Das sagen italienische Medien zum EM-Achtelfinal-Duell gegen die Schweiz

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Die italienische Nationalmannschaft hat nicht nur gute Erinnerungen an die Schweiz.Bild: www.imago-images.de

Die Schweiz trifft im Achtelfinal der Europameisterschaft in Deutschland auf Italien. Viele Nati-Akteure sind im Nachbarland keine Unbekannten – gegen Deutschland standen fünf Spieler auf dem Platz, die ihr Geld in der Serie A verdienen.

25.06.2024, 16:3525.06.2024, 17:32

Vor dem Achtelfinal gegen die Schweizer Nati fragen sich die italienischen Zeitungen bereits: «Gegen wen wird die Squadra Azzurra spielen, falls sie die Schweiz schlägt?» Nach einer Vorrunde, in der die italienische Nationalmannschaft nie wirklich zu überzeugen wusste, mag das italienische Selbstbewusstsein zwar etwas lädiert sein – das Selbstverständnis als Fussballnation ist bei unserem Nachbarn nur drei Jahre nach dem EM-Titel aber nach wie vor intakt.

Gewissermassen ein Serie-A-Duell

Spätestens seit gestern ist der vorläufige italienische Tiefpunkt der EM gegen Spanien – vier Torschüsse und 0,15 Expected Goals – bei den Azzurri bereits wieder vergessen, denn mit seinem Tor in der 98. Minute rettete Mattia Zaccagni Italien im Duell mit Kroatien in der 98. Minute einen Punkt und besiegelte den Einzug in den Achtelfinal. Seither ist klar: Die Italiener treffen am Samstag (18 Uhr) in Berlin auf die Nati.

Dan Ndoye, Michel Aebischer und Remo Freuler posieren nach einer Medienkonferenz am Donnerstag, 21. Maerz 2024 in Cartagena, Spanien. Die Schweizer Fussball Nationalmannschaft befindet sich vom 18.3.2 ...

Das Bologna-Trio: Dan Ndoye, Michel Aebischer, Remo Freuler.Bild: KEYSTONE

Im Vorfeld der Partie fangen auch die italienischen Zeitungen an, sich auf den Gegner einzustimmen. Viele Nati-Akteure sind in Italien keine Unbekannten – alleine gegen Deutschland standen mit Ndoye, Aebischer, Freuler, Rodriguez und Sommer fünf Spieler auf dem Platz, die ihr Geld in der Serie A verdienen.

Und so sind die italienischen Chronistinnen und Chronisten auch bestens mit den Stärken und Schwächen der Schweizer Mannschaft vertraut. Besonderes Lob erhält die Nati von der Gazzetta dello Sport für die Verteidigung um Fabian Schär, Manuel Akanji und Ricardo Rodriguez. «Die vier kommen zusammen auf 353 Einsätze in der Nationalmannschaft. Sie kennen sich, sie verstehen sich», urteilt die Sportzeitschrift.

«Die Schweiz hat bisher drei Tore kassiert, eines pro Spiel. Und die Tore, wie auch die besten Chancen des Gegners, sind in der Luft entstanden, durch hohe Bälle.»

Doch der Autor glaubt, auch schon die Schwäche der solide agierenden Verteidigung ausfindig gemacht zu haben: «Die Schweiz hat bisher drei Tore kassiert, eines pro Spiel. Und die Tore, wie auch die besten Chancen des Gegners, sind in der Luft entstanden, durch hohe Bälle. Füllkrugs Kopfballtor war identisch mit einer verpassten Chance des Ungarn Varga, der im ersten Spiel dann aber ebenfalls noch per Kopf getroffen hatte. Aufgefallen ist die unsichere Positionierung bei Flanken, vor allem von der linken Seite.»

Auch Yann Sommer kennt den italienischen Fussball. Bild: www.imago-images.de

Ein Fragezeichen setzt die «Gazzetta» auch hinter Leonidas Stergiou, der vermutlich für den gesperrten Widmer zum Einsatz kommen wird und im Nationaldress bisher «noch nicht überzeugt» habe. Viel Lob erhält hingegen Michel Aebischer, der mit Bologna in der vergangenen Saison den erstmaligen Einzug in die Champions League perfekt gemacht hat. Vor allem mit seinen «Balleroberungen» und seinem Zusammenspiel mit Rodriguez vermag er zu überzeugen, so die «Gazzetta».

Schon wieder die Schweiz

«Schweiz, du schon wieder?», fragt Tuttosport und erinnert sich an vergangene Begegnungen mit dem kleinen Nachbarn. Dabei wird deutlich, dass die Schweizer Mannschaft in Italien – zumindest auf dem Papier – keineswegs unterschätzt wird. Die Gesamtbilanz spreche zwar für Italien (als die Schweiz zum letzten Mal gegen Italien gewann, war noch Roy Hodgson Nati-Trainer), so das Sportmagazin, aber die bitteren Erinnerungen an die WM-Qualifikation 2022, als die Schweiz Italien den Gruppensieg wegschnappte und die Azzurri schliesslich in den Playoffs scheiterten, seien in den Köpfen hängen geblieben.

Auch ein Blick auf die letzten Partien stimmt «Tuttosport» nicht unbedingt positiv. In der Gruppenphase der letzten EM wies Italien die Schweiz mit einem 3:0 zwar deutlich in die Schranken, in den letzten acht Begegnungen habe Italien aber sechsmal nur Unentschieden gespielt. Auch dass sich die Schweiz an der letzten EM mit dem Sieg gegen Frankreich im Achtelfinal einen Namen als Favoritenschreck gemacht hat, blieb in Italien nicht unbemerkt.

Die Zeitung setzt ihre Hoffnungen auch in den Mann, der im italienischen Nationaldress schon beim Titel 2021 überragend spielte und auch in diesem Turnier überzeugt: Gianluigi Donnarumma. Denn nicht nur Yann Sommer habe sich unter anderem mit seinen gehaltenen Penaltys gegen Jorginho und Kylian Mbappé in die Herzen der Fans gespielt, sondern auch Donnarumma zeichne sich immer wieder durch Glanztaten aus.

«Alle, ausser er»

Dass der Schweiz ein Leader im Sturm fehlt, weiss auch der kommende Achtelfinalgegner. Trainer Murat Yakin sei aber mit seiner Entscheidung, in der Sturmspitze zu rotieren, goldrichtig gelegen, urteilt die «Gazzetta». Denn sowohl Kwadwo Duah als auch Xherdan Shaqiri und Breel Embolo haben in dieser Position in der Vorrunde getroffen.

«Italien hat keinen guten Fussball gezeigt, aber überlebt. Und jetzt kann ein neues Kapitel an der Euro 2024 beginnen.»

Dass aber bisher fast alle mitgereisten Kandidaten für diese Postion zum Einsatz gekommen sind «ausser er», verwundert das Sportblatt. «Er» – das ist Noah Okafor, der sich als Joker bei der AC Milan einen Namen gemacht hat. Ob Yakin gegen Italien zum ersten Mal an diesem Turnier auf die Dienste des Serie-A-Stürmers setzen wird, erfahren wir spätestens am kommenden Samstag.

Italien habe zwar an dieser EM, so der «Corriere della Sera», noch keinen guten Fussball gezeigt, habe aber zumindest «überlebt». Gegen die Schweiz, so die Zeitung, soll für die italienische Nationalmannschaft am Samstag in Berlin nun eine andere, eine schönere EM-Geschichte beginnen.

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