Moskau: Russischer General bei Anschlag getötet

Moskau: Russischer General bei Anschlag getötet
Moskau: Russischer General bei Anschlag getötet
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Der 54-jährige Kirillow war Kommandant der russischen Truppen zur Abwehr von Angriffen mit radioaktiven, biologischen und chemischen Kampfmitteln. Bei der Explosion im Südosten der Hauptstadt sei auch Kirillows Assistent getötet worden, hieß es. Hinweise auf den oder die Täter gibt es noch nicht. Ein Strafverfahren sei eingeleitet worden, berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS unter Berufung auf das nationale Ermittlungskomitee.

Berichte: Ukrainischer Geheimdienst verantwortlich

Russische Medien berichteten, der in dem Roller versteckte Sprengsatz sei ferngesteuert zur Explosion gebracht worden. Untersucht würden nun auch Mobilfunkverbindungen in dem Stadtviertel, hieß es. Russlands Chefermittler Alexander Bastrykin übernahm den Fall, hieß es in russischen Medien.

Zugleich zitierten die Nachrichtenagentur Reuters und andere – auch ukrainische – Medien eine jeweils ungenannte Quelle aus dem ukrainischen Geheimdienst SBU, laut welcher der Generalleutnant gezielt getötet worden sei. Reuters sagte, dass die Agentur die Angaben nicht verifizieren könne. Kiew betrachte Kirillow als Kriegsverbrecher und „absolut legitimes Ziel“, wurde die Quelle zitiert.

AP

Kirillow auf einem Bild aus dem Jahr 2018

Von russischen Medien wurden Fotos vom Tatort veröffentlicht, die den Eingangsbereich des Gebäudes am Rjasanski-Prospekt zeigen, einer großen Straße, die ins Zentrum führt. Der Tatort liegt knapp sieben Kilometer vom Kreml entfernt. Den Angaben zufolge wurde der Eingangsbereich des Hauses schwer beschädigt, zudem gingen die Fensterscheiben mehrerer Wohnungen zu Bruch. Ermittler und Forensiker untersuchen laut TASS derzeit den Tatort.

In Ukraine wegen Einsatzes von C-Waffen angeklagt

Erst am Montag war Kirillow vom ukrainischen Geheimdienst SBU in Abwesenheit wegen des Einsatzes verbotener chemischer Waffen in der Ukraine angeklagt worden, berichtete die Onlinezeitung Kyiv Independent. Laut SBU wurden seit Beginn der russischen Invasion mindestens 4.800 Einsätze chemischer Waffen durch Russland in der Ukraine registriert.

Mehr als 2.000 ukrainische Soldaten seien durch Chemiewaffen verwundet oder getötet worden, so die Onlinezeitung mit Verweis auf Armeeangaben. Russland bestreitet den Einsatz von Chemiewaffen. Großbritannien bezeichnete Kirillow als „ein wichtiges Sprachrohr für die Desinformation des Kreml, das Lügen verbreitet, um Russlands schändliches und gefährliches Verhalten zu verschleiern“. Er wurde im Oktober auf die britische Sanktionsliste gesetzt.

Wiederholt unbelegte Vorwürfe gegen Kiew

Kirillow war 2017 zum Leiter der ABC-Abwehr ernannt worden. Der Generalleutnant diente im russischen Militär in verschiedenen Funktionen, die mit gefährlichen Stoffen zu tun haben. Im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine trat Kirillow öffentlich wiederholt mit Vorwürfen auf, wonach die USA in der Ukraine geheime Biolabore betreiben würden.

Zudem behauptete Kirillow, dass die Ukraine an einer schmutzigen Bombe arbeite. Schmutzige Bomben sind Massenvernichtungswaffen mit konventionellen Sprengsätzen, denen radioaktives Material beigemischt ist. Auch Kreml-Chef Wladimir Putin hatte auf Grundlage von Kirillows öffentlich präsentierten Berichten solche Vorwürfe gegen die Ukraine erhoben. Beweise dafür gab es keine.

In Russland hatte es bereits in der Vergangenheit im Zuge des Angriffskrieges gegen die Ukraine Anschläge auf ranghohe Militärs und Propagandisten gegeben. Der Machtapparat in Moskau machte dafür wiederholt ukrainische Geheimdienste verantwortlich.

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