EDITORIAL – Die amerikanische Präsidentschaftswahl erinnert an die Wahl Ronald Reagans im Jahr 1984. Mit Kamala Harris als Kandidatin der Hoffnung und Donald Trump in der Rolle des Unheil verkündenden Propheten.
Wie jeder, der den Präsidentschaftswahlkampf in den Vereinigten Staaten verfolgt, bin ich erstaunt über die Entwicklung der Umfragen, seit Vizepräsidentin Kamala Harris Joe Biden als demokratische Kandidatin abgelöst hat. Trotz ihrer verbesserten Bewertungen könnte Harris immer noch verlieren. Aber wenn sie gewinnt, kann man das Geschehene so interpretieren, dass die Republikaner auf Abwege geraten sind, indem sie die falsche Wahl getroffen haben. Denn die Botschaft der Grand Old Party ist ausdrücklich von Ronald Reagans Wahlkampf von 1980 inspiriert, mit seiner berühmten Frage: „Geht es Ihnen besser als vor vier Jahren?“ Aber jetzt erinnert diese Wahl eher an 1984, das Jahr, in dem Ronald Reagan einen Erdrutschsieg errang, der auf dem Slogan beruhte « Morgen in Amerika »„Ein neuer Morgen für Amerika.“
Lesen Sie auchUS-Präsidentschaftswahl: Wie sieht das Wirtschaftsprogramm von Kamala Harris aus?
Die Lage in den Vereinigten Staaten war 1984 allerdings weniger rosig als die – von Konservativen sorgfältig aufrechterhaltene – Legende behauptete. Zum Zeitpunkt der Wahlen im November 1984 erreichte die Arbeitslosenquote 7,2 %, während sie heute bei 4,3 % liegt; die Inflation lag knapp über 4 %, verglichen mit 2,9 % heute. Aber die Dynamik ging in die richtige Richtung: Nachdem diese Indikatoren einige Jahre zuvor ihren Höhepunkt erreicht hatten, waren sie rückläufig, und viele Amerikaner hatten das Gefühl, dass das Land endlich aus der Depression herauskam, die es 1980 gelähmt hatte.
Eine falsche Wahrnehmung der Inflation
Rückblickend war dieser Optimismus verfrüht: Die 1980er Jahre waren eine Zeit explodierender Ungleichheit und Deindustrialisierung. Und wenn Bill Clinton 1992 gewann, dann nur, weil er gegen die Wirtschaftsbilanz von Ronald Reagan und George HW Bush antrat.
Die Parallele zum gegenwärtigen Kontext besteht darin, dass Amerikas Situation im Jahr 2024 nicht nur objektiv gut ist, insbesondere im Vergleich zu anderen reichen Ländern, sondern[…]
Lesen Sie mehr auf challenges.fr
