Mitglied des inzwischen aufgelösten Kriegskabinetts von Netanjahu. Der rechte Polizeiminister Ben Gvir hingegen begrüßte die Entlassung. Mit Galant sei es „unmöglich, einen vollständigen Sieg zu erringen“, sagte er.
Medien: Galant auf Konfrontationskurs mit dem Militär
Israelische Medien hatten bereits vor einiger Zeit berichtet, dass Galant sich gegen einen großen Militäreinsatz im Libanon ausgesprochen habe, während Militärkreise ihn befürwortet hätten. Auch Netanjahu hatte die Forderung nach einem Militäreinsatz zumindest nach außen hin unterstützt. Galant hingegen wollte den diplomatischen Bemühungen um eine Einigung mit der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah und einen Waffenstillstand in Gaza mehr Zeit geben.
Israel führt einen harten Mehrfrontenkrieg gegen die Hamas im Gazastreifen und die ebenfalls mit dem Iran verbündete Hisbollah-Miliz im Libanon. Das Land wird auch von irantreuen Milizen in Syrien, im Irak und im Jemen angegriffen. Auch der seit Jahrzehnten schwelende Konflikt mit dem Iran selbst ist mittlerweile offen ausgebrochen. Israel bereitet sich derzeit auf einen möglichen iranischen Gegenangriff vor. Auslöser des Krieges war das Massaker der Hamas und anderer Extremisten aus dem Gazastreifen in Israel am 7. Oktober 2023, das 1.200 Tote und rund 250 Vertriebene forderte.
SDA