Nadia Brönimann prangert frühe Geschlechtsangleichung an

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Vor 26 Jahren entschied sich Nadia Brönimann zur Geschlechtsangleichung – sie wurde damit zur berühmtesten trans Frau der Schweiz – und war jahrelang die nicht-offizielle Botschafterin der trans Community. Dann, diesen Sommer, gestand sie, sich «gefangen in einem weiblichen Rollenmuster» zu fühlen. Sie bezeichnet die Geschlechtsanpassung von damals heute als falsche Entscheidung.

Wie geht es ihr knapp drei Monate nach dem Geständnis? «Seit meinem Outing, mich nicht mehr nur als Frau zu identifizieren, obwohl ich dies körperlich nach wie vor bin, und Stand jetzt auch vorerst bleibe, hört man mir überraschenderweise vermehrt zu. Dies freut mich, denn es ist wichtig», sagt sie gegenüber dem «SonntagsBlick».

Brönimann möchte die Thematik der Geschlechtsangleichung im jungen Alter daher in der breiten Öffentlichkeit thematisieren. Jugendliche sollten «bestmöglich vor Fehlentscheidungen bewahrt werden». Am 7. November wird sie vor dem Grossen Rat der Menschenrechtskommission in Genf sprechen, heisst es in dem Bericht weiter. «Ich fordere, dass Hormone zur Geschlechtsangleichung nicht an Minderjährige verschrieben werden dürfen, medizinische Eingriffe schon gar nicht.» In ihren Augen hätten Jugendliche ein Recht auf eine pubertäre Entwicklung.

In der Schweiz, so Brönimann, fehle es an einer «gründlichen medizinischen, geistigen und seelischen Abklärung».  Geschlechtsangleichungen würden hierzulande viel zu früh vorgenommen. «Geht es wirklich um das dringliche, dauerhafte Bedürfnis einer Geschlechtsanpassung oder stehen andere psychische Probleme im Vordergrund?» Eltern müssten zudem in den Prozess integriert werden, da sie am besten wüssten, ob ihr Kind schon in jungen Jahren trans Gedanken gehabt habe oder nicht. «Sollte dies der Fall sein, kann dieser Weg der richtige sein», so Brönimann im «SonntagsBlick» weiter. Sie glaubt auch, dass man nicht im falschen Körper geboren werde. «Es sind Familie, Erziehung, das Umfeld, Begegnungen und Erlebnisse, die uns prägen.» Darüber müsse man auf allen Ebenen sprechen.

Ein wichtiger Punkt in dieser Debatte sei auch Social Media. Wenn Jugendliche aufgrund der Algorithmen «ständig in ihrer Selbstdiagnose, trans zu sein, bestätigt» würden, sei dies eine Gefahr. Brönimann: «Geschlechtsanpassungen verkommen so zum woken Lifestyle.»

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