Trotz einer enttäuschenden Erfolgsquote nutzt Kyshawn George weiterhin seine Chancen und schießt Schüsse. Er beeindruckt durch sein Verhalten.Bild: Schlussstein
Der Walliser Kyshawn George hatte einen schwierigen Start in die prestigeträchtigste Basketballliga und verfehlte zahlreiche preisgekrönte Würfe. Während er allmählich seine Fähigkeiten wiedererlangt (12 Punkte gestern Abend gegen die Spurs), sind sein Trainer, aber auch Superstars wie Stephen Curry oder Draymond Green von den Schweizern beeindruckt.
Niklas Helbling
NBA-Legenden wie Kobe Bryant und Klay Thompson spielten nach dem Motto: „Shooters gonna schießen.“ Thompson, der zuletzt für die Dallas Mavericks spielte, sagte einmal im Warriors-Trikot: „Es ist mir egal, ob ich 100 Schüsse hintereinander verfehle, ich werde nie aufhören zu schießen.“ Denn genau: „Schützen müssen schießen“.
Kyshawn George spielt nach demselben Motto. Der von Washington an Position 24 ausgewählte Schweizer Rookie hatte trotz besonders guter Vorbereitung einen äußerst schlechten Start in seine NBA-Karriere. Als ehemaliger Universitätsstudent, der als exzellenter Schütze gilt, verfehlte er seine ersten zehn Dreipunktwürfe in der besten Liga der Welt. Erst im elften Versuch gelang ihm schließlich das Tor. Selbst einen Meter hinter der Linie bei 7:23 Minuten verwandelte der 20-jährige Walliser seinen Schuss, ohne dass der Ball den Korb berührte. Swish!
Aber der Fluch war nicht vollständig gebrochen. Nach fünf Spielen war George nur 2/22 von der Drei-Punkte-Reichweite entfernt. Er machte nur ein Viertel aller seiner Schüsse und erzielte im Durchschnitt nur 5,2 Punkte pro Spiel. Auch in seinem sechsten Spiel verfehlte er seine ersten sieben Schüsse, aber er glaubte weiterhin an seine Fähigkeiten, und das zahlte sich aus.
„Diese Mentalität kann man nicht erlernen“
Stephen Curry
Nach einer ersten Halbzeit ohne einen einzigen Punkt erzielte Kyshawn George am 5. November gegen die Warriors 20 Units und war damit der erste Rookie, der diese Marke in dieser Saison in der NBA erreichte. George konnte sicherlich nicht verhindern, dass die Wizards verloren, aber er verdiente sich den Respekt der gegnerischen Stars. Besonders begeistert war Stephen Curry, bester Schütze der NBA-Geschichte: „Er begann schwach, schoss aber weiter. Diese Mentalität kann man nicht erlernen.“
Der junge Schweizer beeindruckte auch Draymond Green, ebenfalls viermaliger NBA-Champion. George soll ihn während des Treffens mit ein paar Worten provoziert und ihm gesagt haben: „Du darfst nicht schießen.“ Green, der aufgrund mehrerer unsportlicher Handlungen als Tyrann bekannt ist und selbst ein legendärer Trashtalker ist, war von der Einstellung des Wallisers fasziniert. „Ich bin ein großer Fan von Kyshawn und Bub Carrington (einem weiteren Wizards-Neuling). Sie verdienen meinen Respekt“, sagte er.
Doch dass sich Kyshawn George durch seinen schlechten Start nicht destabilisieren ließ, liegt nicht nur an seiner Mentalität. Auch seine Teamkollegen und Trainer haben etwas damit zu tun. „Wir sagten ihm, er solle weiter schießen. Er ist ein großartiger Schütze. „Wir wollten nicht, dass er das Spiel mit einem Dreier von 0/6 verlässt“, gestand Cheftrainer Brian Keefe nach dem Spiel gegen die Warriors. So habe er ihr angeblich gesagt: „Wenn der Schuss offen ist, nimm ihn.“ Das hat er getan. Der 2,03 Meter große Spieler, der Tests zufolge noch größer werden dürfte, berichtete selbst: „Sie haben Vertrauen in mich und mein Schießen. Heute waren die Shootings erfolgreich und das hat mir ein gutes Gefühl gegeben.“
„Jetzt hat er einen guten Rhythmus und macht seine Schüsse, aber vor allem ist es seine Spielintelligenz, die der Mannschaft hilft.“
Brian Keefe, Trainer der Wizards
Doch für George war diese grandiose Leistung in der zweiten Halbzeit nur der Anfang einer guten Serie. In seinen letzten fünf Spielen erzielte er durchschnittlich 14,4 Punkte pro Spiel und erzielte fast 40 % seiner Dreier. Auch in der Verteidigung ließ der Schweizer sein Potenzial erkennen. Doch in den Augen seines Trainers liegt die Stärke von Kyshawn George vor allem in seinem Basketball-IQ: „Er hat von Beginn an sein Gespür für das Spiel gezeigt. Jetzt hat er einen guten Rhythmus und macht seine Schüsse, aber vor allem ist es seine Spielintelligenz, die der Mannschaft hilft.
Kyshawn George hat Stars wie Stephen Curry und Draymond Green beeindruckt.Bild: Schlussstein
Leider hat sich sein Beitrag noch nicht als Erfolg erwiesen. Von den ersten zehn Spielen der Saison hat Washington nur zwei gewonnen, aber das ist für das Franchise derzeit kein Problem. Das Team ist extrem jung und für die Zukunft aufgestellt. Neben dem 20-jährigen Walliser, dessen Vater Deon professionell in der Schweiz und in Frankreich spielte, spielen seit Saisonbeginn zwei weitere Rookies eine tragende Rolle: Alex Sarr, 2. Wahl im Draft, und Bub Carrington, 14. Wahl. Der 20-jährige Bilal Coulibaly kam letzte Saison zur NBA. Er profitiert von noch mehr Spielzeit.
So sagte George kürzlich: „Es ist nicht schön zu verlieren. Aber man muss die Dinge als Ganzes sehen.“ In dieser Hinsicht sind die Wizards auf dem richtigen Weg, denn sie haben bewiesen, dass sie auch bei deutlichem Rückstand niemals aufgeben. Der Beweis dafür ist Kyshawn George, der in der zweiten Halbzeit gegen die Warriors Feuer gefangen hat.
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