YB hat in Barcelona keine Chance

YB hat in Barcelona keine Chance
YB hat in Barcelona keine Chance
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0:3 gegen Aston Villa, 0:5 am Dienstagabend beim FC Barcelona – YB präsentiert sich in der Königsklasse. Am Sonntag geht es für den strauchelnden Schweizer Meister in der Super League gegen den FC Basel weiter. In Bern wächst die Kritik an den Vereinsverantwortlichen.

Die Berner, hier Sandro Lauper und Kastriot Imeri, agierten hilflos, hoffnungslos und entmutigt.

Jean-Christophe Bott / KEYSTONE

Irgendwann, relativ bald, wird dem Beobachter am Dienstagabend wieder dieser Gedanke kommen: Was machen Mannschaften wie die Young Boys eigentlich in der Champions League? Der Schweizer Meister ist in Barcelona hilflos, hoffnungslos und entmutigt; Am Ende verlieren sie mit 0:5 – und wenn der spanische Gigant nicht mindestens zwei Gänge zurückgeschaltet hätte, wäre eine 0:8-Niederlage denkbar gewesen.

Die Kluft zwischen Europas Spitzenmannschaften und den Teilnehmern aus Drittligen ist riesig. In den ersten Spielen dieser Champions-League-Saison gab es mehrere Ergebnisse wie 9:2, 7:1, 5:0, 4:0. Zu viele, um das neue Format der Königsklasse bisher als attraktiv einzustufen. Es wäre vielleicht sinnvoller und sicherlich spannender, wenn Teams wie YB und Slovan Bratislava, Dinamo Zagreb und Roter Stern Belgrad durch noch mehr Vertreter aus Top-Ligen ersetzt würden.

Auf jeden Fall verlor der FC Barcelona drei Tage vor dem souveränen Sieg gegen die Young Boys mit 2:4 bei Osasuna in der Primera Division. Auch am Dienstagabend scheint er nicht unangreifbar zu sein – und doch ist er drei Klassen stärker als sein überforderter Gegner. Von der ersten Sekunde an strebt er nur nach einem: Schadensbegrenzung. YB hätte überhaupt nichts zu verlieren. Allerdings mangelt es dem Gast an Klasse und Kampfgeist, an Kompaktheit und Kreativität und an allen anderen Tugenden und Fähigkeiten, die nötig wären, um zumindest annähernd zu einem ehrenvollen Ergebnis zu kommen.

Die Fußballer des FC Barcelona um den 17-jährigen Wunderjungen Lamine Yamal dürfen nach Lust und Laune tricksen und zaubern, wie es ihnen gefällt. Sie produzieren ein paar schöne Szenen mit Shows, die sich auf jeden Fall als Filme auf Tiktok gut machen werden. Sie müssen keinen Widerstand befürchten.

Der Druck auf den glücklosen YB-Trainer Frame steigt

Wie schon die 0:3-Heimniederlage gegen Aston Villa in der Champions League ist auch die Präsentation der Young Boys ernüchternd und weitgehend wenig überzeugend. Diesmal kassierte YB drei Gegentore aus Standardsituationen. Und es nützt wenig, wenn die Protagonisten des Vereins auf die Größe und den Kaderwert des Gegners hinweisen – so gesehen hätte Osasuna gar nicht erst gegen Barcelona antreten müssen. Und in der Schweizer Liga sind die Young Boys selbst eine Art FC Barcelona, ​​zumindest was Größe und Kaderwert angeht.

Noch sind es für YB sechs Spieltage in der Champions League, um zu beweisen, dass die Teilnahme am wichtigsten Vereinswettbewerb der Welt berechtigt ist und rund 40 Millionen Franken Einnahmen erwirtschaftet hat. Weiter geht es in drei Wochen mit dem Heimspiel gegen den italienischen Meister Inter Mailand, der am Dienstag mit 4:0 gegen Roter Stern Belgrad gewann.

Allerdings ist die Super League in diesem schwierigen Herbst für die Young Boys viel wichtiger. Am Sonntag folgt das Spiel beim FC Basel, und die Angelegenheit ist fast so spektakulär, als stünden sich die Rivalen in einer Finalissima gegenüber. Es ist das Aufeinandertreffen des Siebten mit dem Elften – und damit ein seltsamer Rahmen für das Duell der beiden größten Vereine der Schweiz.

Vor der zweiwöchigen Länderspielpause droht auch Patrick Framework Gegenwind im St. Jakob-Park. Den Auftritt in Barcelona bezeichnet der YB-Trainer als „lehrreich“, die Gegentore aus Freistößen und Eckbällen als „ärgerlich“ und die drei, vier Chancen, die sein Team herausspielte, als „positiv“.

Sollte es in Basel erneut zu einer Niederlage kommen, könnte es für Framework auf seiner neuen Position eng werden. Wenn der Abschwung anhält, denken die Young Boys vielleicht bald größer und blicken auf Trainer wie Urs Fischer und Lucien Favre, die derzeit vereinslos sind. Kurzfristig stünde Joel Magnin aus der U-21-Mannschaft wieder als Stabilisator zur Verfügung; er löste im Frühjahr interimistisch Raphael Wicky ab.

Wicky wurde im Frühling entlassen, obwohl er bei YB auf Platz eins stand. Allein das zeigt, wie sich die Grenzen im Wankdorf verschoben haben. Die Vereinsfunktionäre scheinen den Kontakt und das Gespür für die Situationen verloren zu haben. Das beweisen die unangenehmen Abgänge wichtiger Mitarbeiter wie CEO Wanja Greuel, von langjährigen Helden wie Jean-Pierre Nsame, des Erfolgstrainers Wicky in den letzten Monaten – sowie unter anderem mehrere unzureichende Transferphasen in wobei die Young Boys überraschend zögerlich und irritierend agierten. Und so mangelt es der Mannschaft heute an Führungsspielern.

Erstmals steht auch der mächtige Spion in der Kritik

Erstmals seit seiner Amtsübernahme als Sportdirektor im Herbst 2016 steht auch Christoph Spycher in der Kritik. Unter seiner Verantwortung stieg YB sowohl sportlich als auch finanziell zum erfolgreichsten Schweizer Verein auf. Nach acht wundervollen Jahren mit sechs Meistertiteln und vier Champions-League-Teilnahmen verfügt Spycher als Vorstandsmitglied, Sport-CEO und sogar Miteigentümer über ein Maß an Macht, wie man es in der Wirtschaft selten findet. Im Unternehmen gibt es keine Einwände mehr.

Nun ist Spycher als Krisenmoderator gefragt. So wie Sportdirektor Steve von Bergen, der bei seiner Anstellung hinter Ex-YB-Spieler Pirmin Schwegler zweite Wahl war. Bis zuletzt war Schwegler bei Hoffenheim in der Bundesliga als Leiter Profifußball tätig, bevor der Vertrag wegen innerbetrieblicher Querelen Ende Juli einvernehmlich aufgelöst wurde. Schweglers Ruf ist hervorragend, der Schweizer gilt ganz konkret als Sportdirektor bei Eintracht Frankfurt. Es wäre überraschend, wenn sich nicht auch die Young Boys für den 37-Jährigen interessieren würden, der einst mit Spycher bei Eintracht Frankfurt spielte.

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