Berichten zufolge wird Reynders, der bis letztes Wochenende EU-Justizkommissar war, vom Gericht der Geldwäsche durch den Kauf von Glücksspielen verdächtigt. Der Abend In Folgen Sie dem Geld gehört. Die Taten sollen sich über einen Zeitraum von mehreren Jahren zugetragen haben.
Die Polizei führte am Dienstagmorgen Durchsuchungen an verschiedenen Adressen durch, die mit dem MR-Politiker in Verbindung stehen, und Reynders wurde bis in die späten Abendstunden des Dienstags verhört, ohne dass ihm die Freiheit entzogen wurde. Die Durchsuchungen sind Teil eines seit Monaten laufenden Ermittlungsverfahrens wegen Geldwäsche. Die Ermittler warteten mit dem Angriff, bis Reynders‘ Amtszeit als EU-Kommissar am Sonntag ablief und er damit seine Immunität verlor.
Reynders wird der Geldwäsche durch die Nationallotterie verdächtigt, für die er zwischen 2007 und 2011 als Finanzminister verantwortlich war. Die Taten sollen sich über mehrere Jahre hinweg zugetragen haben, allerdings nicht, als die Nationallotterie noch unter seiner Macht stand.
Angeblich kaufte er mit Bargeld elektronische Lottoscheine, die er auf ein Online-Lotteriekonto überweisen konnte. Er soll an Lotteriespielen teilgenommen und den Erlös auf ein digitales Konto des ehemaligen Ministers eingezahlt haben. Diese wären dann auf sein Privatkonto überwiesen worden. Die Geldwäsche soll über einen längeren Zeitraum stattgefunden haben, jedoch nicht, als er noch für die Nationallotterie verantwortlich war.
Die belgische Staatsanwaltschaft soll von der Nationallotterie und der belgischen Zelle für Finanzinformationsverarbeitung (CFI) einen Hinweis erhalten haben, wo Transaktionen gemeldet werden können, die im Zusammenhang mit Geldwäsche oder Terrorismusfinanzierung stehen könnten.
Maus: „Technik wird häufiger genutzt“
Laut Steuerexperte Michel Maus (VUB) handelt es sich bei der Technik, die Reynders vermutet, um eine häufig angewandte Technik. „Im ersten Kapitel des Geldwäsche-Einsteigerkurses heißt es, dass jemand, der Schwarzgeld offiziell machen will, in der Lage sein muss, eine rechtmäßige Herkunft des Geldes anzugeben“, sagte Maus weiter Radio 1. „Schließlich unterliegen Banken den Geldwäschebestimmungen und müssen die Herkunft prüfen, wenn Geld auf dem Konto erscheint.“ Einer dieser legitimen Ursprünge ist das Gewinnen bei Glücksspielen – eine Technik, die häufiger vorkommt.
Aber auch Glücksspielunternehmen unterliegen den Geldwäschebestimmungen und müssen über einen internen Compliance-Dienst verfügen, der mögliche Wege der Geldwäsche erkennt und diese der Geldwäscheabteilung meldet. Eine gängige Technik ist laut Maus das sogenannte „Smurfing“, bei dem große Mengen in kleine Stücke geteilt werden. Eine Transaktion fällt zwar nicht auf, eine Überprüfung kann aber auch über einen längeren Zeitraum erfolgen und wenn man monatlich Rubbellose für 1.000 oder 2.000 Euro über ein E-Ticket-System kauft, macht sich dies laut Steuergesetz auch mit der Zeit bemerkbar Professor.
Politisches Schwergewicht
Didier Reynders war für eine Stellungnahme nicht sofort erreichbar. Er ist seit Jahren ein politisches Schwergewicht. Er war zwischen 1999 und 2011 Finanzminister und bis 2019 Außenminister. Wenn ein Untersuchungsrichter ihn verhaften oder den Fall vor Gericht bringen wollte, wäre eine Abstimmung im Repräsentantenhaus erforderlich, schreibt er Der Abend. Die Brüsseler Staatsanwaltschaft weist darauf hin, dass die Unschuldsvermutung uneingeschränkt gelte.