Deschwanden stellt sich misstrauischen Österreichern entgegen

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Gregor Deschwanden ist nach den ersten beiden Etappen Vierter der Tour.Bild: Keystone

Als Zweiter im Neujahrswettbewerb war Gregor Deschwanden seit Beginn der Vierschanzentournee einer der seltenen Springer, die die Pläne der Österreicher, Erzdominanten und weithin des Betrugs verdächtigten, vereiteln konnten.

03.01.2025, 05:3503.01.2025, 08:27

Gregor Deschwanden ist in blendender Form. Am Neujahrstag holte der Schweizer Springer in Garmisch den ersten Podestplatz seiner Karriere bei der Vierschanzentournee. Es ist bereits sein vierter in diesem Winter.

Seine Leistung ist umso bemerkenswerter, wenn man die Dominanz unserer Nachbarn seit Beginn der Tour bedenkt. Das „Wunderteam“ nimmt alles, was ihm in den Weg kommt. Fünf Österreicher landeten in der ersten Qualifikation in Oberstdorf auf den ersten fünf Plätzen.

Den Hattrick gelang ihnen dann im offiziellen Wettbewerb am nächsten Tag und in der darauffolgenden Qualifikation in Garmisch-Partenkirchen. Auch im Gesamtklassement belegen die österreichischen Springer die ersten drei Plätze. Zur Halbzeit liegt Daniel Tschofenig, Sieger des Neujahrswettbewerbs, vor Jan Hörl und Stefan Kraft in Führung.

Der Österreicher Daniel Tschofenig hat 50 % der Arbeit geleistet.Bild: Keystone

Gregor Deschwanden belegt dann den vierten Platz. Im Hinterhalt ist der Schweizer vor allem der einzige Athlet, der es geschafft hat, auf ein Podium zu rutschen, egal ob in einer Qualifikation, einem Wettkampf oder im Allgemeinen, ohne im Besitz eines österreichischen Passes zu fliegen.

Wie lässt sich diese ungeteilte Dominanz des „Wunderteams“ erklären, die seit den Engelberg-Wettbewerben in der Schweiz kurz vor den Feiertagen etabliert wurde? „Unsere Jungs springen derzeit technisch besser als alle anderen. Sie haben auch ein unglaubliches Selbstvertrauen“, erklärte der österreichische Chef-Springtrainer Andreas Widhölzl in den Kolumnen der Kleine Zeitung.

Der Techniker reagierte hier auf die gegen seine Schützlinge erhobenen Vorwürfe. Denn ja, die Ergebnisse unserer Nachbarn werfen Fragen auf, insbesondere in Deutschland und Norwegen. „Es ist seltsam und ungewöhnlich, eine Nation zu sehen, die so dominiert, wie Österreich es jetzt tut“, sagte der skandinavische Springreiter Halvor Egner Granerud gegenüber NRK nach dem Wettkampf in Oberstdorf.

„Wenn ich Gregor Deschwanden oder Pius Paschke wäre, wäre ich wahrscheinlich sehr misstrauisch“

Halvor Egner Granerud

Pius Paschke hat nichts zu befürchten. Derjenige, auf den ganz Deutschland als Nachfolger von Sven Hannawald, dem Tour-Sieger von 2002, wartete, passierte in Garmisch-Partenkirchen. Er ist jetzt Zweiter. Deschwanden hingegen ist platziert. Er liegt nur fünf Punkte hinter dem drittplatzierten Stefan Kraft.

epa11801570 Gregor Deschwanden aus der Schweiz reagiert während der zweiten Runde der zweiten Etappe der 73. Vierschanzentournee in Garmisch-Partenkirchen, Deutschland, 01. Januar 2025. EPA/ANNA ...

Gregor Deschwanden wartet nur noch auf seinen ersten Karrieresieg.Bild: Keystone

Wäre er im Nachteil? Es sei „nichts Illegales“, sagte die norwegische Beraterin Maren Lundby, Olympiasiegerin im Skispringen 2018, über die österreichischen Leistungen. Damit meinte sie, dass das „Wunderteam“ einfach das Rezept gefunden hat, das die anderen nicht hatten, wie es beim Skispringen manchmal passiert. Sie fügte jedoch hinzu, dass diese Ergebnisse „furchtbar verdächtig“ seien. Fünfter in Oberstdorf ist der Norweger Johann Andre Forfang. „Es ist offensichtlich, dass sie etwas haben, sonst wären sie nicht alle so stark“, verkündete er gegenüber dem Dagbladet.

Im Mittelpunkt der Gespräche: Kombinationen. Die deutsche Tageszeitung Bild spekuliert beispielsweise über einen „Wunderstoff“. Viele Beobachter konzentrieren sich jedoch mehr auf die Größe der Innennaht und die Art des Nähens. Dem Österreicher Christian Kathol, der beim Internationalen Skiverband (FIS) für die Inspektion der Ausrüstung zuständig ist, wird vorgeworfen, er ignoriere die Ausrüstung seiner Landsleute, schreibt die Kronen Zeitung.

Tatsächlich bringt es der ORF-Berater, der ehemalige österreichische Springreiter Andreas Goldberger, ganz gut auf den Punkt: „Es ist normal, dass Nationen nervös werden, wenn es eine gibt, die so stark dominiert.“ Sind unsere Nachbarn einfach die Stärksten der letzten Wochen, sodass ihre Rivalen neidisch werden? Im Gegenteil, hätten sie das gewisse Etwas, das andere nicht haben, ob legal oder nicht? Schwierig, dies abschließend zu beantworten. Aber eines ist sicher: Der Schweizer Gregor Deschwanden ist derzeit einer der wenigen Springer, die den Österreichern wirklich Paroli bieten können.

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