Von Beginn der Geschichte an stürmten Journalisten in die Vogesenim kleinen Dorf Lépanges-sur-Vologne. Um die Dorfbewohner zu beschreiben, spricht der Nouvel Obs von „perversen Bauern, die in ihrem Schweigen eingemauert sind“. Ohne Grenzen jagen Journalisten den Knüllern hinterher, belästigen Anwohner, Eltern und die Familie Villemin. Manchmal wird Geld als Gegenleistung für unveröffentlichte Informationen angeboten, andere geben sich als Polizisten aus. Auch in den Häusern von Angehörigen sind Mikrofone versteckt. Am 20. Oktober 1984, während Grégorys Beerdigung, drangen Dutzende Kameras und Mikrofone auf den Friedhof ein.
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In dieser Angelegenheit stehen sich zwei Medienfraktionen gegenüber. Diejenigen, die an die Schuld der Laroches und Bernard Laroches denken und diejenigen, die glauben – und das sind die Mehrheit –, dass die Schuldige Christine Villemin, Grégorys Mutter, ist. Jahre später erklärten Medienexperten, dass eine Mutter, die ihr Kind tötete, mehr verkaufte als nur einen Familienkrieg. Der Fall Grégory verwandelte Presse und Nachrichten in ein kommerzielles System. Während der Ermittlungen schrieben und produzierten zwei Journalisten, Jean-Michel Bezzina und seine Partnerin Marie-France Lefebvre, unter fiktiven Namen Radioartikel für sieben verschiedene Medien. Sie machten Christine Villemin zum Tier, das abgeschlachtet werden sollte. Sie überschwemmten die Presse mit unbegründeten Artikeln und verwandelten den Tod eines Kindes in einen Geldautomaten.
Mehrere Jahrzehnte später geht das Mediendesaster weiter. Am 11. Juli 2017 tötete sich Jean-Michel Lambert, der erste für die Ermittlungen zuständige Richter, während drei Mitglieder von Grégorys Familie angeklagt wurden. In einem Brief erklärt er, dass er sich nicht bereit fühle, sich dem „Schleifer“ zu stellen, womit er die Medien und die Justiz bezeichnet. Im Jahr 2019 veröffentlichte Netflix eine Reihe von Online-Dokumentationen geschrieben von einer der Experten des Falles, Patricia Tourancheau. Diese Produktion machte den Fall einem jungen Publikum und insbesondere einem ausländischen Publikum bekannt. Auf Reddit begeisterten sich amerikanische Internetnutzer für das Verschwinden des kleinen Grégory. 40 Jahre später ist der Fall immer noch nicht aufgeklärt. Was jedoch glasklar ist, sind die gravierenden Fehler der Journalisten.
