Von Carax bis Zaho de Sagazan: Bowies „Modern Love“ für das Kino

Von Carax bis Zaho de Sagazan: Bowies „Modern Love“ für das Kino
Von Carax bis Zaho de Sagazan: Bowies „Modern Love“ für das Kino
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Anlässlich der Eröffnung der 77. Ausgabe der Filmfestspiele von Cannes rührte der französische Sänger Zaho de Sagazan die Schauspielerin Greta Gerwig zu Tränen, indem er „Modern Love“ von David Bowie coverte. Wir nutzen diesen sehr schönen Moment, um auf die Geschichte dieses Stücks und den Platz, den es auf der großen Leinwand einnimmt, zurückzukommen.

Zaho de Sagazan steht zwischen den Sitzen, genau in der Mitte des Ganges, der zur Bühne der Eröffnungszeremonie der Filmfestspiele von Cannes führt. Eine perkussive, synkopierte Gitarre ertönt und die Augen des Publikums leuchten: Jeder erkennt das Intro zu „Modern Love“ von David Bowie.

Schon nach wenigen Takten zieht Zaho seine Schuhe aus und wirbelt über die Bühne. Eine Choreografie, die an den Film erinnert Frances Ha, von Noam Baumbach (2012), in dem Greta Gerwig im Rhythmus des Liedes durch die Straßen von New York fliegt. Letzterer steht direkt auf der Bühne und ist vom Tanz der Sängerin zu Tränen gerührt. Am Ende halten sich die beiden in einem Moment spürbarer Emotionen an den Händen.

Die Szene von Frances Ha ist auch eine Anspielung auf einen anderen Film, Schlechtes Blut von Léos Carax (1986), in dem Denis Lavant in einer viel düstereren Atmosphäre durch die nächtlichen Straßen von Paris rennt, ebenfalls begleitet von der Stimme von Bowie.

„Modern Lov“ ist ein Kultsong aus einem Kultalbum. Lass uns tanzen (1983) – so heißt er – ist das meistverkaufte Album der Karriere des Musikers.

Berliner Experimente

Für Bowie waren die 1970er Jahre ein Jahrzehnt des Experimentierens. Diamanthunde (1974), Junge Amerikaner (1975), Stationen zu Stationen (1976), sondern auch und vor allem das, was wir die Berlin-Trilogie nennen. Von 1977 bis 1979 schloss sich Ziggy Stardust in einem Studio in der damals zweigeteilten deutschen Hauptstadt ein, zusammen mit den Avantgarde-Musikern Brian Eno und Tony Visconti an der Spitze der Liste.

Schräge Herangehensweise an die Komposition, beispielloser Umgang mit Klang, abstrakte Texte: Die Berlin-Trilogie ist für Bowie und für die Musikgeschichte im Allgemeinen eine kreativere Periode denn je. Aus diesem Studio entstanden drei Alben: Niedrig (Anfang 1977), Helden (Ende 1977) und Mieter (1979). Während die Single „Heroes“ ein Hit wurde, haben andere, weniger bekannte Songs auch heute noch Kultstatus, wie „Warszawa“, das Ian Curtis, den Anführer von Joy Division, stark beeinflusste.

Hits machen

Fakt ist, dass Bowie – der wie üblich seinen Charakter wie sein Hemd verändert – nach diesem Jahrzehnt ein poppigeres Kostüm tragen wollte. 1982 wandte er sich an Nile Rodgers (legendärer Gitarrist und Produzent, der Mann hinter dem Disco-Hit „Good Times“ von Chic, „Like A Virgin“ von Madonna und viel später „Get Lucky“ von Daft Punk oder noch einmal „Cuff It“). von Beyoncé), traf sich einige Jahre zuvor.

Bowie verkündet es Rodgers deutlich: Das Ziel ist es, Treffer zu erzielen. In nur 17 Tagen ist der Rekord fertig. Und die Wette ging auf: Nach der Veröffentlichung im April 1983 Lass uns tanzen platzierte sich an der Spitze der Verkaufszahlen und ist bis heute das meistverkaufte Album in der Karriere der Ikone. „Let’s Dance“, „China Girl“ und natürlich „Modern Love“ sind die größten Hits dieses Albums.

David Bowie klassifizierte diese Klänge in das, was er „Plastic Soul“ nannte: seine Interpretation von amerikanischem Soul und Funk, ganz im Sinne von Andy Warhol fertigindem das Werk aus seinem ursprünglichen Kontext herausgelöst und in einen industriellen Prozess integriert wird.
„Modern Love“ greift Elemente aus Gospel, Funk und einem sehr zeitgenössischen Thema der Suche nach Liebe in einer Welt ohne Spiritualität auf.

Trotz Kritikern, die darüber nachgedacht haben Lass uns tanzen Als „verkauft“ wird „Modern Love“ auch heute noch besonders geschätzt und gilt als einer der besten Titel in David Bowies Karriere.

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