Diesen Dienstag, den 26. November, kamen Raphaëlle Boitel und die Cie L’Oubliée zur Präsentation in die Scène nationale d’Orléans Der Fall der Engel. Eine Show ohne Worte, die aber Charaktere erzählt bzw. zeigt, die versuchen, das wahre Licht zu finden. Theater, Tanz, Zirkus und Kunstflug verschmelzen zu beeindruckenden Bildern, die durch wunderschöne Musik untermalt werden.
Ein Engel in Aktion. Teaser-Screenshot
Von Bernard Cassat.
Aber was ist diese schwarze Welt, durchdrungen von grellen Lichtern, die durch den Raum wandern, um den Silhouetten besser folgen zu können? Und wer sind sie, diese menschlichen Gestalten, die an ihrem Kleiderbügel hängen, der sie von der Schwerkraft befreit? Sie fliegen, aber ohne dorthin zu gehen, wohin sie wollen, da ein Faden sie zurückhält. Der Einstieg in die Show ist sensationell. Intensive Musik, reduzierte Bilder dieses fast schon schattenhaften Theaters, die Kraft der Lichtpunkte, die sich aus dem sie umgebenden Schwarz abheben.
Eine Welt voller Puppen
Und wenn sich die Figuren von ihrem Faden lösen, bewegen sie sich wie Marionetten. Ständig gefolgt von Lichtaugen, die auf großen Armen montiert sind. Sie scheinen ständig kontrolliert zu werden und beschränken sich auf mechanische Spielzeuggesten. Zu bestimmten Zeiten gibt es sogar Hundeführer, die sie transportieren, ihre Gliedmaßen bewegen und sie dazu bringen, sich gegenseitig zu umarmen. Manipulatoren, die nicht in der Lage sind, es selbst zu tun. Die dargestellte Welt ist schwarz, nur die weiße Haut der Charaktere ist sichtbar. Die Lichter heben die Hände, die Arme und bestimmte Gesichter hervor.
Geheimnisvolle Charaktere. Teaser-Aufnahme.
Die auf der Bühne entstehenden Bilder sind kraftvoll, zumal die intensive Musik die Vision verstärkt. Es bewegt sich schnell, am Boden oder etwas höher, wir wissen nicht wirklich, ob die betreffenden Engel fliegen oder gehen. Und diese schwarze und grenzenlose, bedrückende Welt behält ihr ganzes Geheimnis.
Durch das Licht wird auch das Sandkorn kommen und die Maschinerie zerreißen. Ein Engel kann sich davon nicht lösen, spricht zu ihm, was verboten, unterdrückt ist. Aber der Engel hält durch.
Schwerelos in den Wolken. Teaser-Aufnahme.
Das wird beeindruckende Momente der Manipulation von Stangen und fliegenden Leitern mit sich bringen. Momente puren Kunstflugs. Darüber hinaus nutzt die Show alle Mittel, die Raphaëlle Boitel liebt und mit denen sie viel experimentiert hat, insbesondere mit James Thierrée. Der Tanz ist hier stark von den Mechanismen geprägt, die diese Puppenfiguren beherrschen sollen. Mechanische Ballette mit sechs Charakteren, die sich schnell, aber konsequent bewegen, sich kreuzen und einander aus dem Weg gehen. Aber an einer Stelle auch eine Art Pas de deux, eine lange, großartige Sequenz zweier schwarzer Körper in der Gewalt eines sehr nahen Lichts. Zu anderen Zeiten sind wir eher auf der Seite des Zirkus, mit Verrenkungen und akrobatischen Sprüngen. Und vor allem mit der Stange. Eine beeindruckende Künstlerin spielt es großartig, klettert auf die Kleiderbügel des Theaters und lässt sich dann in einer Rauchwolke gleiten. Und dann die von zwei Akolythen manipulierte Leiter, die es einem der Engel ermöglicht, gegen das Licht zu streifen. Diese Momente voller Licht, das den Nebel durchdringt, erzeugen eindrucksvolle Bilder.
Details hervorgehoben. Teaser-Aufnahme.
Und das ist die Stärke dieser Show. Dystopie spricht uns natürlich an, diese zukünftige Welt der im Dunkeln gefangenen Engel regt uns zum Nachdenken an. Vor allem aber sind es die visuellen und klanglichen Höhenflüge der Truppe, die erstaunlichen Lichtmanipulationen, die Details der Schatten, die flüchtige Visionen hervorrufen, die Originalität des Kampfes gegen die Schwerkraft dieser akrobatischen Tänzer, die verführen. Eine sehr große Aufgabe auf der Bühne und um sie herum, wenn man die Bedeutung der Beleuchtung und der Musik bedenkt. Die 2018 ins Leben gerufene Show ist perfekt etabliert. Und hat perfekt funktioniert.
Der Fall der Engel
Zweite Vorstellung diesen Mittwoch, 27. November, 19 Uhr.
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Weitere Informationen ansonsten zu Magcentre:
Der Sturm im nördlichen Nebel