Nigeria: Wachsende Versorgungsspannungen in der Dangote-Raffinerie

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Die Dangote-Raffinerie, das Flaggschiff der nigerianischen Ölindustrie mit einer Verarbeitungskapazität von 650.000 Barrel pro Tag, steht bei der Sicherung der Rohölversorgung vor großen Herausforderungen. Seit ihrer Inbetriebnahme im Januar ist die Raffinerie auf Lieferungen der Nigerian National Petroleum Corporation (NNPC), einem 20-prozentigen Eigentümer der Dangote-Raffinerie, und internationaler Ölunternehmen (IOCs) angewiesen. Letztere verlangen jedoch mittlerweile hohe Prämien, die zu Marktpreisen über 6 US-Dollar pro Barrel liegen, was den Raffineriebetrieb erschwert.
Devakumar Edwin, Vizepräsident von Dangote Industries, zeigte sich frustriert und warf den IOCs vor, den Kauf von lokalem Rohöl absichtlich zu erschweren. Dieser Mangel hat die Raffinerie daran gehindert, höhere Betriebsraten zu erzielen, und dadurch ihren beabsichtigten Beitrag zur Transformation des Raffineriesektors in Westafrika behindert.

Lieferverzögerungen und finanzielle Streitigkeiten

Lieferverzögerungen, oft aufgrund von Streitigkeiten über Zahlungsbedingungen, verschlimmern die Situation. Im Mai warteten zwei Tanker mit WTI Midland mehr als einen Monat, bevor sie in der Raffinerie entladen konnten, nachdem Petrochina die Zahlung in Form von raffinierten Produkten verweigerte. Diese Vorfälle verdeutlichen die logistischen und finanziellen Herausforderungen, vor denen Dangote steht, und werden durch eine kürzlich durchgeführte Untersuchung der nigerianischen Kommission für Wirtschafts- und Finanzkriminalität wegen angeblich schlechter Verwaltung von Fremdwährungen noch verschärft.
Die Schwäche der nigerianischen Währung und der eingeschränkte Zugang zu US-Dollar tragen zu den Komplikationen bei. Im Januar wurde das Hauptquartier von Dangote in Lagos durchsucht, was die Gruppe als Versuch bezeichnete, „unangemessene Peinlichkeiten“ zu verursachen. Allerdings scheinen sich die Beziehungen zur Tinibu-Regierung allmählich zu verbessern.

Regulatorische Eingriffe und Marktaussichten

Um die Zurückhaltung der IOCs zu überwinden, erwägt die nigerianische Upstream Petroleum Regulatory Commission (NUPRC) die Einführung einer inländischen Rohöllieferverpflichtung. Die im Petroleum Industries Act von 2021 vorgesehene Maßnahme würde nigerianische Öllieferanten dazu verpflichten, ihre Produkte vor jedem Export an lokale Raffinerien zu liefern. Allerdings beinhaltet diese Verpflichtung keine Tarifkomponente, sodass Raffinerien zum internationalen Preis einkaufen müssen.
Devakumar Edwin betonte, dass lokale Raffinerien bereit sein müssen, das Rohöl zum Weltmarktpreis zu kaufen. Ein Händler bestätigte, dass es keine „absolute Notwendigkeit“ gebe, Rohöl an den heimischen Markt zu liefern, wenn es wirtschaftlich nicht rentabel sei.

Abgänge von IOCs und neue Partnerschaften

Die meisten IOCs, darunter TotalEnergies, ExxonMobil und Eni, verlassen Nigeria und verkaufen ihre Onshore- und Flachwasseranlagen an nigerianische Akteure. Diese Verkäufe werden häufig durch Einsprüche und rechtliche Anfechtungen verzögert. Chevron, das weiterhin aktiv ist, baut jedoch weiterhin Lieferbeziehungen zur Raffinerie auf. Ein Chevron-Sprecher brachte seine Unterstützung für die Bemühungen von NUPRC zum Ausdruck, die Rohölversorgung lokaler Raffinerien auf transparente und wirtschaftlich tragfähige Weise sicherzustellen.

Konsum und Nahversorgung

Ursprünglich sollte NNPC, das einen Anteil von 20 % an der Dangote-Raffinerie hält, der Hauptlieferant sein. Es sind jedoch Unsicherheiten hinsichtlich der Verfügbarkeit des Angebots entstanden. Aliko Dangote, Eigentümerin der Raffinerie, betonte die Schwankungen in der Produktion von NNPC und sagte, die Raffinerie könne es sich nicht leisten, auf inkonsistente Lieferungen zu warten.
Im Dezember 2023 erhielt die Raffinerie 6 Millionen Barrel Rohöl von NNPC, versucht jedoch seitdem, ihren Bedarf durch eine Lieferung von 2 Millionen Barrel pro Monat aus den Vereinigten Staaten zu decken. Nach Angaben von S&P Global Commodities at Sea erreichten die Lieferungen nigerianischen Rohöls nach Dangote im Mai einen Rekordwert von 6,9 Millionen und sollen im Juni auf 9 Millionen steigen.
Den Daten zufolge kamen 38 der 53 nach Dangote gelieferten Ölladungen aus Nigeria, darunter 17 von NNPC, sieben von Shell und vier von Chevron. TotalEnergies lieferte nach Bekanntgabe einer Liefervereinbarung im Mai erst im April eine Ladung Amenam-Rohöl aus.
Diese komplexe Situation verdeutlicht die vielfältigen Herausforderungen, die die Dangote-Raffinerie bewältigen muss, um eine stabile und ausreichende Rohölversorgung sicherzustellen. Regulierungsbemühungen, Spannungen mit IOCs und die allgemeine Marktdynamik werden weiterhin eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung dieses Flaggschiffprojekts im nigerianischen Energiesektor spielen.

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