Schlieren: Sekschüler hatten 14 Lehrerwechsel – jede Woche kommt ein neuer

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  • In Schlieren haben zwei Klassen seit Sommer keine festen Klassenlehrer mehr, sondern 14 Vikare, die teilweise nur wenige Tage blieben.

  • Der einzige Vikar, der länger bleiben wollte, wurde am Elternabend entlassen.

  • Eltern und Schüler sind frustriert über den ständigen Lehrerwechsel.

  • Es fehlen wichtige Tests und Noten, die für die Schüler entscheidend sind.

Tumult an der Schule Kalktarren in Schlieren: An einem kürzlich abgehaltenen Elternabend soll es zu- und hergegangen sein «wie am deutschen Bundestag», berichten Anwesende gegenüber 20 Minuten. «Eltern sind aufgestanden und Menschen wurden beinahe handgreiflich. Der Schulleiter hat einen Vikar vor der Elternschaft verbal attackiert mit den Worten ‹Halt den Latz!› und ‹Du bist gefeuert!›. Eltern riefen ‹Buuuh›».

Was ist los in Schlieren? Laut mehreren Schülern, die sich bei 20 Minuten meldeten, haben die Klassen der zweiten Sek seit dem Sommer keine Klassenlehrer mehr. Eine Lehrerin und ein Lehrer sind krankgeschrieben. «Wir hatten seit dem Sommer 13 oder 14 Vikare», erzählt ein 14-Jähriger. «Manche blieben nur ein paar Tage.»

Er gibt zu: Einige der Aushilfslehrerinnen und Aushilfslehrer hätten sie mit ihrem Verhalten selber verjagt – andere hätten einfach nicht länger bleiben können.

Keiner der Lehrer führte Test durch

Das Problem: Fast keiner hat Tests durchgeführt. «Über alle Fächer verteilt hatten wir erst vier bis fünf Prüfungen. Wir sollten schon dreimal so viele gemacht haben», sagt der Schüler. «Bei einem Test sind wir nicht einmal sicher, ob der überhaupt gezählt wurde, weil die Aushilfe sagte, sie habe keinen Zugriff auf das Tool, um die Noten einzutragen.»

Der einzige Vikar, der länger bleiben wollte, war Samuel Wimmer (56). «Den mochten wir», erzählt der Schüler. Doch Wimmer habe sich erlaubt, am besagten Elternabend zu sagen, was Sache ist. Dass so keine Noten im Zeugnis gemacht werden können. Dass es keine Übergaben zwischen den Aushilfslehrern gibt. Doch als er am Montagmorgen bei seiner Klasse auftauchte, kam eine Assistentin der Schulleitung und verwies ihn des Ortes.

Samuel Wimmer wurde am Elternabend entlassen, weil er sagte, was Sache ist.

Tamedia/Boris Müller

«Habe gedacht, Schulleiter beruhigt sich wieder»

20 Minuten konnte mit Wimmer sprechen. Er sagt: «Ich habe gedacht, dass die am Elternabend ausgesprochene Kündigung nicht gültig sei und sich der Schulleiter wieder beruhige.» Am Montag dann der Eklat: «Als ich des Zimmers verwiesen wurde, haben die Schüler einen Aufstand gemacht.»

Solche Zustände habe er in einer Schule noch nie erlebt. «Als ich die Klasse übernommen hatte, war das Klassenzimmer dreckig und die Schüler hatten keine Lehrmittel.» Er habe für Ordnung gesorgt und die Lehrmittel beschafft, um wenigstens einen Englisch-Test durchführen zu können. «Über ein Wochenende habe ich 80 Tests korrigiert, damit die Schüler dreier Klassen in Englisch wenigstens eine einzige Note haben.» Der Schulleiter habe versucht, am Elternabend alles schönzureden.

Neuer Aushilfslehrer bleibt wieder nur eine Woche

Die Klasse hat derweil wieder einen neuen Lehrer erhalten, schildert ein Schüler. «Er hat gesagt, er bleibt wenigstens eine Woche.» Nächste Woche gebe es aber wieder einen neuen Vikar oder eine neue Vikarin – das wisse die Klasse noch nicht. Der 14-Jährige hadert mit der Situation. «Das Problem ist, dass die zweite Sek mit der Berufswahl ein sehr wichtiges Jahr ist.»

Schulpräsidentin von Schlieren: «Situation ist für uns alle schwierig»

Die Schulpräsidentin der Stadt Schlieren, Bea Krebs, nahm gegenüber 20 Minuten Stellung: «Die Situation ist für uns alle schwierig und entsprechend war die Stimmung an diesem Elternabend angespannt. Richtig ist, dass nach diesem Abend die Zusammenarbeit mit dem Vikar aufgrund unterschiedlicher pädagogischer Haltungen nicht verlängert wurde.»

Die Verantwortlichen würden jedoch ihr Möglichstes tun, um für mehr Kontinuität zu sorgen. «Gegenwärtig werden die Klassen von Vikarinnen und Vikaren unterrichtet, die sich längerfristig verpflichtet haben.»

Bezüglich mangelnder Sauberkeit oder Verwahrlosung sei der Stadt nichts bekannt. Sie gibt aber zu: «In den betroffenen Klassen wurden aufgrund der angespannten personellen Situation weniger Noten erhoben als üblich, für das Ausstellen der Zeugnisse stehen aber genügend Beurteilungsanlässe zur Verfügung.»

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