Aus den aktuell veröffentlichen Aufzeichnungen zu zehn Millionen Hauptuntersuchungen, die der Tüv zwischen Juli 2023 und Juni 2024 durchgeführt hat, geht hervor, dass sich an der Quote erheblicher Mängel gegenüber dem Vorjahr kaum etwas geändert hat: 20,6 Prozent der vorgeführten Pkw und Motorräder über alle Modelle und Altersklassen hinweg haben die Prüfung auf den ersten Anlauf nicht bestanden, entsprechend der Quote wie im Vorjahreszeitraum von 20,5 Prozent. Keine große Überraschung, denn schon über zwanzig Jahre schwankt dieser Wert um ein rundes Fünftel. Umgekehrt bedeutet es aber auch, dass knapp 80 Prozent der untersuchten Fahrzeuge keine oder nur geringe Mängel attestiert werden konnten. Eine gute Nachricht. Am besten schlug sich übrigens – mal wieder – der Honda Jazz.
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“Erheblich” und “gefährlich”
Einen gewissen Gruselfaktor hat die recht hohe Mängelquote dennoch, wenn man sich vergegenwärtigt, dass “erhebliche” oder gar “gefährliche Mängel” bei der Hauptuntersuchung ja immer auch eine gewisse Gefährdung der Verkehrsteilnehmer bedeuten. Sei es durch unzureichend wirksame Bremsen, ausgefallene Teile der Beleuchtung oder Verschleiß am Fahrwerk, um nur ein paar Möglichkeiten herauszugreifen. Erhebliche Mängel müssen innerhalb von vier Wochen repariert werden, gefährliche umgehend in der nächsten erreichbaren Werkstatt.
Selten, aber eben auch möglich: Rund 15.000 Fahrzeuge mussten als “verkehrsunsicher” sofort stillgelegt werden. Sie durften das Gelände der Prüforganisation nicht mehr verlassen, um unmittelbar drohendes Unheil abzuwenden. Der Tüv-Verband nennt als Beispiele etwa angerissene Bremsleitungen, blockierende Lenkungen oder Rost an tragenden Stellen von Karosserie oder Fahrwerksteilen.
Besondere Mängel dokumentieren die Prüfer (auch anderer zur HU berechtigten Prüforganisationen wie KÜS, GTÜ, Dekra) in Form von Fotos auf. Einige davon und Problemlösungsversuche voll kreativer Energie haben wir hier zusammengetragen.
Zuständig für einen verkehrssicheren Zustand sind zwar Halter, Besitzer und Fahrer. Die Kontrolle durch eine regelmäßige Begutachtung hat sich seit Einführung der HU-Pflicht 1951 bewährt. Das Erfolgsmodell wurde und wird weltweit exportiert.
Elektroautos sind auch nur Autos
Zum ersten mal enthielt der Report dank einer ausreichend aussagekräftigen Datenbasis nun auch Elektroauto-Modelle. Die wohl wichtigste Erkenntnis ist dabei: “Elektrofahrzeuge sind technisch weder sicherer noch unsicherer als Fahrzeuge mit Verbrenner”, wie der Tüv schreibt. Unter den Elektromodellen lagen VW-Modelle, darunter der VW E-Up (Test), auf den vorderen, das Tesla Model 3 (Test) auf dem hintersten Platz.
Die Elektroautos zeigen antriebsbedingt häufiger Mängel an neuralgischen Punkten. So sei etwa Verschleiß an Radführung und Fahrwerk häufiger und früher zu beobachten, was die Ingenieure dem hohen Gewicht der Batterien zuschreiben, das auf den Aufhängungsteilen lastet. Ebenfalls ein typischer Mangel an Stromautos seien korrodierte Bremsscheiben oder festgegangene Bremssättel an der Hinterachse, weil viele Fahrer wie vorgesehen die Rekuperation als Hauptbetriebsbremse nutzen, um Energie zu sparen. Bei den übrigen leichten Verzögerungen werden die hinteren Bremsen kaum oder gar nicht beansprucht. Volkswagen und viele andere Hersteller setzen daher auf hintere Trommelbremsen an ihren Elektromodellen, Tesla beispielsweise nicht.
(fpi)