Strukturversagen oder kollektive Verantwortung?

Strukturversagen oder kollektive Verantwortung?
Strukturversagen oder kollektive Verantwortung?
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HIBAPRESS-RABAT-OMS

Marokko ist seit mehreren Monaten mit einem dramatischen Masernausbruch konfrontiert, mit mehr als 19.500 Fällen und 107 Todesfällen, hauptsächlich bei Kindern unter 12 Jahren. Diese Situation verdeutlicht strukturelles Versagen und eine kollektive Verantwortung, der wir uns dringend stellen müssen.

Der Ursprung dieser Gesundheitskrise: ein alarmierender Rückgang der Durchimpfungsrate. Die Covid-19-Pandemie mit ihren Einschränkungen und veränderten Prioritäten hat unser hervorragendes nationales Impfprogramm, das oft als Beispiel genannt wurde, durcheinander gebracht. In einigen Regionen sind nur 77 % der Kinder geimpft, was weit unter der 95 %-Schwelle liegt, die für eine wirksame Herdenimmunität erforderlich ist.

Doch die Pandemie ist nicht die einzige Ursache. Gleichzeitig hat sich eine weitere Epidemie ausgebreitet: die der Desinformation. Die sozialen Medien sind voll von unbegründeten Theorien über Impfstoffe, die die Impfskepsis schüren und Tausende von Menschenleben gefährden. Dieses Misstrauen ist ein Luxus, den wir uns angesichts einer so ansteckenden und schweren Krankheit nicht leisten können.

Auch geografische und soziale Unterschiede verschärfen die Situation. In ländlichen oder abgelegenen Gebieten ist der Zugang zu Gesundheitsdiensten begrenzt. Dort ist die Durchimpfungsrate sogar noch geringer, wodurch Kinder gefährdet sind. Diese Ungleichheiten offenbaren ein tiefgreifendes Problem der Gerechtigkeit in unserem Gesundheitssystem.

Das Ministerium für Gesundheit und Sozialschutz hat nicht tatenlos zugesehen. Es wurden groß angelegte Impfkampagnen gestartet, die darauf abzielen, eine Durchimpfungsrate von 95 % zu erreichen und Kinder nachzuholen, die in kritischen Jahren ihre Impfung versäumt haben. Darüber hinaus werden erhebliche Anstrengungen unternommen, um die epidemiologische Überwachung zu stärken und die Bevölkerung zu sensibilisieren. Diese Maßnahmen sind zwar unerlässlich, reichen jedoch nicht aus, um die bestehenden Lücken zu schließen.

Dieser Kampf gegen Masern ist nicht nur eine Frage der öffentlichen Gesundheit. Es ist ein Test unserer Solidarität als Gesellschaft. Die Impfung ist ein Akt kollektiver Verantwortung. Dabei handelt es sich nicht nur um individuellen Schutz, sondern um einen Schutzschild, der die Schwächsten schützt, diejenigen, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können.

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Wir können es uns nicht leisten, angesichts dieser Krise passiv zu bleiben. Eltern sollten sicherstellen, dass ihre Kinder geimpft sind. Angehörige der Gesundheitsberufe müssen ihre Anstrengungen zur Aufklärung und Überzeugungsarbeit verdoppeln. Die Behörden müssen den Zugang zu Impfstoffen in isolierten oder untermedizinisch versorgten Gebieten verbessern. Wir müssen auch Wege finden, wissenschaftliche Fakten zu fördern und die Auswirkungen von Fehlinformationen zu begrenzen.

Fazit: Masern sind eine vermeidbare Krankheit. Was fehlt, ist eine vollständige und sofortige Mobilisierung. Der Preis des Nichthandelns ist zu hoch: Es kommen Menschen ums Leben, Familien werden trauert und das Vertrauen in unser Gesundheitssystem wird beschädigt. Es ist an der Zeit, unsere Verantwortung zu übernehmen und gemeinsam gegen diese Epidemie vorzugehen

Masern sind eine hochansteckende und schwere Viruserkrankung, die über die Luft übertragen wird und schwere Komplikationen bis hin zum Tod verursachen kann.

Die Masernimpfung verhinderte zwischen 2000 und 2023 mehr als 60 Millionen Todesfälle.

Obwohl es einen sicheren und kostengünstigen Impfstoff gibt, wird es im Jahr 2023 weltweit schätzungsweise 107.500 Todesfälle durch Masern geben, vor allem bei ungeimpften oder unzureichend geimpften Kindern unter fünf Jahren.

Der Anteil der Kinder, die eine erste Dosis Masernimpfung erhielten, lag im Jahr 2023 bei 83 % und damit deutlich unter den 86 % im Jahr 2019.

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