Sexuelle Übergriffe an Uni – «Machtpositionen werden ausgenutzt»

Sexuelle Übergriffe an Uni – «Machtpositionen werden ausgenutzt»
Sexuelle Übergriffe an Uni – «Machtpositionen werden ausgenutzt»
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  • An der Universität Basel wurden zwei Vorwürfe der sexuellen Belästigung durch Professoren publik.

  • In den Jahren 2018 und 2019 wurden die Beschwerden eingereicht. Die Untersuchungsberichte hielt die Uni Basel unter Verschluss.

  • Das Appellationsgericht hat nun entschieden, dass der Bericht von öffentlichem Interesse ist und ausgehändigt werden muss.

Zwei ehemalige Studentinnen der Universität Basel erheben schwere Vorwürfe gegen ihre damaligen Professoren. Petra F.* und Claudia Z.* reichten im Jahr 2018 und 2019 Beschwerden wegen sexueller Belästigung durch ihre Professoren bei der Uni Basel ein.

Die Dokumente, die diese Übergriffe belegten, behielt die Universität unter Verschluss, dies zeigten nun Recherchen der Sendung «Kassensturz» vom SRF. Die beiden betroffenen Frauen fühlten sich von ihrer Uni im Stich gelassen.

Nach Gerichtsentscheid Berichte herausgegeben

Beide Frauen berichten von übergriffigem Verhalten ihrer Professoren: Es fing an mit Komplimenten, gefolgt von Berührungen, bei Petra F. sollen Küsse und weitere sexuelle Handlungen gefolgt sein. Beschwerde legten die beiden aufgrund ihrer Abhängigkeit von den Professoren erst einige Jahre nach den ersten Übergriffen ein. 2019 machte Petra F. ihren Fall publik, Claudia Z. spricht mit dem Kassensturz erstmals über ihren Fall.

Einsicht in die Untersuchungsberichte erhielten die beiden nicht und auch dem Kassensturz von SRF wurde die Einsicht verwehrt. Nun entschied das Appellationsgericht Basel-Stadt, dass die Universität die Berichte herausgeben muss, da ein öffentliches Interesse bestehe.

Im Bericht zum Fall Claudia Z. heisst es, die sexuelle Belästigung könne nicht zweifelsfrei belegt werden, es stehe Aussage gegen Aussage. Der andere Bericht hält fest, dass der Professor «seine Stellung als ihr Doktorvater ausnutzte», um die Doktorandin «zu sexuellen Handlungen zu überreden».

Verfahren vor neuem Reglement abgeschlossen

«Die im Klassensturz beschriebenen Fälle ereigneten sich vor 2019 und wurden deswegen nach einem alten Reglement behandelt und abgeschlossen», sagt Mediensprecher Matthias Geering von der Universität Basel zu 20 Minuten. Im alten Reglement heisst es, dass die Akteneinsicht eingeschränkt werden kann.

«Die Universität hat damals eine Fachstelle Persönliche Integrität eingerichtet, die von einer Koordinatorin geleitet wird und auch das Reglement überarbeitet», so Mediensprecher Geering. Betroffene hätten nun besseren Anspruch auf Beratung und Unterstützung.

«Machtpositionen werden ausgenutzt»

«Was die Intensität betrifft, handelt es sich um überdurchschnittlich krasse Fälle, insbesondere was den Tabubruch angeht», so schätzt der forensische Psychiater Thomas Knecht die beiden Fälle ein. Die Abläufe seien typisch für solche Fälle gewesen. «So etwas kommt an Universitäten und anderen Orten, an denen Abhängigkeiten bestehen, nicht selten vor. Machtpositionen werden ausgenutzt.»

Zum einen gibt es die hierarchische Stellung, das Alter und die Fachkompetenz als Machtfaktoren. «Andererseits darf man jedoch auch nicht vergessen, dass Jugend und Attraktivität ebenfalls Machtfaktoren sein können», so Knecht zu 20 Minuten.

«Konstellation endet oft im Debakel»

In beiden Fällen wollten die Beteiligten zunächst zusammenarbeiten, aber weder die Interessenlage noch die Machtkonstellationen waren gleich. «Die eine Person wollte einen Karrierefortschritt erzielen, während die Gegenseite offenbar auch sexuelles Interesse hegte», so Knecht.

Derartige Konstellationen führten nicht selten zu Konflikten, die in Enttäuschung und Missbrauch enden. «Es läuft auf ein Debakel hinaus, wenn jemand mit seinen Wünschen scheitert und soziale Normen durch sexuelle Begierde übersteuert werden.»

Warnsignale beachten

Aber wie lassen sich solche Situationen verhindern? «Früherkennung ist wichtig», so Knecht. Gerade an Universitäten wird oft viel Zeit beispielsweise in Doktorarbeit investiert, und es ist schwierig, einen Rückzieher zu machen: «Je mehr man investiert, desto schwieriger wird es, auszusteigen, Warnsignale zu sehen, frühzeitig Probleme anzusprechen oder Beratungsstellen aufzusuchen.»

*Claudia Z. und Petra F. sind Pseudonyme

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