Hélène Vincent und Josiane Balasko großzügig und geheimnisvoll in „When Autumn Comes“ von François Ozon

Hélène Vincent und Josiane Balasko großzügig und geheimnisvoll in „When Autumn Comes“ von François Ozon
Hélène Vincent und Josiane Balasko großzügig und geheimnisvoll in „When Autumn Comes“ von François Ozon
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AIn der Nähe von „Alles lief gut“, im Jahr 2021, nüchterne Geschichte eines Lebensendes, „Peter von Kant“ im Jahr 2022, Queer-Fantasie, „Mein Verbrechen“ im Jahr 2023, theatralische und feministische Farce, der produktive François Ozon setzt seine Schwankungen fort. Diesmal im selben Film: Das freie Elektron, 56 Jahre alt, bietet einen Spielfilm, der als Familienchronik beginnt, sich in Richtung Film Noir bewegt und mit der Emotionalität eines Melodrams endet. Sie werden denken, es zerstreut sich. Ganz und gar nicht, im Gegenteil, das Szenario besticht durch seinen Aufbau, seine Dosierung an Ellipsen und Wendungen. Die Handlung überrascht immer wieder mit gut ausgehandelten Wendungen.

„Das Szenario besticht durch seinen Aufbau, seine Dosierung an Ellipsen und Wendungen

Alles beginnt so friedlich wie möglich. Michelle (Hélène Vincent) führt ein diskretes, scheinbar glückliches Leben als Großmutter im Ruhestand in einem Dorf in Nièvre. Sie geht zum Beten in die Kirche, pflegt ihren Gemüsegarten, vertieft sich gerne in die Lektüre von Krimis und schläft am Kamin ein. Eine Routine, die sich auf das Wesentliche konzentriert, weit weg vom Trubel der Welt, deren stille Melancholie gut zum Einzug des Herbstes passt, der Zeit der letzten Lichter vor dem Wintertunnel. Michelle ist jeden Tag bestrebt, sorgfältig zu kochen und die Käsestücke sorgfältig in der Suppe zu verteilen. Schade, wenn sie alleine ist, um ihre Gerichte zu genießen. Sie kommt mit dieser Einsamkeit zurecht.

Ironie und Amoralität

Aber trotzdem… Als ihre Tochter Valérie (Ludivine Sagnier) sie an Allerheiligen besucht, um ihr ihren Sohn Lucas für eine Woche anzuvertrauen, ist Michelle überglücklich. Lucas, sein König! Doch bei ihrer Ankunft zeigt Valérie eine gewisse Distanz, ja sogar Feindseligkeit gegenüber ihrer Mutter. Ein Geheimnis, ein Schatten lastet auf ihrer Beziehung.

Ein Vorfall überschattet diese seltsamen Wiedersehen: Valérie stirbt beinahe an einer Lebensmittelvergiftung durch von Michelle gekochte Pilze. Eine Anekdote, aber dieser Vorfall reicht aus, um viele Erinnerungen zu wecken und eine spürbare Spannung aufzubauen. Die Vergangenheit kommt zurück. Insbesondere ein grundlegendes Geheimnis, das Michelle mit ihrer besten Freundin Marie-Claude (Josiane Balasko) verbindet.

Wiederkehrende Unklarheit

Seit dreißig Jahren wechselt François Ozon wie ein Irrlicht in der siebten Kunst die Genres, aber eine Beständigkeit zementiert sein Werk, die Mehrdeutigkeit, die er früher oder später immer in seine Geschichten einbringt. Wir vermuteten, dass er sich mit der sehr weisen Geschichte einer vorbildlichen Großmutter nicht zufrieden geben würde. Er sät schelmisch Ärger, rempelt den Betrachter an. Wer sind also eigentlich Michelle und Marie-Claude? Was verbergen sie?

„When Autumn Comes“ wird so gesehen, als würde man einen guten Kriminalroman lesen, mit Neugier, in einem instabilen Zustand, ohne die Unterstützung durch Gewissheiten und Beweise. Ozon geht mit Ironie und Amoralität um, ohne in Zynismus zu verfallen. Es entwirrt die Familienstruktur, feiert aber die Allianz zwischen diesen beiden Freunden in ihren Siebzigern. Zwei großzügige, geheimnisvolle Frauen, die sich nicht täuschen lassen, vereint fürs Leben. Wundervolle Hélène Vincent und Josiane Balasko. Wenn der Herbst kommt, bleibt die Freundschaft bestehen.

„Wenn der Herbst kommt“ von François Ozon. Dauer: 1 Stunde 42 Minuten. Veröffentlicht am 2. Oktober.

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