Nach Platz zwölf von Vincent Kriechmayr im Super-G drohte den Österreichern auch in der Abfahrt eine Abfuhr. Doch mit Nummer 56 brachte Eichberger die Spitze noch einmal gehörig ins Schwitzen und lag bei der vorletzten Zwischenzeit noch voran. Am Ende fehlten dem 24-Jährigen in seinem fünften Weltcup-Rennen nur 52 Hundertstel auf Odermatt. Das Podest verpasste Eichberger in einem knappen Rennen um lediglich sechs Hundertstelsekunden.
Daniel Hemetsberger verpasste mit Nummer 38 als Zwölfter ex aequo mit dem Schweizer Lars Rösti (+0,76 Sek.) die besten zehn nur knapp. Acht Hundertstelsekunden fehlten letztlich auf die Top Ten. Stefan Rieser fiel mit Nummer 49 und Rang 15 (+0,97) ebenfalls in die Kategorie kleine Überraschung. Otmar Striedinger wurde 22. Stefan Babinsky und Kriechmayr verpassten mit mehr als zwei Sekunden Rückstand auf den Sieger hingegen die Punkteränge.
Odermatt rast zu Premierensieg
Superstar Marco Odermatt holte sich in der klassischen Abfahrt am Samstag seinen ersten Sieg in Gröden.
Eichberger, der bisher einen 14. Platz vergangene Woche im Super-G von Beaver Creek zu Buche stehen hatte, ließ nach seinem Husarenritt über Mauer, Kamelbuckel und Ciaslat-Wiese seiner Freude freien Lauf. „Ich habe auf jeden Fall die Gunst der Stunde genutzt“, sagte der Steirer, der sich in die lange Serie von Überraschungsfahrern mit hoher Nummer in Gröden einreihte. Schon sein Gefühl hätte ihm gesagt, dass heute etwas drinnen sei, so Eichberger: „Ich habe es schon während der Fahrt gemerkt, einfach geil.“
40. Weltcup-Sieg für Odermatt
Weltmeister Odermatt fuhr Eichberger und der restlichen Konkurrenz vor allem auf der technisch anspruchsvollen Ciaslat-Wiese auf und davon. Sein Landsmann Franjo von Allmen sorgte mit 0,45 Sek. Rückstand mit seinem ersten Podestplatz für einen Schweizer Doppelsieg. Und das hauchdünn: Denn hinter von Allmen reihten sich Ryan Cochran-Siegle aus den USA und der Franzose Nils Allegre im Abstand von jeweils einer Hundertstelsekunde auf den Plätzen drei und vier ein.
„Es war für mich das perfekte Rennen“, meinte Odermatt im ORF-Interview. „Ich habe mich gut gefühlt, gut gesprungen ausnahmsweise.“ In der Schlüsselstelle Ciaslat habe sein „guter Plan perfekt gepasst“, so der Schweizer: „Ich könnte es nicht besser. Es ist ein sehr, sehr schöner Sieg.“
Mit seinem insgesamt dritten Abfahrtssieg zog Odermatt seinem Schweizer Landsmann Justin Murisier das Rote Trikot des Führenden im Spezialweltcup aus. Auch im Gesamtweltcup löste Odermatt den Norweger Henrik Kristoffersen als neuen Spitzenreiter ab. Am Sonntag (10.00 bzw. 13.30 Uhr, live in ORF1) kommt es im Riesentorlauf von Alta Badia zum direkten Duell der beiden.
Österreicher großteils ratlos
Während die Schweizer ihre aktuelle Vormachtstellung in den Speed-Bewerben erneut untermauerten, gab es im ÖSV-Lager wieder lange Gesichter. Striedinger war zumindest semizufrieden: „Es war eigentlich eine ganz gute Fahrt. Die Ciaslat-Einfahrt war vielleicht ein bisserl zu konservativ. Das ist das einzige, was ich mir vorwerfen kann. Da ist es nicht so flüssig durchgegangen, wie ich wollte. Aber im Großen und Ganzen war es von der Fahrt her sehr passabel“, sagte der Kärntner. Schönreden wollte er aber das Teamergebnis nicht: „Ein bisschen zu langsam sind wir halt.“
Striedinger zweitbester Österreicher
Otmar Striedinger schaffte es als 20. immerhin in die Punkteränge.
Babinsky war nach dem großen Rückstand ratlos. „Rennfahren bleibt immer Rennfahren, heute kann ich mir das nicht erklären“, sagte der Steirer. Trotz des mageren Ergebnisses sah sich Babinsky aber auf einem guten Weg. „Ich muss aber trotzdem sagen, ich fühle mich wohl beim Skifahren und habe Freude daran. Es geht auch was weiter. Ich werde sicher nicht aufgeben, bis ich dort bin, wo ich hin will“, sagte der 28-Jährige.
Für Kriechmayr war das Rennen nach der Schrecksekunde knapp vor den legendären Kamelbuckeln gelaufen. „Ich war danach eigentlich nur auf mich angefressen“, sagte der Oberösterreicher, der anders als im Vorjahr, wo er in Gröden den Super-G für sich entscheiden konnte, noch auf einen Podestplatz warte: „Nach vier Speed-Rennen sieht die Bilanz nicht so positiv aus, es hilft aber nichts. In Beaver Creek (Plätze sechs und fünf, Anm.) hatte ich wenigstens einen Grundspeed, der ist mir hier komplett abgegangen.“