Die Miniserie Im Morgengrauen Amerikas ist ein meisterhaftes Fresko, das in den Wilden Westen von 1857 eintaucht, einer Zeit, als unberührte Gebiete alle Begierden weckten. Zwischen majestätischen Landschaften und allgegenwärtiger Gewalt wird Sie diese sechsteilige Serie nicht gleichgültig lassen. Es zeigt mit roher Intensität die Komplexität eines sich verändernden Territoriums, in dem das Überleben von roher Gewalt und Einfallsreichtum abhängt. Durch sorgfältige Herstellung und prächtige Außendekorationen Im Morgengrauen Amerikas entführt uns in eine Umgebung, die sowohl faszinierend als auch unversöhnlich ist. Utah war damals ein wahres Schlachtfeld.
Im Amerika von 1857 ist der Schmerz allgegenwärtig. Unschuld und Ruhe verlieren den Kampf gegen Hass und Angst. Frieden und Mitgefühl sind seltene Güter. In diesen rauen Ländern des amerikanischen Westens gibt es keinen sicheren Hafen. Nur eines zählt: Überleben. Auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit lernen eine Mutter und ihr Sohn neue Menschen kennen und stellen sich den feindseligen Weiten des amerikanischen Fernen Westens, wo Freiheit und Grausamkeit herrschen.
Die amerikanische Armee, private Milizen, indigene Stämme und mormonische Siedler konkurrieren um die Kontrolle über das Land, in einem Chaos, in dem nur das Waffengesetz herrscht. Schon in den ersten Szenen ist die bedrückende Atmosphäre spürbar. Wir atmen dort den Staub ein, wir spüren die Härte eines Alltagslebens ohne Komfort, in dem auf Schritt und Tritt Gefahren lauern. Die harten Lebensbedingungen verstärken die Spannung und die Charaktere entwickeln sich in einer Welt, in der Gewalt allgegenwärtig, fast trivialisiert ist. Zwei Haupthandlungen strukturieren dieses intensive Werk. Einerseits wird die Expansion der Mormonen aus einem pragmatischen Blickwinkel betrachtet, der oft von Brutalität geprägt ist.
Die Serie versucht nicht, diese historische Periode zu beschönigen: Territorialeroberungen gehen mit blutigen Konflikten und rücksichtslosen politischen Manövern einher. Andererseits verleiht die Geschichte von Sarah, einer Frau auf der Suche nach ihrem vermissten Ehemann und ihrem Sohn, eine menschlichere und ergreifendere Dimension. Ihre Reise ist ein echter Hindernisparcours. Durch ihre Augen entdecken wir eine lebensfeindliche Welt, in der jeder Schritt vom Kampf ums Überleben geprägt ist. Diese Handlung ermöglicht einen seltenen emotionalen Atemzug in einem von Grausamkeit dominierten Universum. Die Stärke dieser Serie liegt auch in ihrer Besetzung. Jeder Schauspieler scheint für seine Rolle geschaffen zu sein, was den Charakteren eine seltene Authentizität verleiht.
Ob Sarah, großartig gespielt von Betty Gilpin, oder die zahlreichen Antagonisten, deren Gesichter von der Härte der Zeit gezeichnet sind, jede Aufführung verstärkt das Eintauchen. Der Realismus der Szenen wird durch atemberaubende Fotografie unterstützt. Die grandiosen Landschaften des amerikanischen Westens werden mit beeindruckender technischer Meisterschaft gefilmt. Die Weitwinkel- und Luftaufnahmen fangen die Pracht und Wildheit der Orte ein. Der gelegentliche Einsatz von Sepiafiltern und teilweiser Verfärbung kann jedoch zu Uneinigkeit führen: Während sie den Retro-Look betonen, verändern sie manchmal die Farbsättigung der Bilder. Die Serie erspart dem Zuschauer nichts.
Die äußerst brutalen Kampfszenen zeugen von einer Zeit, in der menschliches Leben wenig Wert hatte. Diese mit fast klinischer Präzision gefilmten Momente sind Teil des Wunsches nach historischem Realismus. Aber diese Betonung der Wildheit kann manchmal übertrieben wirken und mit einer gewissen Selbstgefälligkeit kokettieren. Die Episode des Mountain Meadows-Massakers zum Beispiel wird mit markerschütternder Intensität dargestellt. Dieses Ereignis, eines der bedeutendsten in der Geschichte der Eroberung des Westens, wird mit einer Detailtiefe behandelt, die keinen Raum für Mehrdeutigkeiten lässt.
Im Morgengrauen Amerikas erneuert das Western-Genre und vermeidet dabei die Hollywood-Klischees vergangener Produktionen. Hier sind die Helden nicht idealisiert und die Antagonisten keine Karikaturen. Die Komplexität der Charaktere spiegelt, wenn auch manchmal durch einen gewissen Manichäismus vereinfacht, eine Zeit wider, in der die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwommen waren. Die Serie erinnert an andere bemerkenswerte Werke des Genres, wie z Hölle auf Rädern oder 1883aber es zeichnet sich durch seinen entschieden düsteren und realistischen Ansatz aus. Die Parallele mit Der Wiedergänger ist ebenfalls relevant, insbesondere in seiner Art und Weise, das Überleben in einer feindlichen Umgebung darzustellen.
Über die Unterhaltung hinaus lädt uns die Serie dazu ein, über die Ursprünge der modernen amerikanischen Gesellschaft nachzudenken. Es erinnert uns daran, dass die Geburt einer Nation unter Schmerzen und vor dem Hintergrund blutiger Konflikte und Machtkämpfe stattfand. Diese Themen wirken auch heute noch nach und bieten eine historische Perspektive auf die verbleibenden Spannungen. Trotz einiger Vorbehalte gegenüber der Allgegenwart von Gewalt und einem gewissen Mangel an Subtilität in der Erzählkonstruktion, Im Morgengrauen Amerikas bleibt ein fesselndes Erlebnis. Die sorgfältige Inszenierung, die unvergesslichen schauspielerischen Leistungen und die Fähigkeit, den Zuschauer in eine ebenso brutale wie faszinierende Welt eintauchen zu lassen, machen sie zu einer Serie, die man sich nicht entgehen lassen sollte.
Für Fans historischer Dramen und epischer Geschichten ist diese Miniserie ein wahres Juwel. Es bietet einen kompromisslosen Einblick in die bewegte Geschichte Amerikas und erinnert uns gleichzeitig daran, dass das Überleben der Menschheit manchmal einen exorbitanten Preis verlangt.
Hinweis: 7,5/10. Kurz gesagt, eine brutale und packende Erkundung der chaotischen Anfänge einer Nation.
Verfügbar auf Netflix