Double-Gewinner Bayer Leverkusen empfängt den Vize-Meister VfB Stuttgart – die beiden Überteams der Vorsaison suchen aber noch nach ihrer Form. Und dennoch sind beide Trainer optimistisch, dass es im direkten Duell wieder richtig zur Sache gehen wird.
Es war DAS Spektakel der vergangenen Saison: viermal Schlagabtausch auf Augenhöhe, gnadenloser Offensivfußball und immer wieder Drama in letzter Minute. “Ich war nach jedem Spiel kaputt”, sagte Xabi Alonso vor dem Wiedersehen zwischen Meister Bayer Leverkusen und Vize-Meister VfB Stuttgart. Doch die Vorzeichen haben sich seitdem geändert – statt der nächsten Fabel-Saison müssen beide Teams nach durchwachsenem Saisonstart Ergebnisse liefern.
Rekordmeister Bayern München thront nach seinem Schwächejahr nämlich wieder ungeschlagen an der Tabellenspitze. Der VfB hingegen steht nach acht Spieltagen nur auf Rang acht – und auch Bayer offenbarte bislang ungewohnte Schwächen in der Defensive und droht seine Mission Titelverteidigung frühzeitig aus den Augen zu verlieren.
“Warum soll es jetzt anders laufen?”
Er sei “natürlich nicht zufrieden”, betonte Alonso vor dem “intensiven” Flutlicht-Kracher am Freitag (20.30 Uhr/DAZN und im Liveticker bei ntv.de). Der Abstand auf die Bayern und RB Leipzig beträgt bereits fünf Punkte, ausgerechnet gegen den VfB soll nun der Meisterblues endlich verfliegen.
Doch härter könnte die Aufgabe kaum sein: Die Schwaben hatten Leverkusen als einziges Team in der Vorsaison gleich mehrmals am Rande einer Niederlage, spielen laut Alonso mit der “gleichen Idee” und “gleichen Einstellung” wie die Werkself. In der Liga hieß es zweimal Unentschieden (1:1, 2:2), im wilden Pokal-Viertelfinale sorgte Bayers Jonathan Tah erst in der 90. Minute für den 3:2-Siegtreffer, auch der Supercup Mitte August hatte alles: Platzverweis, Rudelbildungen, Elfmeterschießen (4:3 für Leverkusen).
“Da waren Emotionen drin, die sicherlich noch im Gedächtnis sind”, erinnerte sich Hoeneß: “Viel Intensität, schnelles Spiel, hitzige Gemüter: Dafür standen die Spiele immer. Warum soll es jetzt anders laufen?”
“Das regt mich brutal auf”
Vielleicht, weil von Bayers Selbstverständnis, der offensiven Gier und der letzten Konsequenz in der Abwehrarbeit im Vergleich zur Meistersaison derzeit jede Spur fehlt, das 3:0 im Pokal unter der Woche gegen Zweitligist SV Elversberg mal ausgenommen. “Wenn du nach acht Spieltagen 15 Tore bekommst, dann reicht es nicht, um ganz oben mitzuspielen”, wütete Leader Granit Xhaka zuletzt nach dem 2:2 in Bremen, wo der Ausgleich für Werder in der Nachspielzeit fiel. “Das regt mich brutal auf.”
“Laterkusen” wird mittlerweile mit eigenen Waffen bekämpft, und auch Stuttgart musste bereits 16 Gegentreffer hinnehmen. Die Tabelle spiele aber “überhaupt keine Rolle”, sagte Hoeneß, der laut eines Berichts des “Kicker” in Leverkusen längst als “Wunschlösung” für die Zeit nach Alonso gilt. Vielmehr sollen die drei Siege in Serie zuletzt für “Leichtigkeit” sorgen. Jene will auch Bayer zurück. “Wir wissen, wie intensiv es wird. Es ist ein großes Spiel”, sagte Alonso. Vielleicht ja mal wieder ein Spektakel.