Während man nach dem Sturz des Regimes einen Zusammenbruch der Währung hätte erwarten können, geschieht in Syrien das Gegenteil. Zum großen Erstaunen der Beobachter erholt sich das Pfund gegenüber dem Dollar. Finden Sie heraus, warum…
Während der Sturz eines Regimes im Allgemeinen mit einem Zusammenbruch der Landeswährung einhergeht, scheint Syrien eine Ausnahme zu bilden. Mehr als eine Woche nach dem Sturz von Bashar al-Assad gewinnt das syrische Pfund zur Überraschung von Ökonomen und Marktteilnehmern gegenüber dem US-Dollar wieder an Boden.
Ein deutlich verbesserter Wechselkurs
Den Aussagen von Geldwechslern und Händlern zufolge wurde die syrische Währung an diesem Montag zu einem Wechselkurs zwischen 10.000 und 12.000 Pfund pro Dollar umgetauscht. Ein deutlicher Fortschritt im Vergleich zu dem am Vorabend des Falls von Damaskus beobachteten Kurs, der auf dem Schwarzmarkt bei 30.000 Pfund je Dollar seinen Höhepunkt erreicht hatte.
Diese erneuerte Form des Pfunds könnte insbesondere durch die Rückkehr ausländischer Währungen auf die lokalen Märkte erklärt werden. Ein libanesischer Taxifahrer behauptet sogar, er habe seine Dollars vor dem Überqueren der syrischen Grenze zum sehr günstigen Kurs von 9.000 Pfund umtauschen können.
Auf dem Weg zu einer Konvergenz offizieller und paralleler Zinssätze?
Bemerkenswert ist, dass sich der Kurs auf dem Schwarzmarkt zum ersten Mal seit Jahren an den offiziellen Wechselkurs anpasste, da es keine Wechselstuben gab. Eine beispiellose Situation, die Raghid Mansour, einen 74-jährigen Juwelier aus Damaszener, in Erstaunen versetzt:
In jedem Land der Welt bricht die lokale Währung mit dem Sturz eines Regimes zusammen. Hier in Syrien scheint das Gegenteil der Fall zu sein.
Raghid Mansour, Juwelier in Damaskus
Sollte sich der Preis noch nicht vollständig stabilisiert haben, scheint das syrische Pfund also auf dem Weg zu einer allmählichen Erholung seines Wertes zu sein, nachdem es seit Beginn des Konflikts im Jahr 2011 fast 90 % verloren hat.
Was sind die Gründe für diesen überraschenden Aufschwung?
Qoussai Ibrahim, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Damaskus, sieht eine Kombination aus politischen und wirtschaftlichen Faktoren. Er weist insbesondere darauf hin:
- Der Zufluss von Dollars aus ehemaligen Rebellengebieten
- Die verstärkte Präsenz von Journalisten und Mitarbeitern ausländischer NGOs
Der Regimewechsel würde somit eine Rückkehr des Vertrauens und ausländischer Investitionen fördern, mit positiven Auswirkungen auf den Preis der Landeswährung.
Auf dem Weg zur Liberalisierung des Währungsverkehrs
Ein weiteres Zeichen einer neuen wirtschaftlichen Situation: die öffentliche Anzeige von Preisen in verschiedenen Währungen, vom Dollar über die türkische Lira bis zum syrischen Pfund. Eine bisher vom Assad-Regime offiziell verbotene Praxis, die für Transaktionen in Fremdwährungen Strafen von bis zu sieben Jahren Gefängnis vorsah. So sehr, dass Syrer es aus Angst vor einer Verhaftung vermieden, das Wort „Dollar“ in der Öffentlichkeit zu verwenden.
Wenn die Situation weiterhin fragil und schwankend bleibt, bringt die unerwartete Erholung des syrischen Pfunds einen Hoffnungsschimmer an der wirtschaftlichen Front. Es zeigt den Wunsch, Krieg und Beschränkungen hinter sich zu lassen und ein offeneres und stabileres Finanzsystem aufzubauen. Eine große Herausforderung für Syrien nach Assad.