Dünnhäutiger FDP-Chef spricht von „Tribunal“

Dünnhäutiger FDP-Chef spricht von „Tribunal“
Dünnhäutiger FDP-Chef spricht von „Tribunal“
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Wissen Sie noch, als Christian Lindner (FDP), sichtlich angefasst, dem Kanzler eine „Entlassungsinszenierung“ vorwarf, nachdem dieser seine Rede zum Ampel-Aus vom Teleprompter abgelesen hatte? Mit dieser „Form der öffentlichen Auseinandersetzung“ wollte der gerade geschasste Finanzminister nichts zu tun haben, denn es ist doch so: „Zu staatspolitischer Verantwortung gehört auch Stil in der Öffentlichkeit, damit die Demokratie keinen Schaden nimmt.“

Wie erschüttert hätte der FDP-Chef da erst gewesen sein müssen, als er vom D-Day-Papier erfuhr. Darin hatten seine fleißigen Mitarbeiter im Genscher-Haus schon vor Wochen „Ablaufszenarien und Maßnahmen“ zum Austritt aus der Ampel skizziert, inklusive „Statement CL“ für den Zeitpunkt, zu dem die FDP die Ampel verlässt. „Ich habe das Dokument nicht zur Kenntnis genommen und hätte es auch nicht gebilligt“, sagt Lindner am Sonntagabend bei Caren Miosga, quasi wortgleich zu seiner Erklärung vom Freitag. In einem Ministerium arbeiteten 2000 Menschen, in einer Parteizentrale vielleicht 60 oder 70 Menschen. „Da werden viele Papiere geschrieben“, nicht für alles könne er „persönlich haften“. Aber mal ehrlich: Irgendwie ist es, freier „Wettbewerb der Ideen“ hin oder her, ein bisschen schwer vorstellbar, dass man im Genscher-Haus Lindners Abschiedsrede als Minister textet, ohne dass der zumindest auf dem Flur mal davon gehört hat.

Ihr Drehbuch zum Ampel-Aus hatte die FDP am Donnerstag ins Netz gestellt, als die Gefahr zu groß wurde, dass es die Medien tun. In den Tagen zuvor hatten Spitzenpolitiker der FDP vehement bestritten, dass der Begriff D-Day gefallen sei. Bijan Djir-Sarai, zu dem Zeitpunkt noch Generalsekretär, nannte die medialen Unterstellungen eine „Frechheit“, Parteivize Wolfgang Kubicki sprach von „Märchen“.

Jetzt kann jeder in der Powerpoint-Präsentation nachlesen, wie die FDP ihre verwirrten Kriegsanalogien mit dem D-Day mit bizarren Ablaufpyramiden und Marketingjargon kombiniert, als sei jede „offene Feldschlacht“ auch eine „dornige Chance“. Wobei die FDP gerade weniger die offene Feldschlacht als das Rückzugsgefecht kämpfen muss. Generalsekretär Djir-Sarai und Geschäftsführer Carsten Reymann, der mutmaßliche Verfasser des FDP-Papiers, sind als Bauernopfer zurückgetreten, damit Lindner bleiben kann.

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