Da die Preise für den öffentlichen Verkehr steigen, stecken Gemeinden und Kantone immer mehr Geld in die Tasche. Der Kanton Genf geht mit einem kostenlosen Abonnement für unter 25-Jährige innovativ vor, während die Stadt Neuenburg ihre Zuschüsse auf Senioren und Empfänger von Zusatzleistungen ausdehnt.
Fast überall in der Schweiz wurden öffentliche Subventionen für ÖV-Abonnements angekündigt oder verstärkt. „Studien zeigen, dass die Preise für ÖPNV-Abonnements zwei- bis dreimal stärker gestiegen sind als der Verbraucherindexpreis“, sagt Isabelle Pasquier-Eichenberger, Mitglied des Ausschusses der Transport and Environment Association (ATE), in La Matinale de la RTS am Freitag.
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Ihrer Meinung nach gebe es daher „etwas zurückzustellen, um den ÖPNV allgemein zugänglicher zu machen“. Obwohl es in mehreren französischsprachigen Gemeinden Unterstützung gibt, ist die Hilfe heute von Ort zu Ort immer noch sehr ungleich.
Sie seien jedoch zu einer Notwendigkeit geworden, meint der Neuenburger Gemeinderat Jonathan Gretillat, zuständig für soziales Handeln. „Die Monatsenden werden für einen wachsenden Teil der Bevölkerung immer schwieriger“, stellt er fest und nennt als Erklärung für dieses Phänomen den Anstieg der Krankenkassenprämien, der Mieten, der Energiekosten und sogar der Lebensmittelpreise.
Es bestehe daher der Wunsch seitens der Behörden, „die Bedürftigsten in der Bevölkerung zusätzlich zu unterstützen und auch ein Zeichen für eine verstärkte Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel zu setzen“, so der Sozialist weiter.
Soziale und ökologische Maßnahme
Vor diesem Hintergrund hat Genf am 1. Januar den kostenlosen öffentlichen Nahverkehr für Personen unter 25 Jahren eingeführt. Minderjährige, junge Leute in Ausbildung oder mit geringem Einkommen: Der Staat Genf übernimmt 100 % ihres Unireso-Abonnements. Begünstigte einer AHV- und/oder AHV-Rente können einen Rabatt von 50 % auf ihren Beitrag erhalten.
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„Wir wissen, dass es sich lohnt, bestimmte Bevölkerungsgruppen zu erreichen“, betont Isabelle Pasquier-Eichenberger. Indem sie beispielsweise junge Menschen ansprechen, werden sie den „ÖPNV-Reflex“ übernehmen und in der Lage sein, nachhaltige Gewohnheiten für ihre Zukunft zu entwickeln.
Laut dem Genfer Mobilitätsminister Pierre Maudet handelt es sich bei der Genfer Hilfe, die rund 20 % der Bevölkerung betrifft, um eine „soziale Maßnahme zur Wiederherstellung der Kaufkraft“. Die Maßnahme soll aber auch ökologischer Natur sein.
Auch die Kantone und Gemeinden setzen ihre Klimapläne um. Dies ist insbesondere in Neuenburg der Fall, wo der Kanton seit dem 1. Januar Abonnements für 5 Zonen und mehr subventioniert. Die jährliche Ersparnis für einen Erwachsenen beträgt mehrere Hundert Franken.
Fördern Sie die Verkehrsverlagerung
Die Stadt Neuenburg verstärkt ihrerseits ihre Maßnahmen, indem sie ihre Subventionen auf Senioren und Empfänger von Zusatzleistungen ausdehnt, um Isolation und Prekarität zu bekämpfen und den Verkehrsträgerwechsel zu fördern.
„Um eine echte Verkehrsverlagerung zu erreichen, ist es wichtig, dass die Bevölkerung öffentliche Verkehrsmittel stärker nutzt“, betont Jonathan Gretillat. „Dies trägt auch dazu bei, zusätzliche Einnahmen zu generieren, um das Angebot weiterentwickeln und attraktive ÖPNV-Anbindungen anbieten zu können.“
Dieses bessere Angebot werde wiederum zu einer stärkeren Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel führen, wovon die gesamte Bevölkerung profitieren werde, glaubt Isabelle Pasquier-Eichenberger.
„Es liegt im Interesse der öffentlichen Gemeinschaft, dass immer mehr Menschen öffentliche Verkehrsmittel nutzen, da diese die geringsten Auswirkungen in Bezug auf negative Emissionen für den Planeten, aber auch für die Gesundheit der lokalen Bevölkerung haben“, erklärt sie. „In diesem Sinne ist es also eine lohnende Investition, denn sie kommt allen zugute.“
Radiothema: Romain Bardet
Anpassungswebsite: edel