Verrückt und unverschämt mit The Bat von Barrie Kosky

Verrückt und unverschämt mit The Bat von Barrie Kosky
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Johann Strauss II (1825-1899): Die Fledermaus (The Bat), operetta in three acts with a libretto by Richard Genée and Karl Haffner. Director: Barrie Kosky. Choreography: Otto Pichel. Decor: Rebecca Ringst. Costumes: Klaus Bruns. Lights: Joachim Klein. With Georg Nigl, baritone (Eisenstein); Diana Damrau, soprano (Rosalinde); Martin Winkler, bass-baritone (Frank); Andrew Watts, countertenor (Prinz Orlofsky); Sean Panikkar, tenor (Alfred); Markus Brück, baritone (Dr. Falke); Kevin Conners, tenor (Dr. Blind); Katharina Konradi, soprano (Adele); Miriam Neumaier, soprano (Ida); Max Pollak, Frosch. Bavarian Opera Choir (choir director: Christoph Heil). Bayerisches Staatsorchester, conductor: Vladimir Jurowski. Director: Myriam Hoyer. 2 DVDs Bayerische Staatsoper Recordings. Filmed live in December 2023 at the Bayerische Staatsoper in Munich. Subtitles in German, English, French, Italian, Japanese and Korean. Presentation instructions in German and English. Total duration: 2:49:00

Aufnahmen der Bayerischen Staatsoper

Funkelndes und farbenfrohes Spektakel für eine bissige und innovative Lesart einer bürgerlichen Komödie vom Ende des 19. Jahrhunderts. Wunderschöne Besetzung unter der Leitung von Diana Damrau und Georg Nigl.

Diese neue Videoveröffentlichung spiegelt die Entstehung einer Inszenierung der Operette von Johann Strauss im Dezember 2023 wider Die Fledermaus (Die Fledermaus), die auf die legendäre Inszenierung von Otto Schenk aus den 1970er Jahren folgte und in der sich der Dirigent Carlos Kleiber besonders hervorgetan hat. Dies zeigt die Herausforderung, die Barrie Kosky annahm, stolz auf seine fast zehnjährige Erfahrung an der Komischen Oper in Berlin, die es ihm ermöglichte, das reiche Repertoire der Operette und der komischen Oper genau zu erkunden und gleichzeitig die Porosität zwischen diesen beiden lyrischen Genres zu bemerken Manchmal ist es schwierig, sie voneinander zu unterscheiden. Hinter dem, was man als Festival des Lachens und der Unterhaltung bezeichnen könnte, gelingt es Kosky auf jeden Fall, die dunkelsten Aspekte eines Universums anzudeuten, das sowohl dekadent als auch verrückt ist.

Aus der Ouvertüre sehen wir Eisenstein im Bett inmitten eines Albtraums, umgeben von als Fledermäuse verkleideten Tänzern vor den Fassaden des Wiener Judenplatzes, eine Anspielung sowohl auf die jüdische Herkunft von Johann Strauss als auch auf das tragische zukünftige Schicksal des Wiener Juden. , eine Perspektive, die während des gesamten Aktes einen Schatten auf die Farce im Feydeau-Stil wirft, die sich vor unseren Augen abspielt. Akt 2 mit Prinz Orlofsky, halb Drag Queen, halb großer Operndiva, sorgt für Verwirrung in der Handlung, die von Geschlechtern und Genres geprägt ist. Kosky lässt sich offen von der Hippie-Theatergruppe Les Cockettes inspirieren, die in den 1970er Jahren in San Francisco gegründet wurde. Die entschieden queere Ästhetik, die die Show durchdringt – extravagante Kostüme, übermäßiges Augen-Make-up, mit Glitzer verzierte Bärte usw. – wirkt sich auch auf zwischenmenschliche Beziehungen aus. Eisenstein, den wir im dritten Akt in goldenen Lamé-Boxershorts finden, wird im zweiten Akt offen von Männern gestreichelt, was eindeutig auf die Existenz einer fleischlichen Beziehung mit Dr. Falke schließen lässt. Das Gefängnis von Akt 3, ein geschicktes Gerüst mit zahlreichen Treppen, von denen niemand zu wissen scheint, wohin sie führen, vervollständigt das Gefühl der Verwirrung und des Identitätsverlusts, ein Phänomen, das durch das Erscheinen nicht eines, sondern von sechs Frosch-Doppelgängern noch verstärkt wird gegenseitig. In größter Inkongruenz führt Frosch 1 eine schillernde Stepptanznummer vor, vorgetragen vom Tänzer Max Pollak. In diesem Universum, in dem jede der Figuren ihre Spuren und ihre soziale Orientierung sowie ihre Identität verloren hat, lachen und haben wir Spaß, so gut wir können, wobei der schwindelerregende Rhythmus der Show dem blendenden Glanz einer Partitur, aus der wir stammen, buchstabengetreu folgt endlich verstehen, inwieweit der Walzer den Verlust der Fesseln bedeutet, die alle Charaktere durch Regeln und Codes unterdrücken, denen ihre Bedeutung entzogen ist.

Das musikalische Niveau der Show entspricht voll und ganz dem Niveau der Inszenierung, auch wenn die Regie von Vladimir Jurowski zwar präzise und auf die Qualität der Ensembles bedacht ist, aber zweifellos nicht die Leichtigkeit und Subtilität aufweist wie die von Carlos Kleiber. Wir werden echte Sänger-Schauspieler auf der Bühne vorfinden, die alle durch die Flüssigkeit und Natürlichkeit ihres Spiels beeindrucken. Der einzige relative Schatten auf der Tafel ist die müde Stimme des Countertenors Andrew Watts, der jedoch in seinem als große Diva verkleideten Orlofsky unmöglich inszeniert ist. ‘Oper. In der Rolle des Gefängnisdirektors Frank brilliert Martin Winkler auf der Leinwand, aber auch der Bariton Markus Brück überzeugt in seiner Rolle als großer Manipulator, der zu allem bereit ist, um die ihm einst zugefügte Beleidigung zu rächen. Als Adèle beweist Katharina Konradi einen langen und brillanten Sopran sowie eine absolut liebenswerte Bühnenpräsenz. Sehr großzügig mit den hohen Tönen, die seine geliebte Rosalind zum Kentern bringen, bringt Alfred von Sean Panikkar eine gewisse Frische in dieses etwas verwirrte und dekadente Wiener Universum. Trotz einer gewissen stimmlichen Ermüdung, die vor allem die berühmten Czardas des zweiten Akts betrifft, setzt Diana Damrau ihre ganze Energie ein, um eine sehr schöne Rosalinde mit feurigem Temperament und feiner Musikalität darzustellen. Georg Nigl schließlich bietet mit Eisenstein eine echte schauspielerische Leistung, sowohl in der Deklamation des Textes als auch in seiner szenischen Leichtigkeit. Eine Produktion, die zweifellos gute Jahre vor sich hat und der wir die gleiche Langlebigkeit wie der Vorgängerin wünschen.

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Johann Strauss II (1825-1899): Die Fledermaus (The Bat), operetta in three acts with a libretto by Richard Genée and Karl Haffner. Director: Barrie Kosky. Choreography: Otto Pichel. Decor: Rebecca Ringst. Costumes: Klaus Bruns. Lights: Joachim Klein. With Georg Nigl, baritone (Eisenstein); Diana Damrau, soprano (Rosalinde); Martin Winkler, bass-baritone (Frank); Andrew Watts, countertenor (Prinz Orlofsky); Sean Panikkar, tenor (Alfred); Markus Brück, baritone (Dr. Falke); Kevin Conners, tenor (Dr. Blind); Katharina Konradi, soprano (Adele); Miriam Neumaier, soprano (Ida); Max Pollak, Frosch. Bavarian Opera Choir (choir director: Christoph Heil). Bayerisches Staatsorchester, conductor: Vladimir Jurowski. Director: Myriam Hoyer. 2 DVDs Bayerische Staatsoper Recordings. Filmed live in December 2023 at the Bayerische Staatsoper in Munich. Subtitles in German, English, French, Italian, Japanese and Korean. Presentation instructions in German and English. Total duration: 2:49:00

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